Gedenken und Mahnen
Ehrenfeld erinnert an Deportation der Sinti und Roma im Mai 1940

Gemeinsam gedachten der Kölner Sinti und Roma Peter Langen (v.l.), Johann Brand, Ingold Reinhardt, Petro Reinhardt, Josef Wirges, Rolly Brings und Stephan Brings. | Foto: Brühl
  • Gemeinsam gedachten der Kölner Sinti und Roma Peter Langen (v.l.), Johann Brand, Ingold Reinhardt, Petro Reinhardt, Josef Wirges, Rolly Brings und Stephan Brings.
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Bickendorf - (cb). Vor nunmehr 77 Jahren wurden über tausend Sinti und Roma von
dem sogenannten „Zigeunerlager“ in Bickendorf über den Bahnhof
Deutz-Tief in verschiedene Konzentrationslager deportiert und dort
ermordet. Seit 1935 war der „Schwarz-Weiss-Platz“ in Bickendorf
Ecke Venloer Straße und Kolkrabenweg Abstellplatz von Wohnwagen für
Landfahrer, Schausteller und Zigeuner. Von dort wurden im Mai 1940 die
Sinti und Roma auf den Marsch ins Messelager Deutz geschickt und von
dort weiter in die Vernichtungslager im Osten deportiert, wo viele von
ihnen ermordet wurden.

Bereits zum 15. Mal erinnerten auf Einladung des
Bezirksbürgermeisters des Stadtbezirkes Ehrenfeld, Josef Wirges,
Angehörige der Verfolgten gemeinsam mit Bürgern an die Deportation
der Sinti und Roma in Köln im Mai 1940 am Ort des Gedenkens, der
Gedenktafel am Bahnbogen der Venloer Straße in Bickendorf. „In
Zeiten, wo sich der alltägliche Rassismus wieder wie Mehltau über
die Gesellschaft legt, müssen wir die Stimme erheben gegen das
Vergessen. Das sind wir den Ermordeten schuldig“, sagte
Bezirksbürgermeister Wirges vor den rund 70 Teilnehmern der
Veranstaltung. Der Musiker Markus Reinhardt, selbst Sinti, spielte auf
der Geige, gemeinsam mit Rolly Brings und Stephan Brings einige
bewegende Lieder.

Auch Zeitzeuge Peter Langen war wieder dabei und tief bewegt. Der
88-Jährige aus Vogelsang, von vielen seiner „Zigeunerfreunde“ als
„Klüttenpitter“ oder „Kohlamano“ bezeichnet, war mit dem
Vater von Markus Reinhardt zur Schule gegangen und musste die
Deportation seiner Freunde 1940 miterleben. Die meisten kamen nicht
zurück aus den Vernichtungslagern im Osten. Markus Reinhardts Eltern
schon. „Nach der Befreiung ist meine Oma zu Fuß von Polen nach
Köln zurück gelaufen“, erzählt Petro Reinhardt, der Bruder von
Markus Reinhardt. Um die Erinnerung an das Schicksal der Kölner Sinti
und Roma wach zu halten und um Diskriminierung vorzubeugen, haben die
Reinhardts einen Verein gegründet mit dem Namen Maro Drom e.V.
(Verein Kölner Zigeuner und Freunde). „Das bedeutet auf Deutsch
„Unser Weg“. Ziel ist, die Kultur der Sinti und Roma den Menschen
näher zu bringen“, erzählt Petro Reinhardt.

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