Kahlschlag vor Umbau zum Kölnisch Quartier
Baumfällungen am Barthonia-Forum

Kahlschlag auf dem Barthonia-Gelände. Insgesamt wurden dort 30 Bäume gefällt. Grund: Die Tiefgarage darunter muss saniert werden. | Foto: Brühl
  • Kahlschlag auf dem Barthonia-Gelände. Insgesamt wurden dort 30 Bäume gefällt. Grund: Die Tiefgarage darunter muss saniert werden.
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EHRENFELD - (cb). Und plötzlich waren sie weg. Die 30 Bäume auf dem Gelände
des Barthonia-Forums. Was die Ehrenfelder Bezirksvertreter schon seit
längerem wussten, aber nicht verhindern konnten, irritiert jetzt die
Ehrenfelder Bürger. Karnevalsdienstag wurden die 28 Platanen sowie
zwei ältere Robinien auf dem ehemaligen Industriegelände von
„4711“ gefällt.

Kein anonymer Baumfrevel, sondern eine vom neuen Eigentümer des
„Barthonia“, der Freo Group – einem europaweit tätigen
Investmentmanagement- und Entwicklungsunternehmen, beim Umweltamt der
Stadt Köln beantragte und von diesem genehmigte Maßnahme. Denn auf
dem Gelände stehen umfangreiche Umbau- und Sanierungsmaßnahmen an.
2015 hatten die Immobilieninvestoren Freo Group und Tristan Capital
Partners das Barthonia-Forum gekauft. Der gesamte Komplex mit seinen
zwölf Büro-, Wohn- und Geschäftsgebäuden, darunter ein
Einkaufszentrum sowie die ehemalige Fabrik von „4711“, soll bis
2019 zu „einem lebendigen Quartier mit Nutzungsmischung“
umgewandelt werden, heißt es auf der Internetseite der Freo Group.
In diesem Zusammenhang stehen nun auch die Baumfällungen, wie
Ehrenfelder Bezirksvertreter auf Nachfrage bestätigen. „Das
Barthonia-Forum ist keine öffentliche Verkehrsfläche, sondern im
Privatbesitz. Der neue Eigentümer hat die Fällung wegen des Umbaus
des Platzes beantragt und das Umweltamt hat nach Prüfung die
Genehmigung gemäß den gesetzlichen Bestimmungen erteilt. Die Politik
wurde davon in Kenntnis gesetzt. Alles ist nach Recht und Gesetz
gelaufen. Als Bezirksvertretung hatten wir da keine Handhabe“,
erklärt Bezirksbürgermeister Josef Wirges. Adäquate
Ersatzpflanzungen sollten auf jeden Fall auf dem Gelände vorgenommen
werden, so Wirges. Gleiches fordert auch Christiane Martin,
Fraktionsvorsitzende der Grünen in der BV: „Der neue Eigentümer
hat uns über seine Außenplanungen informiert. Die Fällung der
Bäume wurde letztlich mit der Sanierungsnotwendigkeit der Tiefgarage
darunter begründet. Dort hatten sich wohl schon Risse in der Decke
gebildet. Zu einem von mir angeregten Ortstermin ist es leider nicht
mehr gekommen. Jetzt heißt es nachpflanzen. Aber bitte auf dem
Gelände und unter Berücksichtigung unseres BV-Beschlusses „Essbare
Stadt“, sprich mit Bäumen, deren Früchte gegessen werden
können“, so Martin.
Im Zuge der Neupositionierung des Barthonia-Forums als „Kölnisch
Quartier“ – in Anspielung auf die Historie des Standortes als
Produktionsstätte des berühmten „Eau de Cologne“ - sollen in den
kommenden Jahren unter anderem die Passage zum Einkaufszentrum
geschlossen, leerstehende Flächen vermietet sowie ein neues
Einzelhandelskonzept für das Einkaufszentrum entwickelt werden. Auch
auf dem Platz vor dem ehemaligen Verwaltungshochhaus von „4711“
sind Veränderungen geplant. An der Venloer Straße soll ein Eiscafé
entstehen, dessen futuristische Architektur mit einer
halbtransparenten Fassade aus Polycarbonatplatten an einen Eiswürfel
erinnert. Dagegen soll der „Brunnen der Kulturen“ des Kölner
Bildhauers Willi Neffgen aus den 1990er-Jahren gänzlich verschwinden.
An der über 2,50 Meter hohen Skulptur aus Bronze sind mehr als 500
Schriftzeichen aus 14 vergangenen wie bestehenden Kulturen verewigt.
Der Künstler wollte mit der Auswahl der Schriftzeichen die Bedeutung
der Kulturen für die Menschheitsgeschichte und für die Entwicklung
der Baukunst hervorheben. Das ehemalige 4711-Hochhaus an der Venloer
Straße gehört seit Februar der Immobiliengesellschaft Corestate
Capital Development mit Sitz in Frankfurt. Klar ist, dass die im
Erdgeschoss ansässige Post-Filiale aus dem Gebäude ausziehen wird,
aber auf dem Gelände des Barthonia-Forums bleibt. Dafür hatte sich
von Anfang an der Bezirksbürgermeister Josef Wirges persönlich stark
gemacht. In dem Hochhaus mit dem weltberühmten Duftwasser-Logo auf
dem Dach sollen Studentenwohnungen entstehen.

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