Lesung mit Jürgen Wiebicke
Bereitschaft, gemeinsam etwas zu bewegen

Freudig und erwartungsvoll warteten die Zuhörer auf die Lesung in der Buchhandlung Windrose. | Foto: Deitenbach
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Eitorf - Die Hörfunksendung „Das philosophische Radio“ am Freitagabend auf
WDR 5 lässt sich Christoph Schwamborn selten entgehen. Während der
Buchhändler und passionierte Koch nach Ladenschluss zu Hause am Herd
steht, genießt er die spannenden Gespräche von Moderator Jürgen
Wiebicke mit seinen wechselnden Gästen. Gelegentlich beteiligt er
sich auch selbst mit Studiomails an den Diskussionen und seit er
jüngst live durch den Äther hörte, dass auch ein anderer Eitorfer
Geschäftsmann sich zu Wort meldete, beschäftigte ihn die Frage, ob
es wohl in Eitorf noch weitere Gleichgesinnte gebe.

Da Wiebicke, studierter Philosoph und Germanist, nicht nur als
Moderator und Journalist tätig ist, sondern seit 2013 auch bereits
drei Bücher veröffentlicht hat, lud Schwamborn ihn kurzerhand zu
einer Lesung ein. Wie sich zeigte, war das Interesse der Eitorfer
groß, fast 60 Interessierte folgten Schwamborns Einladung in die
Buchhandlung Windrose, die dem Besucherandrang nur knapp standhalten
konnte.

Wiebicke las Passagen aus seinem zweiten Buch „Zu Fuß durch ein
nervöses Land. Auf der Suche nach dem, was uns zusammen hält“. Bei
der Wahl der Ausschnitte richtete er sich nach den Anregungen der
Zuhörer, von denen viele mit seinen Werken bereits gut vertraut
schienen. Jederzeit ließ sich Wiebicke vom Publikum mit Fragen,
Kommentaren oder Gegenargumenten unterbrechen, so dass sich von Beginn
an eine lebhafte Diskussion entwickelte.

In seinem Buch schildert der Kölner eine vierwöchige Wanderung, die
ihn zunächst nach Leverkusen, dann weiter über Neuss und Krefeld bis
zur holländischen Grenze, von dort über Wesel, Bocholt und Münster
bis nach Gütersloh und Bielefeld führte, von wo er mit dem Zug nach
Köln zurückkehrte. Weder sei er als Pilger unterwegs gewesen, noch
auf der Suche nach Idylle und Panoramablick. Während die Welt von
Griechenlandpleite und Islamistenanschlägen erschüttert wurde,
wollte er sich der Gesellschaft vom Rand her nähern, von der Straße
lernen, erfahren, ob es noch etwas gibt was unserer Gesellschaft
Zusammenhalt ermöglicht. Antworten, aber auch viele neue Fragen hat
er gefunden in intensiven Gesprächen mit Zufallsbekanntschaften
unterschiedlichster Herkunft, Bildung, Weltanschauung oder sozialer
Schicht.

Ebenso vielfältig wie seine Wandererlebnisse waren die sich daraus
ergebenden Diskussionsthemen mit dem Publikum. Von Macht oder Ohnmacht
der Verbraucher und der Rolle des Unternehmers im globalen
Kapitalismus über Sozialkontrolle, Neoliberalismus, Wachstumslogik,
Vernunft und Kommunikation bis zu neuen Wegen zur Mitgestaltung und
Zusammenarbeit mit anderen spannte sich der Bogen.

Ein gemeinsames Anliegen wie die Flüchtlingshilfe 2015 habe
eindrucksvoll belegt, wie Menschen gemeinsam handeln können, Probleme
angehen, sich Kompetenzen aneignen und sich intensiv vernetzen, so der
Autor. Viele hätten plötzlich eigenständig Politik gemacht, ohne es
zu merken, fasst Wiebicke eine Bewegung zusammen, die nach seiner
Überzeugung auch auf andere Themenfelder übertragbar wäre. Nicht
alle teilen seine Meinung, jedoch bemerken viele im eigenen Umfeld
ebenfalls wachsenden Mut, Aufbruch, Bereitschaft sich einzumischen,
Position zu beziehen und gemeinsam mit anderen etwas zu bewegen.

Vor diesem Hintergrund endete die Lesung in einer Atmosphäre der
Hoffnung auf Neubelebung der Demokratie, einem Anliegen, dem sich
Wiebicke in seinem neuesten Buch „Zehn Regeln für
Demokratieretter“ widmet. Der Autor erntete begeisterten Applaus,
doch der Dank des Publikums galt ebenso Gastgeber Schwamborn für
einen anregenden Abend, der die Eitorfer Kulturszene um eine
außerordentliche Facette bereichert hat.

Freudig und erwartungsvoll warteten die Zuhörer auf die Lesung in der Buchhandlung Windrose. | Foto: Deitenbach
Christoph Schwamborn (r.) mit Gast Jürgen Wiebicke. | Foto: Deitenbach
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