Der Ball liegt bei der Politik
Alternativplanung der Bürgerinitiative zum Marktplatz

Foto: Bürgerinitiative

Eitorf -

Für große Aufmerksamkeit sorgt zur Zeit die Bürgerinitiative zur
Wiederbelebung des Ortskerns (BI) mit einem Info-Flyer. Mit dem Flyer
wirbt die BI nicht nur für ein „Ja“ zu ihrem Veto gegen die
Umbaupläne der Gemeinde beim anstehenden Bürgerentscheid, sie zeigt
auch eine Alternative auf, von der sie hofft, damit die Politik noch
rechtzeitig für eine Modifizierung des Förderantrags gewinnen zu
können.

Zunächst einmal hat die BI mit der Präsentation ihrer
Alternativplanung an einem Infostand auf dem „Eitorfer Frühling“
allerdings für Unmut gesorgt. Nach Information der BI störte sich
die CDU daran, dass sie selbst keinen Standplatz betreiben könne,
weil der Handwerkerverein als Veranstalter generell keine
Parteipolitik bei der Leistungsschau wolle, während die BI einen
Standplatz der marktanliegenden Geschäftsinhaber für ihre
Präsentation nutze. Ein Angebot der BI, diesen dialogfördernd und
bürgerfreundlich gemeinsam zu nutzen, habe die CDU mit Blick auf
organisatorische Belange ausgeschlagen. Daraufhin habe man aus
Fairnessgründen sonntags selbst ebenfalls auf den Infostand
verzichtet. Für die CDU hält der Fraktionsvorsitzende Roger Kolf
hingegen fest, nicht als CDU- sondern als Vertreter des
Handwerkervereins die einseitige Präsentation kritisiert zu haben.
Johannes Ahr, Vorsitzender des CDU-Ortsverbands räumt ein, auf
Nachfrage des Vorsitzenden des Handwerkervereins Winfried Quodbach
diesem vorgeschlagen zu haben, der BI den Verzicht auf den Infostand
zu empfehlen. Gefordert habe er das jedoch keinesfalls.

Das Interesse der Bürger, die sich am verkaufsoffenen Sonntag direkt
bei den Geschäftsleuten in den Läden über den Bürgerentscheid
informierten, sei auch ohne den Infostand sehr groß gewesen,
resümiert die BI, und auch der Zuspruch zur Alternativplanung sehr
hoch. Die Planung greift einen Vorschlag auf, den Apotheker Werner
Crombach bereits im Februar bei der Infoveranstaltung der BI im
Sängerheim eingebracht hatte(wir berichteten). Handlungsbedarf
bestehe demnach weit weniger auf dem eigentlichen Marktareal als
vielmehr auf dem Fahrstreifen rundum. Würde man sich auf dieses Areal
konzentrieren, könne allein mit den kalkulierten Eigenmitteln der
Gemeinde viel erreicht werden ohne sich nach Auflagen eines
Fördergebers richten zu müssen, so sein Vorschlag. Diese Idee hat
Rainer Viehof, ehemals langjähriger SPD-Politiker, aufgegriffen und
eine Planung dafür erstellt. Der unter dem Motto „Eitorf ist
innovativ“ als Konzept „3.000>PLUS“ beworbene Entwurf soll eine
sichere und attraktive Fußgängerzone mit dem Service geschäftsnaher
Parkplätze verbinden. Die Alternativplanung der BI ist nicht nur auf
den BI-Flyern sondern auch im Internet einsehbar unter
www.eitorfer-marktplatz.de

In den Grundzügen übernimmt die BI die KFZ-Zuwegung zum Markt über
einen Kreisverkehr auf der Ecke Asbacher Straße/Schoellerstraße,
nimmt die tiefergelegte Marktfläche aus dem Sanierungsareal komplett
heraus um Parkplätze und Retentionsraum zu erhalten und konzentriert
die Neuplanung auf den marktumlaufenden Bereich einschließlich der
Cäcilienstraße bis zur Hövergasse. Hier soll eine rund 3.000
Quadratmeter große, absolut verkehrsfreie Fläche entstehen. Eine
ausgewiesene Ladefläche für Anlieferer außerhalb des
Fußgängerareals soll Attraktivität und Sicherheit erhöhen. Nicht
nur Fußgänger sollen sich dort wohlfühlen, auch die
Außengastronomie soll sich ohne störenden Fahrzeugverkehr
ortskernbelebend entwickeln können.

Durch Herausnahme der rund 1.700 Quadratmeter großen Parkfläche aus
dem Sanierungskonzept, sieht die BI nicht nur die Chance auf
Fördermittel gewahrt (Parkplätze sind nicht förderfähig), sondern
erwartet auch eine deutliche Reduzierung der Umbaukosten. Statt nur
die Eigenmittel der Gemeinde, wie ursprünglich vorgeschlagen zur
Marktoptimierung zu verwenden, hofft sie nun, der Rat möge der
Alternativplanung zustimmen und noch rechtzeitig den im Dezember
gefassten Beschluss zum Förderantrag modifizieren. Damit wäre auch
der für die ersten beiden Juniwochen anberaumte Bürgerentscheid
überflüssig. „Der Ball liegt jetzt bei der Politik“, so Viehof
mit Blick auf eine einvernehmliche Lösung.

Geht die Politik nicht auf den Vorschlag der BI ein, hofft diese
weiter auf breite Unterstützung beim Bürgerentscheid, damit nicht
eine langjährige Bindungsfrist durch empfangene Fördergelder eine
Umplanung auf lange Sicht verhindere, sondern Zeit gewonnen werde für
eine konsensorientierte Neuplanung. Um Verwirrung beim
Bürgerentscheid zu begegnen, weist die BI darauf hin, dass mit
„Ja“ nicht automatisch dem vorgelegten Alternativentwurf
zugestimmt, sondern der Widerspruch zur Gemeindeplanung unterstützt
wird.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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