Neuplanung des Theatersaals
Entfernung der Reihenklapp-Bestuhlung

Ob HJ-Heim, Theater am Park oder Progymnasium - die Umbaupläne bereiten Kopfschmerzen. | Foto: Deitenbach
  • Ob HJ-Heim, Theater am Park oder Progymnasium - die Umbaupläne bereiten Kopfschmerzen.
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Eitorf - „Um- und Ausbau des ehemaligen Progymnasiums zum integrativen
Weiterbildungs-, Kultur- und Bürgerzentrum“ lautete wie schon so
oft der ebenso sperrige wie für viele Bürger rätselhafte
Tagesordnungspunkt bei der jüngsten Sitzung des Ausschusses für
Kultur, Sport, Markt und Kirmes.

Mit ihrer Kritik an der Formulierung hielt diesmal die Sachkundige
Bürgerin Nina Droppelmann (Grüne) nicht hinter dem Berg. Für alle
Menschen verständlich sei sowohl die aktuelle Bezeichnung des
Gebäudes „Theater am Park“, nachvollziehbar zumindest für
Ortskundige auch der auf die Ursprungsnutzung bezogene Begriff
„HJ-Heim“, aber eine willkürliche Begriffswahl mit Bezug auf eine
Zwischennutzung als Gymnasium werde dem Gebäude nicht gerecht,
empörte sich Droppelmann vehement.

Tatsächlich häufen sich seit langem für die Bürger
undurchschaubare Termini in den Tagesordnungen der Gremien, so
besonders auffallend „Konversion Schulgasse“ für die Ansiedlung
großflächigen Einzelhandels auf dem genannten Areal. Kommentiert
wurde Droppelmanns Kritik seitens der Verwaltung jedoch nicht.

Inhaltlich hatte sich der Ausschuss mit dem aktuellen Vorentwurf für
die Neugestaltung des Theatersaals zu beschäftigen. Da der
Förderantrag für den Umbau des Theaters 2017 im IHK durchgefallen
war und für eine erneute Beantragung der Kostenrahmen auf fünf
Millionen Euro begrenzt werden musste, hatte Architekt Guido Casper
zur Wahrung der Antragsfristen bereits in der Ratssitzung im Dezember
eine neue Variante für die Gesamtplanung vorgelegt. Diese war auch
vom Rat abgesegnet worden, eine Beratung im Fachausschuss stand jedoch
noch aus.

Für den Umbau der Bibliothek hatte sich bei der letzten Änderung
gegenüber dem Planungsstand Ende 2016 keine Neuerung ergeben, daher
stand diese jetzt auch nicht zur Debatte. Gleichwohl merkte
Bibliotheksleiterin Jeannette Honnef bei ihrer Vorstellung des
Jahresberichts der Bücherei bedauernd an, dass nach ihrer Meinung die
Ausbaupläne nicht das bieten würden, was für eine zukunftsfähige
Neuausrichtung nötig sei.

Im Mittelpunkt der Beratung stand aktuell stattdessen die Umbauplanung
für den Theatersaal. Die wichtigste geplante Änderung betrifft die
Entfernung der nostalgischen Reihenklapp-Bestuhlung. Stattdessen ist
eine Varieté-Bestuhlung mit Bistrotischen und Stühlen vorgesehen.
Hierbei ist auch an eine Bewirtung während der Veranstaltungen
gedacht. Für besondere Anlässe soll alternativ eine Reihenbestuhlung
vorgehalten werden, die dann aber aus zweckmäßigen, nüchternen
Stühlen wie in der Dreifachhalle oder dem „Leonardo“ bestehen
würde. Selbst mit dieser würde sich die Platzkapazität von derzeit
339 Plätzen auf maximal 262 Sitze verringern, bei der
Varieté-Bestuhlung wären es sogar nur noch 183 Sitzgelegenheiten, so
die Sitzungsvorlage. Neben dem nostalgischen Charme des Saals ging
somit auch sehr viel Kapazität verloren.

Casper, der auf Zwänge von Sicherheitsauflagen verwies, hatte
inzwischen die Pläne erneut überarbeitet und stellte nun für die
Varieté-Variante bis zu 211 und die Reihenbestuhlung 299 Plätze
einschließlich Empore in Aussicht, doch auch das überzeugte den
Ausschuss nicht. Zu eindringlich hatten die Mitarbeiter der
Kulturabteilung darauf hingewiesen, dass bei reduziertem Platzangebot
nicht nur die Ticketpreise deutlich steigen müssten, sondern viele
Künstler ein Engagement an ein Mindestplatzangebot knüpfen würden.
Auch eine Bewirtung während der Vorführung werde von einigen
Künstlern abgelehnt, zudem falle es bereits schwer, Vereine für die
Pausenbewirtung zu finden. Einige Künstler kämen bereits jetzt,
trotz kleiner Spielstätte, nicht zuletzt wegen der besonderen
Atmosphäre.

Nicht nur verschiedene Agenturen hatten sich auf Nachfrage skeptisch
zu den Umbauplänen geäußert, Mitglieder der lokalen Theatergruppe
„Knallerbsen“ hatten im Vorfeld ebenfalls erhebliche Bedenken
angemeldet und erhielten in einer Sitzungsunterbrechung Gelegenheit
zur Stellungnahme. Die Ensemblemitglieder, die auch selbst das Theater
für Aufführungen nutzen, appellierten, den nostalgischen Charme des
Theaters, der auch Publikum von außerhalb nach Eitorf ziehe, nicht zu
zerstören. Auch das sei eine Form der Brauchtumspflege, nüchterne
Mehrzweckräume gäbe es bereits reichlich.

Dem gegenüber stehe jedoch der erklärte Wunsch des Fördergebers
nach einer multifunktionalen Lösung, so Architekt Casper, nachdem der
ursprünglich geplante Bürgersaal dem Rotstift für die Obergrenze
von fünf Millionen zum Opfer gefallen sei. Hin- und hergerissen
zwischen dem Wunsch den Theatercharakter zu retten ohne die Förderung
zu riskieren, stimmte der Ausschuss mehrheitlich, gegen die Stimmen
der Grünen, dem Beschlussvorschlag zu, der den Umbau grundsätzlich
begrüßt, aber die Verwaltung verpflichtet im Falle einer
Förderzusage im weiteren Planungsprozess sowohl den Erhalt der
Theateratmosphäre wie auch die Kapazitätsproblematik erneut
aufzugreifen.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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