Weinanbau am Kelterser Berg
Die Winzerarbeit hält Ewald Kronz fit
Eitorf - Eine reiche Ernte erwartet der 83-jährige Rentner Ewald Kronz in
seinem Weinberg am Hang des Kelterser Berges, den er trotz seines
hohen Alters noch selbst bestellt. Neben des für den Wein tollen
Wetters bleiben in diesem Jahr auch die Amseln aus, die sonst die
Reben plünderten. Die musste Kronz in den vergangenen Jahren immer
mit Netzen abwehren, wollte er nicht auf einen Großteil seiner Ernte
verzichten. Die schwarzen Diebe ließen die blauen Trauben jetzt aber
aus unbekannten Gründen in Ruhe. Vielleicht schrecken ja auch die
Vogelattrappen ab, die Kronz in seinem Weinberg aufgestellt hat.
„Die Arbeit eines Winzers hält fit“, betont der Senior. Unter der
wochenlangen Dürre hatten seine Rebstöcke nicht zu leiden, denn er
hat eine Tropfbewässerung ausgeklügelt, mit deren Hilfe jede Rebe
genügend Wasser erhält. „Da sind schon mal schnell drei Kubikmeter
Wasser weg“, berichtet der Hobbywinzer. Die lange
Schönwetterperiode hat sich aber auch positiv ausgewirkt. Schon jetzt
haben die Trauben einen Öchslegehalt von 60 Grad, und bis zur Ernte
werden sie um die 80 Öchsle haben, schätzt der Rentner. Mit einem
Refraktometer, einem besonderen Messgerät, kontrolliert Kronz den
Öchslegehalt der blauen Früchte.
Der Eitorfer Ortsteil Kelters war vor einigen hundert Jahren bekannt
für den Weinanbau, der wohl der östlichste im Siegtal war. Schon vor
600 Jahren wurde dort Wein angebaut und gekeltert, daher stammt auch
der Name der Ansiedlung. Sogar im 18. Jahrhundert wurden dort noch
Weinberge betrieben, später stellten die Einwohner die mühselige
Arbeit ein. Als sich um die Jahrtausendwende der damals 65-jährige
Ewald Kronz daran machte, den zugewachsenen Hang hinter seinem Haus am
Kelterser Berg zu roden, gab es dort schon lange keinen Weinanbau
mehr. Allerdings stieß der Eitorfer bei seinen Arbeiten auf die
Mauerreste früherer Weinberge. Auch die alte Flurbezeichnung
„Weingartsberg“ deutet auf die frühere Nutzung hin.
Weil Kronz vorhatte, den traditionellen Weinbau an diesem Hang wieder
aufleben zu lassen, machte er sich für sein Projekt zunächst bei
einem Winzer kundig. Der riet ihm, Rotwein anzubauen. Deshalb startete
der Eitorfer mit der blauen Dornfelder Traube und eignete sich im Lauf
der Jahre immer mehr Kenntnisse an. Der frühere Fahrschulbesitzer
beschäftigte sich auch mit dem Weinkeltern, schaffte sich eine kleine
Weinpresse an und füllt jetzt seinen Wein per Hand in Flaschen ab.
Inzwischen kann er jedes Jahr durchschnittlich um die 200 Liter Wein
herstellen. Den verkauft er aber nicht, sondern nutzt den „Eitorfer
Keltersberg Dornfelder“ nur für eigenen Zwecke. Gelegentlich lädt
er seine Nachbarn und Freunde zu einem kleinen Weinfest ein. Sogar ein
eigenes Label hat sich Kronz drucken lassen.
In seinem Haus hat sich ebenfalls einiges verändert. Dort richtete er
einen Felsenkeller zur Lagerung des Dornfelders ein, in dem ständig
eine Temperatur von 20 Grad garantiert ist. Neben einer Kelterstube
gibt es auch ein Winzerstübchen, in dem Besucher sich über den
Weinbau anno dazumal informieren können.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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