Schlauch im Rohr
Innovative Technologie erspart Zeit und Baustellen
EHRENFELD - (cb). Genau 100 Jahre alt ist der unterirdische Mischwasserkanal an
der Oskar-Jäger-Straße. Da ist es nicht verwunderlich, dass das
Steinzeugrohr mit einem Durchmesser von 30 Zentimetern
renovierungsbedürftig ist. Die vorhandene Leitung weise eine Vielzahl
kleiner Risse, Löcher oder undichte Stellen auf, erklärte Otto
Schaaf, Vorstand der Stadtentwässerungsbetriebe Köln (StEB) bei der
Sanierungsmaßnahme vor Ort. Die komplette Erneuerung des Kanals in
offener Bauweise hätte früher ein halbes bis dreiviertel Jahr
gedauert. Baustellen und Umleitungen hätten früher zu
Verkehrsbehinderungen geführt.
Das geht heute schneller und ist eine Sache von wenigen Tagen. Denn an
der Oskar-Jäger Straße setzen die Stadtentwässerungsbetriebe auf
die sogenannte Schlauchlining-Technologie zur grabenlosen
Kanalsanierung. „Das ist im Stadtgebiet seit mehreren Jahren das
gängigste und am meisten angewandte Renovierungsverfahren. Damit
können wir 80 bis 100 Kilometer im Jahr schaffen, statt 20 Kilometer
wie früher“, so Schaaf. Die Methode nutzt einen mit Harz
imprägnierten flexiblen Glasfaserschlauch, der über den
Einstiegsschacht in das sanierungsbedürftige Rohr bis zum Endschacht
eingezogen wird. Per Druckluft aufgerichtet, kleidet der Schlauchliner
formschlüssig die Innenseite des alten Rohrs aus. Anschließend wird
eine „UV-Lichterkette“ durch den „Liner“ geführt, der dadurch
aushärtet. „Durch die Flexibilität des Schlauchliners können wir
Installationslängen über mehrere hundert Meter in einem Arbeitsgang
durchführen. Das Ergebnis ist ein naht- und muffenloses Rohr im
Rohr“, sagte Gökhan Kutbay, Sachgebietsleiter Sanierung der StEB.
Das halte nun mindestens die nächsten 30 bis 50 Jahre. Ehrenfeld
wurde von den StEB in einzelne Bauabschnitte unterteilt, die nun
nacheinander saniert werden.
In der Kanalsanierung kommt eine Vielzahl innovativer
Sanierungsverfahren zum Einsatz. Alle Verfahren erfolgen unterirdisch
und erfordern nur selten oder in einem geringen Umfang einen
Straßenaufbruch. Darüber hinaus sind diese Sanierungsverfahren
deutlich kostengünstiger und erheblich weniger zeitintensiv als
Kanalerneuerungen“, so Schaaf. Bei der Sanierungsplanung würden die
einzelnen Ortsteile immer als Einheit betrachtet, um mit einer
gestuften Reihenfolge die Kanalsanierungen verkehrlich und betrieblich
gut und somit auch anwohnerfreundlich zu koordinieren. „Um
Kanaleinbrüche zu verhindern, aber auch zum Grundwasserschutz, achten
wir darauf, dass die Kanäle dicht sind. In den vergangenen 15 Jahren
haben wir uns das gesamte Kölner Kanalnetz angesehen – immerhin
2400 Kilometer – und die Schadensbilder entsprechend unserem
Kanalsanierungskonzept in Zustandsklassen eingeteilt – von
geringfügigen Mängeln bis zu schweren Schäden“, erläutert
Vorstand Schaaf. Im Ergebnis belaufe sich der Sanierungsbedarf auf 530
Kilometer in verschiedenen Zustandsklassen. Bis 2023 wollen die StEB
diese Kanäle sanieren und rund 180 Millionen Euro in
Kanalerneuerungen investieren.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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