Bahnbögen beleben mit Bausatz-Modulen
Künstlerinitiative schlägt Konzept vor

Ist überzeugt von der Funktionalität des „Haus-in Haus-Systems“ für die Ehrenfelder Bahnbögen: Ingo Grube von der IG „Künstler für Bickendorf“. | Foto: Brühl
  • Ist überzeugt von der Funktionalität des „Haus-in Haus-Systems“ für die Ehrenfelder Bahnbögen: Ingo Grube von der IG „Künstler für Bickendorf“.
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Ehrenfeld - (cb). Es kommt wieder Bewegung in die Diskussion um die Situation
der Ehrenfelder Bahnbögen. Allerdings nicht von Seiten der Bürger
oder der Politik, sondern von Künstlern und Bürgern. Die kreativen
Köpfe der Interessengemeinschaft (IG) „Künstler für Bickendorf“
haben sich seit Monaten Gedanken gemacht, wie man die Bahnbögen auch
ohne die ausstehende Sanierung kurzfristig nutzbar machen könnte.
Herausgekommen ist ein innovatives Konzept. „Der Vorschlag ist
eine Art „Haus-in-Haus“-Lösung. Eine eigenständige bauliche
Zelle mit dichter Klimahülle und eigener Statik wird in den
jeweiligen Bahnbogen sozusagen implantiert“, sagt Ingo Grube von der
IG „Künstler für Bickendorf“.

Die Ehrenfelder Bahnbögen befinden sich seit vielen Jahren in einem
desolaten Zustand. Klassischer Fall von Sanierungsstau. Zwar als
Denkmal eingestuft, kommt die Deutsche Bahn als Eigentümerin des in
den 1920er-Jahren entstandenen Viadukts mit der Instandsetzung der
feuchten und maroden Bögen und der dahinter gelegenen Tonnengewölbe
nicht nach. Die vor drei Jahren angekündigte Sanierung entlang der
Bartholomäus-Schink-Straße hätte Anfang 2016 beginnen sollen.
Geschehen ist bislang nichts. Schwierigkeiten bei der Suche nach
geeigneten Sanierungsverfahren, heißt es von Seiten der Deutschen
Bahn. Das Tonnengewölbe direkt neben dem Eingang zum Ehrenfelder
Bahnhof ist zu einer übelriechenden Müllkippe herangewachsen.
Wahrlich kein schönes Bild für den Stadtteil. Der Bahn scheint das
egal zu sein. Auch eine langfristige Verpachtung der Bögen macht
Verhandlungen schwierig. Politik und Verwaltung scheinen machtlos. Die
Bögen sind Hoheitsgebiet der Bahn, da ist der Handlungsspielraum
begrenzt.

Da kommt das Konzept der IG „Künstler für Bickendorf“ vielleicht
gerade recht. Die Idee ist so einfach wie genial. Bei der
„Haus-in-Haus“-Lösung werden einzelne Bausegmente zu Raummodulen
zusammengesetzt und auf Schienen in die Tonnengewölbe
„geschoben“. Technisch an die vorhandenen Anschlüsse und den
Schmutzwasserkanal angeschlossen, könnten diese Module in Serie
gebaut werden. Auf herkömmlichen Tiefladern angeliefert, sind die
Elemente in kurzer Zeit aufgebaut. Die Raummodule können verschieden
genutzt und bespielt werden. „Unser Vorschlag zur Nutzbarmachung der
Bahnbögen kommt ohne aufwändige Sanierung seitens der Bahn aus und
ist zeitnah zu realisieren.“, so Ingo Grube von der IG. Vorteil
dabei wäre eine maximale Entkopplung vom Körperschall, den fahrende
Züge im Bogen verursachen. „Der Einbau kann unabhängig von der
Sanierung des jeweiligen Bahnbogens erfolgen, Undichtigkeiten spielen
keine Rolle. Durch die Begehbarkeit des Zwischenraumes sind
Installations- und Wartungsarbeiten, sowohl am Einbau als auch am
Gewölbe jederzeit möglich“, erklärt Architekt Ingo Grube. Das
System ist jederzeit wieder rückbaubar, kann in benachbarte Bögen
eingebracht oder an anderem Ort wiederverwendet werden. „Die Kosten
können für alle ähnlich großen Bahnbögen im ganzen Stadtgebiet
einfach und verlässlich kalkuliert werden. Natürlich muss diese Idee
noch mit geeigneten Firmen bis zur Realisierungsreife weiterentwickelt
werden“, so Grube.

Als Hersteller kämen nach Ansicht der „Künstler für Bickendorf“
sowohl Baufirmen als auch Zimmereien und Fertighaushersteller sowie
andere qualifizierte Betriebe in Frage. Zuspruch und Unterstützung
erhält die IG von der Bürgervereinigung Köln-Ehrenfeld: „Ein
tolles Konzept, das schnell Bewegung in die verfahrene Situation
bringen könnte. Im Interesse Ehrenfelds freue ich mich, wenn sich die
Deutsche Bahn mit dem Vorschlag konstruktiv auseinandersetzt und die
IG die Gelegenheit bekäme ihr Konzept der Bahn zu präsentieren“,
sagte Dieter Brühl, Vorsitzender der Bürgervereinigung
Köln-Ehrenfeld. Die Maßnahme käme ohne Eingriff in die vorhandene
Bausubstanz aus und ist somit kompatibel auch für die Belange des
Denkmalschutzes. Gemeinsam wollen sich die „Künstler für
Bickendorf“ und die Bürgervereinigung Köln-Ehrenfeld nun an die
Deutsche Bahn wenden und auch bei der Politik im Bezirk für das
Konzept werben.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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