Mit der Pünktlichkeit hapert es
Fahrgast hat die Nase voll vom Warten
von Hans-Willi Hermans
Nachzüglern die Türe aufhalten: Das ist, wenn man dem Amt für nachhaltige Mobilitätsentwicklung folgt, ein „Fehlverhalten von Fahrgästen“. Denn es führe, ebenso wie Verkehrsunfälle, falsch geparkte Pkw oder der Aufenthalt an Ampeln bei hohem Verkehrsaufkommen, zu Verspätungen bei den Stadtbahnen. Dies geht aus einer Antwort der Verwaltung auf eine Bürgereingabe hervor. Der Mann hat die Nase voll vom Warten, speziell auf die Linie 4: Die hat laut Qualitätsbericht der KVB aus dem Jahre 2020 den „zweitschlechtesten Pünktlichkeitsgrad“ aller Stadtbahnlinien.
In seiner Eingabe an den Ausschuss für Bürgerbeteiligung, Anregungen und Beschwerden schlägt der Petent deshalb eine von Verwaltung und KVB gemeinsam durchzuführende Schwachstellenanalyse vor, um die Qualität des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in den Bezirken Mülheim, Innenstadt und Ehrenfeld, in denen die Linie 4 unterwegs ist, zu verbessern.
Mögliche Ursachen für die Unpünktlichkeit nennt er auch. So sei die Linie 4, die zwischen Schlebusch und Bocklemünd verkehrt, häufig überlastet, was zu einem längeren Aufenthalt an den Haltestellen führe. Immerhin hätte die KVB angekündigt, auf der Linie 4 längere Bahnen einzusetzen – aber erst ab 2028. Besonders problematisch sei etwa der Abschnitt zwischen Appellhofplatz und Poststraße, den mehrere Linien befahren. Insgesamt fällt der Petent ein harsches Urteil: Es sei „kein Konzept für einen Infrastruktur-Zielzustand erkennbar“.
Das Amt für nachhaltige Mobilitätsentwicklung dagegen rät von einer Schwachstellenanalyse ab. Schließlich sei die Qualitätssicherung „ein kontinuierlicher Bestandteil der Zusammenarbeit zwischen der Stadtverwaltung und der KVB“. Die Probleme seien bekannt, man arbeite an ihrer Beseitigung: Eine Bevorrechtigung der Stadtbahnlinien an Kreuzungen sei „fast flächendeckend umgesetzt worden“, auch die Umstellung auf 70 Meter lange Züge auf der Linie 4 gehöre dazu.
Eine eigene Schwachstellenanalyse nur für die Stadtbahnlinie 4 verursachte nach Meinung der Verwaltung Zeitaufwand und Kosten, hätte aber keinen zusätzlichen Nutzen. Dem mochten die Ehrenfelder Bezirksvertreter nicht zustimmen. Sie sprachen sich einstimmig für ein gemeinsames Fachgespräch aller beteiligten politischen Gremien mit der Verwaltung und der KVB über die angesprochenen Probleme aus, und zwar „unter Teilnahme des Petenten“. Ähnlich hatten bereits die Bezirksvertretungen Innenstadt und Mülheim entschieden.
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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