Neue Straßenbenennung sorgt für Verwirrung
Zweifelhafte Entscheidung

Alt ja, aber nicht der „alte Ehrenfelder Güterbahnhof“: Die neue Straßenbenennung auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs sorgt für Verwirrung in der Ehrenfelder Geschichtsschreibung. | Foto: Brühl
  • Alt ja, aber nicht der „alte Ehrenfelder Güterbahnhof“: Die neue Straßenbenennung auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs sorgt für Verwirrung in der Ehrenfelder Geschichtsschreibung.
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Ehrenfeld - (red). Was historisch klingt, ist nicht immer historisch korrekt.
Sich dann auch noch auf eine falsche Verwaltungsvorlage zu berufen,
ist doppelt ärgerlich. Was war geschehen: Auf ihrer jüngsten Sitzung
hat die Bezirksvertretung Ehrenfeld die neue Straße auf dem Gelände
des ehemaligen Ehrenfelder Güterbahnhofs an der Vogelsanger Straße
neu benannt. Die Straße soll demnach „Am alten Güterbahnhof“
heißen.

Wohlklingend und eine „gute Adressbildung“ für das dort neu
entstehende Quartier, so die Meinung der ehrenamtlichen
Kommunalpolitiker. Eine Namensgebung, die, betrachtet man das Alter
der ehemaligen Bahnhofsanlage von 1899, zwar richtig erscheint, die
aber dennoch vergessen lässt, dass es in Ehrenfeld einen noch
älteren Güterbahnhof gab. Der eigentliche „alte Güterbahnhof“,
Keimzelle für Ehrenfelds wirtschaftliche Blüte und Aufstieg zur
Stadt im 19. Jahrhundert, lag ab 1863 in dem Bereich, wo heute die
Hüttenstraße und Stammstraße auf den Ehrenfeldgürtel treffen. E

rst als Ende des 19. Jahrhunderts diese Güterstation zu klein wurde,
hat die damalige Eisenbahnverwaltung auf einem Grundstück weiter
„draußen“ an der Vogelsanger Straße , einen „neuen“
Güterbahnhof anlegen lassen.
Auf diesen historischen Umstand hatte auch die Bürgervereinigung
Köln-Ehrenfeld, allen voran deren Ehrenvorsitzender Johannes Maubach,
die Bezirksvertretung und den Investor Aurelis bereits im März
hingewiesen. „Die Benennung „Am alten Güterbahnhof“ in dem
Neubaugebiet entspricht meines Erachtens nicht den geschichtlichen
Tatsachen. Der alte Güterbahnhof lag woanders“, bestätigte
Maubach.

Die Bürgervereinigung hatte Investor und Bezirksvertretern zuvor
mittgeteilt, dass der „neue“ Güterbahnhof nebst Hallen 1898/99 an
der Vogelsanger Straße erbaut wurde. In einem Zeitungsartikel von
1899 ist die Rede vom „neuen Güterbahnhof in Ehrenfeld“.
Daraufhin wurde die Beschlussvorlage erst einmal zurückgestellt. Das
Kuriose ist, die Vorlage der Verwaltung  bezieht sich in ihrer
Begründung auf diesen Ehrenfelder „Ur-Bahnhof“, schlägt aber
eine Benennung am falschen Ort vor.

Für das Neubaugebiet am ehemaligen Güterbahnhof hatte die
Bürgervereinigung alternativ die Benennung nach Heinrich Scheele
vorgeschlagen. Der Kölner Pionier der Elektromobilität hatte unweit
des Areals an der Vogelsanger Straße in den 1920er-Jahren seine
Fabrik und hat dort elektrisch angetriebene Personenwagen,
Ambulanzfahrzeuge und Lastwagen gebaut.

„Mit dieser Benennung hätte die Öffnung des Geländes zum Maarweg
hin einen unmittelbaren Bezug bekommen. Auch in der aktuell geführten
öffentlichen Debatte über nachhaltige und innovative
Antriebstechnologien hätte die Benennung nach Heinrich Scheele in
Bezug auf die Pflege der Industriegeschichte dem Stadtbezirk Ehrenfeld
gut zu Gesicht gestanden“, meint Dieter Brühl, Vorsitzender der
Bürgervereinigung Köln-Ehrenfeld.

Doch die Bezirksvertretung beschloss anders, bis auf drei Enthaltungen
von der CDU-Fraktion, die für das neue „Ehrenveedel“
geschichtlich gesehen nicht korrekte Variante. Also wird man in
Zukunft wohl von einen „alten“ und „ur-alten“ Güterbahnhof
sprechen müssen.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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