Mehr als drei Fragezeichen
Einiges beim Helios bleibt ungeklärt

Wie sieht es künftig auf dem Heliosgelände aus? Bei der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung diskutierten Verwaltung, Investor und Bürger über Planungen und die Einhaltung des „Helios-Kodexes“. | Foto: Brühl
  • Wie sieht es künftig auf dem Heliosgelände aus? Bei der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung diskutierten Verwaltung, Investor und Bürger über Planungen und die Einhaltung des „Helios-Kodexes“.
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Ehrenfeld - (cb). Die gute Nachricht ist, für den Neubau der Inklusiven
Universitätsschule auf dem Heliosgelände sieht es gut aus. Im
Frühjahr 2018 wolle man mit der Vorbereitung der Baugruben beginnen,
um 2019 mit dem Bau der „Heliosschule“ loslegen zu können. Die
Fertigstellung sei für das Jahr 2023 vorgesehen, erklärte Moreiko
den rund 100 Teilnehmern, die zur Informationsveranstaltung der Stadt
Köln in die Turnhalle des Berufskollegs Ehrenfeld gekommen waren, um
sich über den aktuellen Stand des städtebaulichen Planungskonzeptes
auf dem Heliosgeländes zu informieren.

„Der heutige Abend ist ganz wichtig, denn dies ist die letzte
Veranstaltung, auf der Sie öffentlich Kritik üben können“,
formulierte Bezirksbürgermeister Josef Wirges. An seiner Seite alle
an der Planung beteiligten Behörden- und Investorenvertreter, die bei
der „Frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit“ im Rahmen des
Bebauungsplanverfahrens den Bürgern Rede und Antwort standen. Bei dem
zwischen Vogelsanger Straße, Heliosstraße und Venloer Straße
gelegenen Heliosgelände handelt es sich um eine knapp vier Hektar
große, teils überbaute und genutzte, teils brach liegende Fläche im
Zentrum von Ehrenfeld. Neben der Grund- und Gesamtschule Helios soll
dort eine lebendige Mischung aus Wohnen, Kultur, Gewerbe und
Einzelhandel realisiert werden. Ein großzügiger, offener Schulhof,
ein Platz unterhalb des Heliosturmes mit einer „Heliosbar“, drei
Tiefgaragen, ein „Supermarkt“ am Gürtel Richtung Venloer Straße
und ein „Kulturbaustein“ mit Ateliers und Ausstellungsräumen an
der Heliosstraße sowie ein weiterer freier Platz vor dem Baudenkmal
Rheinlandhalle sind im Kern die Bestandteile des städtebaulichen
Konzeptes.Künftig wird das Heliosgelände über einen zentralen
Zugang am Ehrenfeldgürtel erschlossen. Dort befindet sich auch die
Anbindung an die Stadtbahnhaltestelle Venloer Straße/ Gürtel.
Entlang des Gürtels sollen auch sechsgeschossige Wohnbauten
entstehen. Allerdings dort, wo derzeit noch ein Schnellrestaurant
seine Filiale hat, wird so schnell nichts passieren, bestätigte der
Vertreter des Eigentümers Alexander Jacobi, Geschäftsführer des
Investment-Unternehmens Bauwens Development GmbH: „Die Kette hat
einen Pachtvertrag bis 2032. Vorher gibt es an der Stelle kein
Wohnen“, sein klares Statement.

Nachdem das Thema Schule allseits als unkritisch abgehandelt worden
war, erläuterte Klaus Harzendorf, Leiter des Amtes für Straßen und
Verkehrstechnik, die allgemeine Verkehrssituation und die
voraussichtliche Verkehrsentwicklung rund um das Areal. Zwar sieht die
Planung den Ausbau der Heliossstraße als sogenannten „Shared
space“-Bereich vor, also als Mischverkehrsfläche gleichberechtigter
Verkehrsteilnehmer, und auch die Durchwegung des Areals lässt es
künftig zu , dass „Radfahrer das Gebiet künftig sowohl von Ost
nach West, als auch von Nord nach Süd durchfahren können“,
verkündete Harzendorf. Doch beim Thema Verkehr läuteten bei einigen
Anwesenden Bürgern die Alarmglocken. Viele Auskünfte blieben noch zu
unkonkret. Fragen nach dem künftigen Lade- und Lieferverkehr an der
Rheinlandhalle, der Einrichtung eines Bring- und Holservice der
künftigen Schüler an der verkehrlich stark belasteten Vogelsanger
Straße und zu den Parkplätzen nördlich der Rheinlandhalle wurden
für einige Bürger nicht zufriedenstellend beantwortet. In der Kritik
vor allem die nach wie vor geplante Gewerbeanlieferung per Lkw von der
Heliosstraße kommend entlang der Rheinlandhalle über den künftigen
Schulhof. Unverständnis hierüber auch bei Hanswerner Möllmann von
der Bürgerinitiative Helios: „Nach dem 2012 verabschiedeten Kodex
soll das Helios-Gelände weitgehend autofrei bleiben und
Fußgängerinnen und Fußgängern sowie Radfahrerinnen und Radfahrern
vorbehalten sein.“ Die geplante Umfahrung der Rheinlandhalle zur
Anlieferung auf dem Gelände schränke die geplante öffentliche
Nutzung des Schulhofes und der Plätze massiv ein. „Es besteht keine
Möglichkeit, die Anlieferverkehre auf null zu bringen“, so
Harzendorf. Nach derzeitigem Planungsstand werde der Schulhof aber
auch nicht eingezäunt.Unklarheit auch beim Thema Kultur. Was passiert
mit dem vielbesagten „Kulturbaustein“? Konzepte gibt es derzeit
noch nicht. Die letzte Bastion der Subkultur, der Musikclub
„Underground“, musste wegen der Abrisspläne zuletzt schließen.
Andere Kulturschaffende haben angesichts der Pläne das Gelände
längst verlassen. Entstehen dort am Ende teure Ateliers, die sich
keiner mehr leisten kann? Fragen, die auch vom Investor nicht
zielführend beantwortet werden konnten. Forderungen nach einer
stärkeren Einbindung städtischer Kulturförderung wurden laut, damit
bezahlbarer Raum für Kultur entstehen könne. Bezirksbürgermeister
Wirges erinnerte in diesem Zusammenhang noch einmal an das mit den
Bürgern 2012 erarbeitete Leitbild. „Die Heliosstraße soll als
Kulturschwerpunkt ausgebaut werden. Die bestehenden kulturellen
Einrichtungen und Orte auf dem Helios-Gelände sind wichtige Teile der
Kulturszene Ehrenfelds, deren Erhalt gesichert werden soll.“

Im weiteren Bebauungsplanverfahren wird nun unter Berücksichtigung
der Ergebnisse der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung seitens
der Verwaltung ein Bebauungsplan-Entwurf erarbeitet, der dann
öffentlich ausgelegt wird. Ort und Dauer dieser öffentlichen
Auslegung werden mindestens eine Woche vor Beginn der Auslegung im
Amtsblatt und im Internet bekannt gegeben. Während der
Auslegungsfrist können alle Bürger ihre Stellungnahmen zu den
Plänen abgeben. Dies kann schriftlich geschehen oder durch eine
mündliche Stellungnahme, die zu Protokoll genommen wird. Außerdem
können Stellungnahmen über ein Online-Formular abgegeben werden.

Redakteur/in:

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