Distanzunterricht
Es hakt nach wie vor nicht unerheblich an einigen Stellen

Eitorf - Auf Antrag der CDU ließ sich der Schulausschuss von Verwaltung und
Schulleitern über die Erfahrungen im Distanzunterricht und beim
digitalen Lernen unterrichten. Der Distanzunterricht läuft bei allen
Schulen durchweg gut, auch wenn dies mit einer hohen Belastung für
alle Beteiligten einhergeht. Im Einsatz sind unterschiedliche Konzepte
und Angebote, von digitalen Formaten bis zu analogen Aufgabenpaketen.
Videochats und -konferenzen in Kleingruppen, Pinnwände mit
Erklärvideos, Telefon- oder Videosprechstunden gehören überall zum
Angebot. Möglich ist dies aber nur durch flexible Strategien und den
besonderen Einsatz der engagierten Kollegien. Dennoch sorgen sich
insbesondere die Grundschulen darum, auf Dauer Schüler oder gar ganze
Familien zu „verlieren“. Gerade die Jüngeren brauchten eigentlich
den persönlichen Kontakt, oft fehle auch die Ausdauer für den
digitalen Unterricht. Eine Abfrage bei Eltern der Mosaikschule Eitorf
& Harmonie habe dennoch gezeigt, dass 80 Prozent der Eltern ein gutes
Gefühl hätten, berichtete die stellvertretende Schulleiterin Karen
Scholz.

Am Siegtal-Gymnasium nutzte bisher ein gutes Dutzend Schüler der
Eingangsstufen die Notbetreuung, mit Öffnung des Angebots für
ältere Schüler steigen auch die Zahlen, so Schulleiterin Dagmar
Philipps. An der Mosaikschule waren es zunächst zehn bis 15 Prozent
der Schüler, auch hier ist die Tendenz steigend.

Größtes Problem im Distanzunterricht ist an allen Schulen die
technische Ausstattung. So fehle es bei 46 Prozent seiner Schüler zu
Hause an adäquater Technik und sie könnten lediglich über
Smartphones am Unterricht teilnehmen, berichtete Heiko Fritzsche,
Stellvertretender Leiter der Sekundarschule. Auch die Lehrer sind an
allen Schulen auf die Nutzung ihres privaten Equipments angewiesen.
Seit Monaten warten die Schulen auf die angekündigten Endgeräte.
Bestellt hat die Gemeinde entsprechend der unterschiedlichen Wünsche
der einzelnen Schulen insgesamt 533 Notebooks und Tablets, davon 232
Notebooks und 122 iPads für Schüler und 160 Notebooks und 19 iPads
für Lehrer. Bei Anfragen im September zeigte sich der Markt durch die
hohe Nachfrage anderer Kommunen bereits völlig überlastet und man
habe sehr lange auf den Eingang von Angeboten warten müssen,
berichtete Grünebaum im Ausschuss. Auf Nachfrage des Extra-Blattes
teilte sie mit, dass die erst im November eingegangenen Angebote die
vom Land zur Verfügung gestellte Fördersumme von 105.000 Euro bei
weitem überschritten. Zwar konnte die Verwaltung weitere
haushaltsneutrale Fördertöpfe ermitteln, doch bis ein
Vergabebeschluss gefasst war, waren die Preise bereits erneut um
23.000 Euro gestiegen. Letztlich konnte der Auftrag erst zu
Jahresbeginn mit einer Gesamtsumme von 307.000 Euro erteilt werden.

Ein Liefertermin konnte weder vertraglich vereinbart, noch auf
aktuelle Nachfrage benannt werden, so Grünebaum. Kritik übt sie
insbesondere daran, dass die Mittel aus dem Corona-Fördertopf in
keinem Verhältnis zum Bedarf der Schulen stehen und die Förderung
nicht nachhaltig ist, da ein Ersatz defekter oder irgendwann
veralteter Geräte nicht vorgesehen sei. Ein weiteres Problem der
Schulen ist die nicht ausreichende Internetkapazität. Am SGE seien
nicht mehr als fünf Videokonferenzen zeitgleich möglich, berichtete
Philipps. An der Sekundarschule können maximal vier Personen an einer
Konferenz teilnehmen, ohne dass das Netz zusammenbricht, meldete
Fritzsche. Die steigende Zahl der Kinder in der Notbetreuung, die von
der Schule aus am digitalen Unterricht teilnehmen müssen, verstärkt
die Kapazitäts- und Qualitätsprobleme weiter, ergänzte Radwan.
Bürgermeister Rainer Viehof stellte nach erfolgreichen Verhandlungen
mit der Telekom bessere Leitungen bis Mitte März in Aussicht. Die
notwendige Verkabelung innerhalb der Schulen sei fertig installiert,
auch verfügten alle flächendeckend über WLAN. Für den
ordnungsgemäßen Betrieb sei man nun auf Zusagen der Telekom und die
Lieferung der Endgeräte angewiesen.

Um die Digitalisierung der Verwaltung insgesamt voranzubringen,
verfügt die Gemeinde seit Jahresbeginn mit Heiko Klein über einen
Digitalisierungsmanager, berichtet Personalamtsleiterin Oona
Grünebaum. Bisher war er als IT-Ansprechpartner für die Schulen
tätig. Diesen Job hat jetzt Yannick Dohrmann übernommen. Beide
stellten sich dem Ausschuss vor. Die Gemeinde hofft, mit Hilfe der
beiden Fachkräfte auch die absehbaren Herausforderungen einer
Mischung von Distanz- und Präsenzunterricht meistern zu können. Doch
neben technischen, erwarten die Schulen dann auch weitere
Herausforderungen, von der zusätzlichen Belastung der Lehrkräfte,
bis zur Sorge um ausreichende Reinigung und Desinfektion oder die
zugesagte Versorgung mit FFP2-Masken.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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