Debüt in der Carnegie Hall
Ehrenfelder Kantorei unternimmt eine Konzertreise

Vor dem Konzert stand intensive Probenarbeit mit Dirigent Jonathan Griffith. | Foto: Kok
  • Vor dem Konzert stand intensive Probenarbeit mit Dirigent Jonathan Griffith.
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Ehrenfeld - (pm). „Wo würdet ihr denn gerne einmal singen?“, fragte
Chorleiter Joachim Diessner seine Ehrenfelder Kantorei zu Beginn einer
- bis dahin - ganz normalen Probe. Irgendjemand warf mutig „In der
Kölner Philharmonie!“ in den Raum. „Denkt größer!“, forderte
Diessner die über 60 Sängerinnen und Sänger auf, aber über die
Kölner Stadtgrenzen hinaus reichte die Fantasie wohl bei den meisten
nicht. Als dann der Name „Carnegie Hall“ fiel, dachte
wahrscheinlich jede und jeder zunächst an einen Scherz. So war es
auch Joachim Diessner gegangen, als er eine E-Mail mit der
Aufforderung erhielt, ein Video der Aufführung des „Stabat Mater“
von Sir Karl Jenkins einzusenden, dem Passionskonzert der Kantorei aus
dem Jahr 2015.

Dem walisischen Komponisten sollte aus Anlass seines 75. Geburtstages
ein Tribute-Konzert gewidmet werden und die Agentur Distinguished
Concerts International New York war daher auf der Suche nach Chören,
die das erklärte Lieblingsstück von Sir Karl Jenkins bereits
gesungen hatten, und so auf die Ehrenfelder Kantorei aufmerksam
geworden.

Offenbar hatte deren Performance überzeugt, denn am Vormittag des 18.
Januar saßen auf Einladung von DCINY 40 Sängerinnen und Sänger, ein
ziemlich aufgeregter Chorleiter und vier „inaktive“ Mitreisende in
einer Maschine der United Airlines Richtung New York.

Am Big Apple angekommen wartete zunächst kein Touristenprogramm auf
die musikalische Kölner Reisegruppe, sondern über vierstündige
Probenmarathons mit dem Dirigenten Jonathan Griffith. Gemeinsam mit
über 150 anderen Sängerinnen und Sängern aus Deutschland, den
Niederlanden, Schweden, Kanada, Großbritannien und den USA wurde an
dem Konzertstück gefeilt.

Am Abend des 21. Januar war es dann endlich soweit: der große
Auftritt in der ausverkauften Carnegie Hall! Für das wunderschöne,
altehrwürdige Konzerthaus mit seiner hervorragenden Akustik hatte
wohl kaum einer der Mitwirkenden Augen. Viel zu angespannt war der
internationale Chor, der sich erst zwei Tage zuvor zusammengefunden
hatte, damit beschäftigt, ja keine Geste des Dirigenten zu verpassen
und sich in den unzähligen Notizen in den eigenen Noten
zurechtzufinden. Doch das Abenteuer gelang und nach fast wie im Rausch
vergangenen knapp anderthalb Stunden war der letzte Ton verklungen,
waren die Blumen verteilt, war der Applaus abgeebbt, machte sich
Erleichterung breit und ganz langsam gelangte ins Bewusstsein, was bis
vor wenigen Wochen ein kühner Traum gewesen wäre: Die Ehrenfelder
Kantorei hat in der Carnegie Hall gesungen! Beim Empfang im Anschluss
war dann Gelegenheit, auf den Erfolg anzustoßen.

Die folgenden drei Tage blieben den meisten Ehrenfelder
Chormitgliedern, um noch möglichst viele Sehenswürdigkeiten der
faszinierenden Metropole zu bewundern. Natürlich standen auch ein
Broadway-Musical, ein Besuch in der Met oder ein Abend in einem
Jazzclub im Greenwich Village auf dem Programm-Wunschzettel. So
manchen Kunstliebhaber zog es ins MOMA oder ins Guggenheim Museum mit
seiner einzigartigen Architektur.

Daheim in Köln hatte dann nicht nur der Arbeitsalltag, sondern auch
der Choralltag die Kantoreimitglieder wieder, denn nach dem Konzert
ist ja bekanntlich vor dem Konzert und am Karfreitag steht bereits
Brahms Requiem im Terminkalender.

Die Ehrenfelder Kantorei probt montags von 20 bis 22 Uhr im
Gemeindezentrum Subbelrather Straße (Subbelrather Straße 206-210).

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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