Gebäudegeschichte mit Riss
Wird denkmalgeschütztes Haus abgerissen?

Momentan ruhen die Bauarbeiten für das Bauprojekt. Der Riss in der Fassade des denkmalgeschützten Hauses in der Hansemannstraße Nr. 2 ist weithin sichtbar. Ein Bauzaun leitet die Fußgänger auf die andere Straßenseite. Die Hansemannstraße ist von der Venloer Straße ausgehend für den Verkehr gesperrt. | Foto: Stahl
  • Momentan ruhen die Bauarbeiten für das Bauprojekt. Der Riss in der Fassade des denkmalgeschützten Hauses in der Hansemannstraße Nr. 2 ist weithin sichtbar. Ein Bauzaun leitet die Fußgänger auf die andere Straßenseite. Die Hansemannstraße ist von der Venloer Straße ausgehend für den Verkehr gesperrt.
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Ehrenfeld - (as). Der lange, tiefe Riss in der Fassade des Gebäudes in der
Hansemannstraße 2 ist deutlich sichtbar. Er zieht sich vom Giebel des
Hauses diagonal über das Fenster im ersten Stock bis hinunter an die
Haustüre. Rund 150 Jahre alt ist das kleine, zweistöckige
Dreifensterhaus mit der kunstvollen Stuckfassade an Fenstern und
Giebel. Nun soll es, weil es im Zuge von Bauarbeiten auf dem
Nachbargrundstück abgesackt ist, abgebrochen werden.

„Es ist ein Skandal und ein weiterer Schlag ins Gesicht für die
Denkmalpflege im Stadtbezirk Ehrenfeld“, empört sich Dr. Dieter
Brühl, Vorsitzender der Bürgervereinigung Köln-Ehrenfeld von 1954
e.V. „Meines Wissens wurde das Gebäude in der Hansemannstraße im
Jahre 1870 erbaut. Es ist eines der ältesten Gebäude in Ehrenfeld
und ein Zeugnis der Gründerjahre des Stadtteils.“ Bei dem unter
Denkmalschutz stehenden Haus handelt es sich um die ehemalige
Bäckerei von Peter Riem. „Er war im Jahre 1891 der nachweisliche
Eigentümer des Hauses, das rund 100 Jahre als Bäckerei diente. Die
Brezel-Ornamente in der Stuckverzierung über den Fenstern zeugen noch
heute davon.“ Laut dem Vorsitzenden der Bürgervereinigung sollen
die Bautätigkeiten der WvM Immobilien + Projektentwicklung GmbH in
der Hansemannstraße Nr. 4 bis 12 dazu geführt haben, dass das
denkmalgeschützte Gebäude bei Aushebungsarbeiten schwer beschädigt
wurde.

„Ende März ist es bei der Herstellung der Baugrube für den
angrenzenden Neubau bei den Unterfangungsarbeiten der Fundamente für
das Haus Nr. 2 zu Setzungen gekommen, aus denen der Schaden
resultiert“, erläutert Dr. Dieter Brühl. Die Bürgervereinigung
spricht sich für den Erhalt des Bauwerks aus. Dabei verweist sie auf
das Denkmalschutzgesetz des Landes NRW und fordert den Bauherrn WvM
auf, den Schaden zu beheben und den ursprünglichen Zustand des Hauses
wiederherzustellen. „Die Unterfangungsstatik und Vorgabe zur
Ausführung wurde von einem Statikbüro unter Berücksichtigung eines
im Vorfeld aufgestellten Bodengutachtens erstellt. Diese Statik wurde
durch einen Prüfingenieur geprüft und zur Ausführung freigegeben.
Die Arbeiten wurden von einem renommierten und spezialisierten
Unternehmen fehlerfrei nach Vorgabe der geprüften Statik
durchgeführt...“ antwortete der Projektleiter auf Anfrage des
Vorsitzenden. In den Augen von Dr. Dieter Brühl „ist es
bedauerlich, dass es trotz professioneller Planer und Ingenieure nicht
gelungen ist, das Haus vor Schäden zu bewahren.“

Aktuell ruhen die Bauarbeiten für das Neubauprojekt und die Baustelle
ist bis auf weiteres gesperrt. Das Haus Nr. 2 ist laut Eigentümer und
Bauherr nicht begehbar. Nun soll der entstandene Schaden durch ein
Gutachten ermittelt werden, um dann zu entscheiden, wie weiter
vorgegangen wird. Mittlerweile hat sich laut Dr. Brühl der Schaden
auch auf das danebenstehende, ebenfalls unter Denkmalschutz stehende
Haus Hansemannstraße 2a ausgeweitet. Dort zeigen sich an der Decke im
Nahtbereich zum angrenzenden Haus Nr. 2 Risse. „Auf meine Anfrage
teilte mir der Leiter des Bauaufsichtsamtes der Stadt Köln, Rainer
Straub, mit, „dass die Risse im Haus Nr. 2a bekannt seien. Im Zuge
einer Genehmigung für den Abbruch des Hauses Nr. 2 sei man dabei, die
statischen Fragen durch die Bauaufsicht intensiv zu prüfen, und
soweit erforderlich, Auflagen zu erteilen, um die Standsicherheit des
Hause 2a zu gewährleisten.“ Was die Hausnummer 2 anbetrifft, so
seien „für die Sicherung des temporären Zustandes der Hausnummer 2
die erfolgte Anschüttung zusammen mit der noch in dieser Woche zu
montierenden Fassadensicherung ausreichend“, so der Vorsitzende der
Bürgervereinigung. Eine erbetene Stellungnahme des Projektleiters des
Immobilienentwicklers zum aktuellen Stand blieb leider bis
Redaktionsschluss aus.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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