Wolfgang Schieffer bemalt Bäume mit farbenfrohen Bildern
Regen schreckt nicht ab
Fühlingen - (hh). Es soll gegen drei Uhr nachts gewesen sein, als Wolfgang
Schieffer vor rund fünf Jahren eine Berührung an seiner Schulter
spürte und eine Stimme ihm versprach, dass er ab sofort die
Fähigkeit zum Malen besäße. „Ich weiß, dass sich das völlig
verrückt anhört, aber so hat es sich tatsächlich ereignet. Und ich
hatte vorher wirklich noch nie einen Pinsel in der Hand gehalten“,
erklärt der 69-jährige Künstler, der sich durch seine
Baumbemalungen schon längst einen Namen als „Waldmaler“ gemacht
hat.
Als ersten Schritt in seine neue Leidenschaft durchsägte er zunächst
eine alte Tür und schenkte ihr mit Bäumen und Landschaftseindrücken
ein freundliches Aussehen. „Dann habe ich mir Leinwände besorgt,
und schnell waren viele Bilder fertig. Schon drei Monate nach meinem
Start hatte ich meine erste Ausstellung in Kerpen-Sindorf“, erinnert
sich der ehemalige Mechaniker für medizinische Geräte. Dort
begegnete er dem Künstler Manfred Bestgen, von dem er viel lernte.
Beim Joggen durch einen Wald in Longerich entdeckte er eines Tages ein
totes Stück Holz, das wie ein Gesicht aussah. „Kurz darauf habe ich
darauf eine Landschaft gemalt, den Baum jedoch bewusst
zurückgelassen. Durch Bekannte habe ich dann erfahren, dass mein
erstes Baum-Werk nahezu allen Spaziergängern sehr gut gefiel.“
Inzwischen finden sich immer mehr kreativ gestaltete Baumstämme in
den Wäldern des Kölner Nordens.
In Fühlingen, wo er am 21. Januar eine eigene Kunstausstellung
eröffnen darf, hat sich Schieffer am südlichen Ortseingang mit einem
Bild der von 1954 bis 1967 aktiven Alwegbahn verewigt; ein zweites
Motiv mit der Kölner Skyline und einer Teilansicht des Fühlinger
Sees befindet sich zudem im Garten des Bürgervereins-Vorsitzenden
Hans-Josef Weihrauch, seinem Cousin. Auch diese Kunstwerke wird er
regelmäßig säubern und pflegen. Lebende Bäume seien für ihn
jedoch Tabu, betont Schieffer.„Und natürlich benutze ich
ausschließlich ungiftige Farben auf Leinöl-Basis. Weder die Natur
noch die Tiere sollen Schaden nehmen.“ Seine Motive haben häufig
einen Köln-Bezug, doch auch Wasserfälle oder Meer finden sich in
seinen impressionistischen Bildern wider, für die er rund acht bis
zehn Stunden benötigt.
Selbst Regen hindert ihn nicht an seiner Liebhaberei. „Das macht
weder mir noch den Baumstämmen etwas aus, denn trotz ihrer
Feuchtigkeit können sie problemlos bemalt werden“, erklärt der
ehemalige Hobby-Rallyefahrer. Als nächstes Ziel möchte sich das
Mitglied im Kölner Malerkreis dem einst verrufenen „Stavenhof“
annehmen. „Er war über Jahrhunderte eine berüchtigte
Prostituiertenmeile und gehört dennoch zur Kölner Historie, die ich
damit posthum etwas würdigen möchte“, erläutert „Waldmaler“
Wolfgang Schieffer.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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