Geschichten zwischen Leben und Tod
Syrische Jungautoren lesen in den Ehrenfeldstudios

Mohamad (l.) und Ahmad verarbeiteten in Erzählungen und Gedichten den erlebten Horror im Bürgerkrieg. | Foto: ha
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Neuehrenfeld - (ha). Mit ihrem Buchdebüt „Versuche Unaussprechliches zu
sagen“ legen elf junge syrische Flüchtlinge in Gedichten,
Erzählungen und Tagebuchaufzeichnungen Zeugnis vom Schrecken des
Krieges ab. Im Rahmen einer bundesweiten Städtetour stellten die
Autoren aus Gelsenkirchen ihr Werk in den Ehrenfeldstudios vor und
nahmen sich nach der Lesung Zeit für Gespräche mit dem Publikum.

„Die Teilnehmer des Schreibprojekts waren zum Zeitpunkt ihrer
Ankunft außer einer Person noch minderjährig. Nach einem gemeinsamen
Theaterstück bestand der Wunsch, weiter zusammen zu arbeiten. Dies
mündete in einer Schreibwerkstatt der VHS Gelsenkirchen und legte den
Grundstein für dieses Buch“, erklärt Herausgeber Reimund Neufeld.
Mit der Unterstützung von Übersetzerin Emel Siala konnte im
vergangenen Sommer nach rund zweijähriger Arbeit eine
Veröffentlichung der autobiographischen Texte realisiert werden.
Interviews und Fotografien von Julia Schönstädt ergänzen den Band.

„Im Buch habe ich die Geschichte meiner Flucht beschrieben. Ich war
ungefähr einen Monat unterwegs und habe mehrmals gedacht, ich müsste
sterben. Als ich es endlich nach Deutschland geschafft hatte, war mein
dringendster Wunsch, die Sprache und Kultur kennen zu lernen. Ich
wollte so schnell wie möglich erzählen, warum ich hier bin, damit
die Menschen verstehen, dass ich ihnen nichts wegnehmen oder
irgendjemanden schaden möchte“, erzählt Ahmad (20). „Bisher
waren alle sehr freundlich zu uns. Ich habe hier noch keine negativen
Erfahrungen gemacht. Dafür bin ich sehr dankbar und möchte der
Gesellschaft auch wieder etwas zurückgeben“, ergänzt Mohamad.
„Unabhängig, ob wir aus Damaskus oder Aleppo kommen, hatten wir
alle das gleiche Schicksal in Syrien. Der Krieg machte es unmöglich,
weiter zur Schule zu gehen. Wir konnten nicht mehr lernen. Dann gab es
auch bald kein Strom und kein fließend Wasser mehr. Brot wurde
wertvoller als Gold. Können Sie sich das vorstellen?“, fragt der
18-jährige Abiturient, der bei einer Pflegefamilie sein zweites
Zuhause gefunden hat. Neben einem angestrebten Wirtschafts- oder
Politikstudium möchte der Gelsenkirchener seine Erfahrungen zudem in
einem Buch über gelungene Integration beschreiben.

„Versuche Unaussprechliches zu sagen“ ist erschienen im BOD-Verlag
(ISBN 978-3-752878134) mit 126 Seiten.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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