Fastenzeit
Besondere Rituale bei griechisch-orthodoxen Christen
Eitorf -
In diesem Jahr fallen das griechisch-orthodoxe und das Osterfest der
westlichen Kirchen auf den gleichen Tag, den 16. April. Während die
Fastenzeit der Katholiken und die Passionszeit der Protestanten an
Aschermittwoch begonnen haben, fing die Fastenzeit der
griechisch-orthodoxen Christen bereits an Rosenmontag an - Karneval
gefeiert wird daher ausgiebig sonntags. Auch in Griechenland gehören
große Umzüge zum Brauchtum, beliebt sei auch das Steigenlassen
bunter, oft aufwändig selbst gebastelter Papierdrachen, erzählt
Elisa M. Die 63-jährige Griechin aus Kosani lebt seit fast 50 Jahren
in Eitorf.
Fasten hat in der griechisch-orthodoxen Kirche einen weit größeren
Stellenwert als in den westlichen Kirchen, daher gibt es nicht nur
eine, sondern mehrere Fastenzeiten im Jahr. Für alle Fastenzeiten und
-tage gibt es genaue Vorschriften, was gegessen werden darf oder soll.
So gehören zum Speiseplan am Rosenmontag Meerestiere ohne Blut, wie
Tintenfisch oder Miesmuscheln, verbannt werden Fleisch und
Milchprodukte. Der eigentlichen österlichen Fastenzeit geht jedoch
schon eine Vorfastenzeit voraus, die mit dem „Psychosavvato“, dem
Totensamstag, beginnt und auch von vielen Gläubigen im
Rhein-Sieg-Kreis beachtet wird.
Bis vor wenigen Jahren feierte die große griechische Eitorfer
Gemeinde ihre Gottesdienste vor Ort in St. Patricius, inzwischen
besuchen sie die Eucharistiefeier in der zur orthodoxen Gemeinde
gehörenden Kirche des heiligen Dimitrios in Troisdorf-Spich. Doch
auch dort tragen Eitorfer Gläubige zum Gemeindeleben bei, berichtet
Elisa. So sei es für sie persönlich selbstverständlich, von Zeit zu
Zeit „Prosphoren“, das griechische Brot für die Eucharistiefeier,
zu backen. Es handelt sich dabei um kleine, runde Leibe gesäuerten
Brots, in die mit einem Stempel christliche Symbole geprägt werden.
Während der Eucharistiefeier entnimmt der Priester einen kleinen,
Lamm genannten Teil aus der Mitte des Brots, mischt ihn mit Wasser und
Wein, weiht die Heiligen Gaben und verteilt sie mit Hilfe eines
speziellen Löffelchens per Mundkommunion an die Gläubigen.
Auch zum Psychosavvato hat Elisa beigetragen und aufwändig die
traditionelle Totenspeise „Koliva“ zubereitet. Das Koliva besteht
hauptsächlich aus Weizen als Symbol von Tod und Auferstehung. Der
Weizen wird am Vortag gekocht, auf einem Tuch dünn ausgebreitet und
getrocknet. Die weiteren Zutaten sind geröstete Mandeln und Sesam,
ebenfalls leicht geröstetes Mehl mit Zwieback, Rosinen, Walnüsse,
Zucker und Zimt. Die Zutaten werden vermischt, die Oberfläche mit
Zucker bestreut und traditionell mit einem aus Mandeln gelegten Kreuz
und weiteren Motiven verziert.
Das Koliva wird traditionell gereicht bei Beerdigungen, individuellen
Totengedächtnisfeiern und allgemeinen Totengedenktagen. Es wird vom
Priester gesegnet und nach dem Gottesdienst an die Anwesenden
verteilt. Zuvor verliest der Priester die Namen all der Verstorbenen,
deren Angehörige auf mitgebrachten Zetteln um Fürbitte für ihre
Toten gebeten haben. Vor allem ihnen gelten Gedanken und Gebete der
Gläubigen, während sie das Koliva verzehren.
- Renate Deitenbach
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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