Keine Wetten auf stockende Sanierung
Bahn stoppt Bahnbögensanierung
EHRENFELD - (cb). Dass die Situation an den Bahnbögen entlang der
Bartholomäus-Schink-Straße und der Hüttenstraße städtebaulich
noch nicht zufriedenstellend gelöst ist, das erschließt sich jedem,
der dort entlangspaziert. Die Ehrenfelder Bürger und Politiker
beklagen sich seit Jahren über den erbärmlichen Zustand und
heruntergekommenen Anblick am Bahndamm.
Eigentlich wollte der Eigentümer, die DB Netz GmbH, Anfang 2016 mit
der Sanierung der ersten beiden Bögen an der
Bartholomäus-Schink-Straße vom Ehrenfeldgürtel aus in Richtung
Schönsteinstraße beginnen. Bis Ende 2019 sollte die schrittweise
Sanierung und Trockenlegung der feuchten Bögen dauern. Geschehen ist
nichts. Wie nun aus Kreisen der „Arbeitsgruppe Hüttenstraße“ -
dort arbeiten Eigentümer, Pächter, Verwaltung und Politik zusammen
am Thema Bahnbögen - zu hören ist, hat sich die Deutsche Bahn
mittlerweile dazu entschlossen, die Sanierung vorerst zu stoppen.
„Die Bahn hat ihre Überlegungen ausgeweitet und wird sich wohl für
eine andere technische Lösung bei der Sanierung entscheiden. Ich
hoffe, dass es im ersten Quartal 2017 zu einer Entscheidung kommt“,
sagte Lutz Figge, Geschäftsführer der Bahnbögen Köln GmbH, die die
Bögen von der Bahn gepachtet hat.
Ehrenfelds Bezirksbürgermeister ist verärgert angesichts der
erneuten Verzögerung: „Das ist eine Hiobsbotschaft. So kann das
nicht weiter gehen. Wir lassen uns von der Bahn nicht weiter
verarschen“, kommentierte Wirges in deftigem Tonfall die Sachlage
gegenüber dem Wochenspiegel und plant für März kommenden Jahres die
nächste „Bahnhofskonferenz“, zu der er auch Oberbürgermeisterin
Henriette Reker einladen wird. Etwas diplomatischer formulierte es
seine Fraktionskollegin in der AG Hüttenstraße, Bezirksvertreterin
Katrin Bucher: „Das erste Quartal 2017 steht jetzt im Raum. Bei dem
ganzen Ping-Pong-Spiel zwischen Eigentümer und Pächter traue ich
mich aber kaum, einen genauen Zeitraum zu nennen.“
Auch Christiane Martin, Fraktionsvorsitzende der Grünen in der
Bezirksvertretung zeigte sich enttäuscht: „Mit der Sanierung der
Bahnbögen Bartholomäus-Schink-Straße sollte längst begonnen
werden. Leider ist das nicht erfolgt. Die Bahn hat dazu nur vage
Stellung genommen, als das Thema bei einer Tagung der AG
Hüttenstraße aufkam. Man prüfe wohl erneut, welche Art der
Sanierung nötig sei und erwarte ein Konzept Anfang/Mitte 2017. Ich
habe erneut darauf hingewiesen, dass wir Grünen es für unerlässlich
halten, dass zeitgleich die Sanierung der Bögen in der Hüttenstraße
angegangen wird“, sagte Martin. Auch die Deutsche Bahn bestätigte
auf Anfrage die Verzögerung. „Das Gelände hat sich doch als
schwieriger herausgestellt, so dass wir die Sanierungsmöglichkeiten
nochmals prüfen müssen. Es soll ja dauerhaft halten. Wir rechnen
damit, dass die Prüfungsergebnisse am Ende des ersten Quartals 2017
vorliegen, und wir erst dann mit der Sanierung anfangen können“,
sagte Bahnsprecher Dirk Pohlmann.
Derweil plant der Pächter Lutz Figge im Bahnbogen 28 an der
Hüttenstraße 35 ein Wettbüro. Wie nun in der Bezirksvertretung
Ehrenfeld öffentlich bekannt wurde, hat ein bereits in Ehrenfeld
ansässiger Wettanbieter bereits im Dezember 2015 einen Antrag auf
Erteilung einer Baugenehmigung für eine Nutzungsänderung in eine
Vergnügungsstätte eingereicht. „Allerdings wurde der
Nutzungsantrag abgelehnt, eine Klage vor dem Verwaltungsgericht Köln
ist jedoch anhängig“, erklärte der stellvertretende Leiter des
Stadtplanungsamtes, Hans-Martin Wolff, den Ehrenfelder
Bezirksvertretern auf ihrer jüngsten Sitzung. Die Bezirksvertreter
beschlossen einstimmig die Aufstellung eines Bebauungsplanes mit
Nutzungseinschränkungen für das Gebiet zwischen Subbelrather
Straße, Gravenreuthstraße und Hüttenstraße einschließlich der
Bahnbögen. Ziel ist, dort Vergnügungsstätten und bordellartige
Betriebe auszuschließen, um Beeinträchtigungen der Wohnnutzungen und
der Geschwister-Scholl-Realschule in der Gravenreuthstraße zu
verhindern. „Die Ansiedlung von Vergnügungsstätten, insbesondere
Spielhallen und Wettbüros, kann eine negative Auswirkung auf das
Wohnumfeld und die Schule haben und mit einer Niveauabsenkung
einhergehen, beispielsweise durch Lärmbelästigungen und erhöhten
Parksuchverkehr in den Nachtstunden. Der Ausschluss derartiger
Nutzungen ist daher städtebaulich geboten, weil davon auszugehen ist,
dass sie städtebauliche Fehlentwicklungen hervorrufen oder sogar
diese verstärken und städtebaulich erwünschte Nutzungen von ihrem
angestammten Platz verdrängen“, sagte Wolff. Pächter Lutz Figge
kann die Haltung der Stadt nicht verstehen: „Wir haben nach einer
attraktiven und wirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeit für diesen
zentral gelegenen Bahnbogen gesucht. Wetten kann man mittlerweile
überall. Die Stadt tut sich leider sehr schwer mit Wettbüros.
Schade“, so Figge.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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