Lokalgeschichte mal ganz anders
Gesucht: Veröffentlichungen aus dem Veedel
Chroniken, Festschriften, Broschüren von Vereinen und Initiativen: Bezirksbürgermeister Volker Spelthann sammelt neuerdings Veröffentlichungen von Vereinen und Initiativen aus dem Veedel.
von Hans-Willi Hermans
Ehrenfeld. Einen ganzen Stapel hat der Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Volker Spelthann auf einem Tisch in seinem Büro im Bezirksrathaus mittlerweile aufgetürmt. Sie warten noch darauf, in das Regal einsortiert zu werden. Platz ist dort noch genug, aber das soll sich ändern. „Ich möchte hier eine kleine Handbibliothek mit Schriften über den Bezirk und die Stadtteile aufbauen. Vor allem mit solchen, die nicht in den Buchläden erhältlich sind“, sagt Spelthann. Er hofft dabei auf die Unterstützung von Vereinen und Initiativen.
Den Band „Im alten Ort – ein neuer Stadtteil“ der Siedler-Interessengemeinschaft Bocklemünd, er war zum 30-jährigen Bestehen des Görlinger Zentrums im Jahre 1997 erschienen, steht bereits im Regal. „Davon hatte ein Mitglied noch eine ganze Kiste im Keller“, erzählt Spelthann. Auf die Veröffentlichung zum Jubiläum der gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft „Die Ehrenfelder“, gegründet vor 125 Jahren, hatte ihn „jemand beim Metzger“ aufmerksam gemacht. Und das Bändchen „Beiträge zur Geschichte der Photographie in Ehrenfeld“ hatte er neulich auf dem Körnerstraßenfest entdeckt.
Dass diese spezielle Form der Lokalhistorie fehlt, wurde Volker Spelthann bald nach seiner Amtsübernahme 2020 klar. „Da erhielt ich gleich Einladungen zu Vereinsfesten, aber nicht immer wurden Informationen mitgeliefert. Ich sollte ein Grußwort halten, wusste manchmal aber gar nicht so genau, worum es da ging oder wo ich nachschlagen konnte.“
Selbstverständlich seien die Nöte eines frischgebackenen Bezirksbürgermeisters nicht der einzige Nutzen einer solchen Sammlung. „Wenn sich zum Beispiel Studenten oder Historiker mit der Geschichte des Bezirks beschäftigen, stelle ich ihnen die Schriften selbstverständlich zur Verfügung.“ Zwar würden die zum Teil auch in der Stadtbibliothek gesammelt, seien dort aber nicht nach Veedeln sortiert, sondern nur mühsam über Schlagwörter auffindbar.
„Ideal wäre es, wenn künftig jeweils ein Exemplar solcher Veröffentlichungen automatisch an die Stadtbibliothek und eines an den Bezirksbürgermeister ginge, aber das muss sich noch herumsprechen“, so der Grünen-Politiker. Bis dahin appelliert er an die Vereine und ihre Mitglieder, in ihren Beständen zu forschen, in Kellern, Nachlässen und auf Flohmärkten, und ihm geeignetes Material zukommen zu lassen, das heißt gebundene Bücher und Broschüren, keine Akten. „Auch für Fotos und Filme haben wir leider keine Kapazitäten.“
Über Schriften mit vorwiegend regionaler Bedeutung hinaus stehen in Spelthanns Regal aber auch Bände wie Renate Franz‘ „Der vergessene Weltmeister“, die auch überregional auf Beachtung stoßen. Es geht darin um den aus Ehrenfeld stammenden, mutmaßlich von den Nazis ermordeten Radrennfahrer Albert Richter.
Spelthann verschmäht auch nicht Reinhold Kruses gerade erschienenes Buch über den Blücherpark. Der liegt allerdings im Bezirk Nippes, und eine Landnahme sei nicht geplant: „Man muss auch mal über den Tellerrand hinausschauen, und den Park besuchen ja viele Ehrenfelder.“
Die Kosten für solche Anschaffungen, sagt Volker Spelthann, seien aus den Mitteln für die „Repräsentation“ zu stemmen, die jedem Bezirksbürgermeister zustehen. Auch ein Register soll nun angelegt werden, zuständig dafür ist Volker Spelthanns Sekretärin: „Ich hoffe, sie muss dafür keine Überstunden machen.“
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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