Ehrenfelder Bürgerzentrum startet Kampagne
Alles da, nur kein Geld
Wer würde da nicht Ja sagen: „Ihr wollt mehr Begegnungsräume?“, „Ihr wollt weniger Rassismus?“ oder: „Ihr wollt mehr Vielfalt?“ steht auf den Plakaten. Darunter hat das Team des Ehrenfelder Bürgerzentrums – im Veedel kurz Büze genannt – selbstbewusst vermerkt: „Haben wir schon!“ Auf den Plakaten steht aber auch: „Ohne Stütze kein Büze“.
von Hans-Willi Hermans
Ehrenfeld. Denn im Büze, wie in den übrigen 13 in der „Kölner Elf“ organisierten Bürgerschaftshäusern und Bürgerzentren, befürchtet man angesichts der bevorstehenden Kürzungen im städtischen Haushalt, dass das Angebot im kommenden Jahr erheblich eingeschränkt werden muss. Deshalb startete im angrenzenden Leo-Amann-Park eine Kampagne zum Erhalt der Einrichtung in ihrer jetzigen Form: mit einer Petition und dem Verteilen von 300 Plakaten und 1000 Flyern an die fast 100 Besucher der Auftaktveranstaltung.
Unterstützung wird auch von den Büze-Besuchern erbeten, die nun die Flyer in Kneipen, und Läden auslegen und damit das Problem in der Öffentlichkeit bekannt machen sollen.
Die Finanzen aber bleiben das zentrale Problem, und da hatte sich die Stadt kürzlich großzügig gezeigt. „Wir haben einen Rettungsschirm in Höhe von 180 000 Euro für dieses Jahr erhalten“, berichtete Büze-Leiter Jonathan Sieger. Damit sei der Betrieb bis Ende 2024 gesichert. Doch dass diese Überweisung notwendig wurde, zeige schon, wie groß das strukturelle Defizit ist.
Rund 400 000 Euro des jährlichen Büze-Budgets in Höhe von insgesamt 2 Millionen Euro kommen als Betriebskostenzuschuss von der Stadt, der Rest wird selbst erwirtschaftet oder über Spenden eingeworben. Der städtische Beitrag wurde in den vergangenen Jahren allerdings trotz massiv gestiegener Energie- und Personalkosten nicht erhöht. Das ist nicht nur in Ehrenfeld so, die 14 Bürgerzentren hoffen deshalb auf eine Erhöhung der städtischen Zuschüsse von derzeit insgesamt 3,8 Millionen Euro pro Jahr auf 6,8 Millionen Euro.
Severin Brinkhaus vom Büze-Vorstand zählte auf, was alles verloren gehen könnte, wenn das Angebot des Hauses eingeschränkt oder die Preise erhöht werden müssen: das warme Mittagessen für 6,50 Euro, das Umsonst-Café, die Tafel, Nachbarschaftsfeste, vor allem aber die günstigen Raummieten für sogenannte Randgruppen, die sich andere Orte kaum leisten können: Migranten, Menschen mit Behinderung, Alleinerziehende, Senioren, Wohnungslose. „Das Büze bietet vielen ganz unterschiedlichen Menschen die Möglichkeit des gegenseitigen Kennenlernens und wirkt daher dem Rechtsruck in der Gesellschaft entgegen“, so Brinkhaus.
Mona Hesselmann, zuständig für das Kulturprogramm im Büze, kündigte an, dass es am 23. August und 20. September mit Veranstaltungen im Leo-Amann-Park weitergehen soll. „Außerdem drehen wir mit den anderen Bürgerzentren einen Image-Film, im Herbst folgen weitere gemeinsame Aktionen.“
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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