Welt durch eine VR-Brille
Fatal Banal feiert Premiere im Bürgerzentrum Ehrenfeld

Die VR-Brille ermöglicht den Rosenmontagszug im Seniorenheim. Doch ganz problemlos geht das nicht vonstatten. | Foto: Kellner
  • Die VR-Brille ermöglicht den Rosenmontagszug im Seniorenheim. Doch ganz problemlos geht das nicht vonstatten.
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Ehrenfeld - (nk). Ganz nach dem diesjährigen Kölner Karnevalsmotto „Mer
Kölsche danze us der Reih“ feierte die alternative Karnevalssitzung
„Fatal Banal“ im Bürgerzentrum Ehrenfeld Premiere. Fatal Banal
ist nicht wie die Immisitzung, aber auch nicht wie eine klassische
Karnevalssitzung, sie ist irgendetwas dazwischen. „27 Jahre Fatal
Banal – das bedeutet 27 Jahre alternativer, frecher, fataler,
banaler, kölscher, feinsinniger und manchmal auch bitterböser
Humor“, so beschreibt Petra Evertz die Sitzung, die von ihr, Dieter
Hermanns und Ingrid-Wanninger-Woelk organisiert wurde.

In Szene gesetzt hat die sieben Akteure und die Musik des
„Spielmann‘s Zoch“ Britt Löwenstrom. Und auch in der
diesjährigen Session geht es wieder um einen bunten Mix aus Klamauk,
lokalen Geschichten, Gesellschaftssatire bis hin zu harter Politik. Es
geht um mordende Autoraser, politisch korrekte Bundeswehrsoldat*Innen,
Netflix und Co., Digitalisierung und natürlich um das Leben nach der
Bundestagswahl. Zudem steht die Frage im Raum, was wäre, wenn wir uns
im Zeitalter der Multikulti-Gesellschaft unsere Religion selbst
zusammenstellen könnten, so ganz nach unseren Vorstellungen? Schon
das Intro der Session, ein auf der Leinwand abgespielter Kurzfilm, der
die Darsteller zu Hause, auf dem Weg zur Sitzung und startklar im Off
zeigt, zog den letzten vom Alltag gefangenen Gast in den Bann des
Kölner Karnevals.

Der besondere Dank, gleich zu Beginn der Premiere, ging an den
wichtigsten Ehrengast: an das Publikum. Und schon wurden die
Lachmuskeln trainiert, mit Sketchen wie der Einsatz der Virtual
Reality-(VR)Brillen im Altersheim, dort sehen die Bewohner sich den
Rosenmontagszug virtuell an und schmeißen Wattebäuschen statt
Kamelle. So ganz überzeugend ist die neueste Technik jedoch nicht,
ist der Zug doch viel zu kurz und die Jecken haben den Dom gar nicht
gesehen. Dafür steht auch das genannte Sinnbild von den Politikern
mit ihren VR-Brillen, auch sie sehen nicht die komplette Realität,
sie sehen die Welt wie durch eine VR-Brille, ist sich Präsi Christoph
Stubbe sicher, der den Abend moderiert.

Beim Bestattungsunternehmen herrscht stattdessen ein ganz anderes
Problem, denn es ist ungewiss, welche religiösen Bestattungsrituale
sich der Tote wünscht. Vielleicht eine Mischung aus verschiedenen
Religionen? Der Bestatter selbst sagt, dass er ein Athemormolim ist.
Ein Mormone, weil dieser viele Frauen haben darf, ein Muslim, weil ihm
dort die Frauen hinterherlaufen müssen und ein Atheist, denn wenn
jemand blöd kommt, dann glaubt er an nichts. Und bei dem toten
Vodafone-Verkäufer glauben die Bestatter an den Buddhismus, die
Wiedergeburt. Die über den Toten schwirrende Mücke wird von ihnen
sofort in einem Händeklatsch getötet.

Front-Sängerin Lisa Spielmann heizt zudem das Publikum immer wieder
mit ihrer Band ein. In ihren rockigen Liedern geht es um kölsche
Schimpfwörter, Probleme mit lärmenden Nachbarn, pinkelnden Männern,
tanzenden Männern, schalem Kölsch, schunkelnden Karnevalisten und
natürlich um den Dom. Es lohnt sich, diese Art von Karneval zu
erleben. Denn wie hieß es 2012 bereits: „Jedem Jeck sing
Pappnas“.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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