Obereiper Mühle nun bezugsfertig
Erste Bewohner noch in diesem Jahr
Eitorf - Nach rund einem Jahr Vorlauf und einem halben Jahr Umbauzeit ist die
Obereiper Mühle nun bezugsfertig zur Aufnahme von Flüchtlingen.
Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 270.000 Euro, die sich noch um
einige Tausend reduzieren sollen, da Instandhaltungskosten inbegriffen
sind, die anteilig der Vermieter zu tragen hat.
In der Summe enthalten sind auch rund 50.000 Euro für den Bau von
Löschwasserzisternen, die nicht nur für die Unterkunft benötigt
werden sondern vom Brandschutzbedarfsplan ohnehin zur allgemeinen
Versorgung gefordert werden.
Die Gemeinde hat das ehemalige Hotelrestaurant langfristig gemietet
und nach Plänen des ortsansässigen Architekten Guido Casper für
ihre Zwecke umgebaut. Es soll dauerhaft vorgehalten werden als
Sicherheitsreserve auch für zukünftige Bedarfe, die Erstbelegung ist
für Ende November oder Anfang Dezember geplant.
Die Gemeinde geht von einer durchschnittlichen Verweildauer der
Bewohner von jeweils etwa einem halben Jahr aus, bis sie aus der
Zuständigkeit der gemeindlichen Versorgung herausfallen.
Insgesamt hat sich die Wohnsituation für Flüchtlinge inzwischen
bereits entspannt, so dass andere Mietunterkünfte nach und nach
bereits wieder aufgegeben werden können, berichtete die Verwaltung
bereits in der vergangenen Sitzung des Fachausschusses.
Aktuell leben noch 202 Personen in Unterkünften der Gemeinde,
darunter 80, die nicht mehr im Leistungsbezug durch die Gemeinde
stehen. Bereits abgelehnte oder lediglich geduldete Asylbewerber
bewohnen ebenso weiter gemeindliche Unterkünfte wie die noch im
Verfahren befindlichen.
Anerkannte Flüchtlinge können eigenständig Wohnraum anmieten.
Da die Gemeinde Eitorf aktuell die Zuweisungsquote nur zu 80 Prozent
erfüllt, muss laut Auskunft der Bezirksregierung jedoch mit weiteren
Zuweisungen gerechnet werden.
Die Mühle ist ausgelegt für eine Mischbelegung mit Familien und
Einzelpersonen, insgesamt können im Obergeschoss 20 Menschen in neun
Zimmern untergebracht werden. Die ehemaligen Hotelzimmer verfügen bis
auf zwei über eigene Nasszellen, die beiden Ausnahmen über Bäder
gleich gegenüber. Die Zimmer- und Flurböden, überwiegend Laminat,
konnten ebenso im Altzustand belassen werden wie die Fenster. In den
Bädern waren laut Dieter Tentler, Leiter des Gebäudemanagements und
Christina Quad, gemeindeseitige Bauleitern, lediglich Schäden
auszubessern. In den Zimmern wurden hauptsächlich die Türen
rauchdicht gemacht, neue Elektroleitungen verlegt, elektronische
Schließanlagen und Fernsehanschlüsse für die zentrale
Satellitenanlage installiert. Mit zwei Bestandstreppenhäusern
verfügt der Hoteltrakt über die notwendigen Fluchtwege, in den
Fluren wurde der Brandschutz der Decken optimiert. Obwohl das Haus mit
Internet und W-Lan versehen wurde, findet sich im Wohntrakt neben
einem Hausalarm auch ein analoger Telefonanschluss um auch bei
Funkstörung sicher die Notrufzentrale erreichen zu können.Im
Erdgeschoss wurden Theke und Tische im früheren Restaurantbereich
entfernt, nach Neumöblierung soll hier ein zentraler Aufenthaltsraum
zur Förderung der Kommunikation entstehen. Gleich nebenan befindet
sich die große Gemeinschaftsküche mit vier Kochstellen, die wegen
des undefinierten Nutzerkreises mit einer Sicherheitsabschaltung
versehen wurden. Böden und Wände sind hier ebenso neu wie in der
benachbarten Waschküche mit Anschlüssen für Waschmaschinen und
Trockner, die bereits geliefert wurden.
Im Erdgeschoss wurden Brandschutzwände und -türen eingebaut, eine
Brandmeldeanlage läuft beim Wachdienst auf und Bewegungsmelder sorgen
für energiesparende Beleuchtung. Für die Sauberkeit der
Gemeinschaftsbereiche im Erdgeschoss soll ein Reinigungsdienst sorgen,
die Reinigung der Privaträume obliegt den jeweiligen Bewohnern.
Im Keller wurde die Technik untergebracht, er ist für die Nutzer
ebenso unzugänglich wie das Dachgeschoss.
Bei Bekanntwerden der beabsichtigten Nutzung der Mühle als
Flüchtlingsunterkunft im Februar vergangenen Jahres hatte es massive
Kritik der Anwohner gegeben (wir berichteten). Diese diente eigenen
Sicherheitsaspekten ebenso wie den Sicherheitsbelangen der
Schutzsuchenden.
Wie der Erste Beigeordnete in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses
bekannt gab, mündete die Kritik der Anwohner in einer Klage gegen die
Baugenehmigung, die vor wenigen Tagen mit einem klageabweisenden
Urteil beschieden wurde.
Unabhängig davon wurden Kritik und Anregungen der Nachbarn beim Umbau
berücksichtigt: Um die Biokläranlage, die seitens der Gemeinde
regelmäßig beprobt, gewartet und geleert werden soll, nicht zu
überlasten, wurde die Belegung auf 20 Personen beschränkt.
Brandschutz und Kommunikationseinrichtungen wurden aufwändig
verbessert, das nähere Umfeld der Mühle wird durch Bewegungsmelder
im Außenbereich beleuchtet.
Die als Gefahrenquelle benannten ungeschützten Fischteiche auf dem
Grundstück werden vom Eigentümer an den Rhein-Sieg-Kreis verkauft im
Rahmen des Umweltprojekts „Chance 7“, weiß Tentler. Der Kreis
werde die Teiche dann einzäunen und das Areal beleuchten.
Besorgte Bürger machen sich dennoch Gedanken über die abgeschiedene
Lage der Mühle die Integration erschwere, ebenso wie über die
räumliche Nähe zu Treffpunkten von Rechtspopulisten, die unweit der
Mühle im Wald liegen sollen. Die bauliche Situation lässt keinen
Anlass für Kritik mehr erwarten.
- Renate Deitenbach
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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