„UnterFremden“
Kölner Künstler Theater spielte für erblindete Menschen

André Fängler, Donia Touglo und Marcel Eid schlüpften in dem Stück „UnterFremden“ in die Rollen der „besorgten Bürger“, Geflüchteten und Nationalsozialisten. | Foto: Kellner
  • André Fängler, Donia Touglo und Marcel Eid schlüpften in dem Stück „UnterFremden“ in die Rollen der „besorgten Bürger“, Geflüchteten und Nationalsozialisten.
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EHRENFELD - (nk). In Zusammenarbeit mit dem „Blinde und Kunst e.V.“ zeigte
das Kölner Künstler Theater eine erweiterte Vorstellung des Stücks
„UnterFremden“.

Blinde Gäste kamen mit kostenloser Begleitung bereits eine Stunde vor
Vorstellungsbeginn ins Theater, um sich das Bühnenbild von den
Leitern des Theaters, Georg zum Kley und Ruth zum Kley, erklären zu
lassen und dieses zu ertasten.
Georg zum Kley, der auch Autor des Stücks ist, gab zudem eine kleine
Einführung in die Geschichte. „Es wird eine Handgranate auf die
Bühne fallen und kurz darauf gibt es einen Knall“, warnte der Autor
vor. Andrea Eberl hat ihre Sehkraft zu hundert Prozent verloren,
seitdem sie als Säugling zu viel Sauerstoff im Brutkasten erhielt.
„Ich gehe oft ins Theater“, berichtete Andrea Eberl, „ich singe,
spiele selbst Theater und habe Kontakt zu vielen Künstlern.“ Für
Andrea Eberl ist die darstellende Kunst eine Leidenschaft. Beruflich
überprüft sie die Audio Discription von Filmen. „Eine solche wäre
noch gut gewesen, für das Stück“, gab Andrea Eberl als Feedback,
„unser Verein hat sogar die Technik, wir hätten nur jemanden in
einen Nebenraum an einen Monitor setzen müssen, der uns über
Kopfhörer in ruhigen Momenten einspricht, was auf der Bühne gerade
passiert.“ Andrea Eberl hat sich jedoch gut an der Musik orientieren
können, die das Ende und den Beginn neuer Szenen deutlich machte. Sie
hofft, dass mehrere Theater und die Gesellschaft im Allgemeinen, wie
das Kölner Künstler Theater, sich mehr für solche Angebote öffnet.
„UnterFremden“ ist ein Stück für Jugendliche ab 12 Jahren und
Erwachsene. Es geht um Anwohner, die voller Vorurteile der
Flüchtlingsnotunterkunft in ihrem Viertel gegenüberstehen. Es geht
um einen Syrer (André Fängler), eine Togolesin (Donia Touglo) und
Stefan (Marcel Eid), der Sozialstunden in der Unterkunft ableistet und
eigentlich der Neonaziszene angehört. Doch mehr und mehr gerät
Stefan in einen Zwiespalt mit seinem nationalsozialistischen Freund,
ebenfalls gespielt von André Fängler. Das Stück beleuchtet die
dramatischen Hintergründe einer Flucht und der Ankunft in einem
fremden Land, sowie den erschreckenden und schlicht ergreifend dummen
Rechtsextremismus mit Humor. Und genau das macht das Stück
sehenswert. Der geflüchtete Kharim, zum Beispiel, hat angefangen,
Deutsch zu lernen, als er wegen Fluchtversuch in seiner Heimat im
Gefängnis saß und sein Mitinsasse Gebrauchsanleitungen für Heckler
& Koch übersetzte. Stefan ruft schließlich bei einer
Telefon-Talkradio-Sendung an, er möchte erfahren, ob sein Nazi-Freund
Recht hat, und alle Dichter, Denker und Wissenschaftler nur aus
Deutschland kommen. Als Stefan seinen Freund, nach dem Telefonat, zur
Rede stellt, redet dieser sich heraus, auch die ausländischen großen
Persönlichkeiten wären einst aus Deutschland gewesen. „Dann sind
wir alle Afrikaner“, beantwortet Stefan klug.
„UnterFremden“ geht eine aktuelle Problematik mit einer gelungenen
Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor an, welche die Schauspieler
überzeugend an das Publikum weitertragen. „Das Stück zeigt die
Klischees auf, die leider Realität sind, die ich auf Facebook leider
auch lese“, berichtete Andrea Eberl, „und leider werden sich das
Stück genau diese Menschen, die diese Klischees verbreiten, wohl eher
nicht ansehen.“ „UnterFremden“ ist ein sehenswertes und
hörenswertes Stück, nicht nur für Jugendliche. Es behandelt ein
ernstes und wichtiges Thema, das dennoch Raum zum Lachen lässt.
Kontakt zum Verein finden Sie unter www.blindeundkunst.de

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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