"Abgängig“ wegen Vandalismus
Piusstraße: Graffiti-Sprayer zerstören öffentliches Kunstwerk

Das Kunstwerk von Gerd Winner an den Wänden der Haltestelle ist fast völlig verdeckt von den Schmierereien Unbekannter.  | Foto: Hermans
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Eine Rekonstruktion des Kunstwerks an den Wänden der U-Bahn-Haltestelle Piusstraße würde rund 200.000 Euro kosten – allerdings wäre ein künftiger Schutz nicht zu gewährleisten.

von Hans-Willi Hermans

Ehrenfeld. Die vielen Graffiti waren es nicht, die die frühere Dombaumeisterin Professorin Dr. Barbara Schock-Werner einst zu dem Urteil veranlassten, der Haltepunkt Piusstraße sei „die großstädtischste der Kölner Haltestellen“. Grund dafür war das Kunstwerk „City Light Motion“ von Gerd Winner, doch die rund 40 Tafeln des Künstlers an den Wänden der Haltestelle sind mittlerweile fast völlig verdeckt von den Schmierereien Unbekannter.
Die SPD-Fraktion in der Ehrenfelder Bezirksvertretung (BV) bezieht sich auf Schock-Werner und erhebt einen schweren Vorwurf gegen eine Stadt, die sich gern als Kunstmetropole feiert: „Mit ihrer Gleichgültigkeit gegenüber einem ihrer bedeutsamen Kunstwerke im öffentlichen Raum stellt sich die Stadt Köln ein Zeugnis beschämender Ignoranz aus.“ Die Genossen fordern, Winners Arbeit „unverzüglich zu rekonstruieren und dauerhaft durch eine Anti-Spray-Folie zu schützen oder auf die Rückseite von Glasscheiben zu drucken“, am besten schon in den kommenden drei Monaten.
Der Antrag hat eine längere Vorgeschichte. Schon bei der Planung der unterirdischen Bahnhöfe der Linien 3 und 4 ab dem Hans-Böckler-Platz, die 1989 beziehungsweise 1992 in Betrieb genommen wurden, spielte die aufkommende Sprayer-Szene eine Rolle. Durch die künstlerische Gestaltung der Haltestellen hoffte man, Vandalen fernzuhalten. Schließlich gehört es unter Street-Art-Künstlern – und solchen, die es werden wollen – zum guten Ton, nicht die Arbeiten von „Kollegen“ zu übersprühen.
Das ging etwas länger als ein Jahrzehnt lang gut, dann tauchten die ersten Schmierereien an den Wänden der Haltestellen auf. Im Jahre 2014 wurden umfassende, damals auf Kosten in Höhe von rund 450 000 Euro bezifferte Restaurierungsmaßnahmen in der Haltestelle „Leyendecker Straße“ durchgeführt. Die war und ist neben der „Piusstraße“ in besonderem Maße von Vandalismus betroffen, vor allem aber ist die Arbeit von Ulrike Utaz dort auf Rigips-Platten an Decken und Wänden angebracht. Diese Platten mussten aus Gründen der Verkehrssicherheit neu befestigt werden.
In der „Piusstraße“ hatte das Amt für Brücken und Stadtbahnbau schon 2007 einen ersten Reinigungsversuch durchführen lassen. Doch der scheiterte, weil Winners Werk eine Kombination aus Malerei, Fotografie und Siebdruck ist, die zu säubernden Flächen sind sehr unterschiedlich beschaffen, herkömmliche Scheuermittel richten da teils schwere Schäden an. Deshalb wollte sich die Verwaltung nach möglichen Spezialverfahren erkundigen, aber das Thema verschwand in der Versenkung.
Der BV-Antrag dürfte allerdings kaum den Durchbruch bringen. Das Kunstwerk sei „so stark beschädigt, dass es abgängig ist“, sagt Robert Baumanns vom Presseamt der Stadt, man könne es im Grunde nur „neu herstellen lassen“. Das würde aber, alles inklusive, geschätzt rund 200 000 Euro kosten. Die Stadt sei nur dann bereit, diesen Betrag auszugeben, wenn das Kunstwerk danach vor künftigen Beschädigungen geschützt werden könnte. Das sei aber bei nachts geöffneten U-Bahn-Haltestellen nicht zu gewährleisten. Auch eine Anti-Graffiti-Schutzschicht, das hätten Erfahrungen in der Haltestelle „Leyendecker Straße“ gezeigt, brächte keine dauerhafte Lösung.
Bis gegen Ende des Jahrzehnts sind Brandschutzmaßnahmen für diverse U-Bahn-Haltestellen vorgesehen. „Im Zuge dieser Maßnahmen“, so Baumanns, „sollte aus Sicht der Verwaltung der weitere Umgang mit den eingebauten Kunstwerken bewertet und auf Basis dieser Bewertungen entschieden werden.“

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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