Stele erinnert an Kastanienbäume
Eselsbrücke zur Erinnerung
Eitorf - Genau an der Stelle, an der früher die erste Kelterser Brücke die
Sieg überquerte, steht jetzt eine Gedenkstele. Sie wurde von der
Dorfgemeinschaft Kelters gestiftet, um an das Bauwerk und die zwei
Kastanien am Brückenaufgang zu erinnern.
Fronleichnam wurde die Stele im Rahmen einer kleinen Feierstunde
eingeweiht.
In der Zeit vor der ersten Kelterser Siegbrücke hatte ein Fährmann
dafür gesorgt, dass die Bürger den Fluss trockenen Fußes
überqueren konnten. 1878 wurde dann die Brücke für 41 000 Mark
gebaut. Sie spannte sich mit drei Eisenbögen auf vier Pfeilern über
die Sieg. Ihren Aufgang auf der Kelterser Seite rahmten zwei
Kastanien, die Jahrzehnte lang das Ortsbild prägten.
In den letzten Tagen des Zeiten Weltkriegs wurde die Bogenbrücke dann
bei einem Bombenangriff der Alliierten völlig zerstört. Später
wurde sie durch eine Notbrücke und eine provisorische Militärbrücke
ersetzt. Danach wurde etwas stromaufwärts die neue Brücke gebaut und
1954 eingeweiht.
Die zwei mächtigen Kastanien erinnerten aber noch 70 Jahre nach der
Zerstörung an die alte Brücke.
Umso größer war das Entsetzen der Dorfgemeinschaft, als die beiden
Bäume 2015 ganz plötzlich vom Bauhof der Gemeinde abgesägt wurden.
Angeblich aus Gründen der Verkehrssicherheit, berichtet Paul Hüsson,
der zusammen mit Rudolf Tonn die Kelterser Dorfgemeinschaft leitet.
„Aber niemand hat mit uns vorher über die Aktion gesprochen“,
betont Hüsson und stellt klar, dass die Dorfgemeinschaft auch die
Pflege der Bäume übernommen hätte.
Nach seiner Kenntnis „wehrten“ sich die zwei Kastanien aber bis
zum Schluss.
Denn ihre Stämme waren mit Granatsplittern von dem Bombenangriff
gespickt und stellten die Arbeiter mit ihren Kettensägen vor
erhebliche Probleme. In der Eitorfer Baumschutzsatzung seien Bäume
mit ortsbildprägendem Charakter, die auch noch von historischer
Bedeutung sind, ausdrücklich besonders geschützt, sagt Hüsson.
Die Verärgerung saß tief bei der Dorfgemeinschaft. Schließlich
wurde deshalb beschlossen, wenigstens mit einer Stele auf die
historische Stelle hinzuweisen. Die Arbeiten wurden komplett von
Mitgliedern der Dorfgemeinschaft ausgeführt, damit das Projekt auch
finanzierbar war.
Der „Dorfälteste“ Ewald Kronz (82) enthüllte die Tafel auf dem
nach ihm benannten „Kronzplatz“ genau an der Stelle, an der die
erste Brücke die Sieg gequerte hatte. Die Tafel sieht haargenau so
aus wie die im Zuge der Regionale 2010 aufgestellten Stelen und
dokumentiert mit Bild und Text die Bedeutung der Verbindung zum
Zentralort.
Diakon Horst Geuß segnete die Stele ein und übte dabei ebenfalls
deutliche Kritik an der Fällaktion. Es hätte nicht sein müssen,
dass die Kastanien sang- und klanglos verschwanden, sagte der
Geistliche. Jetzt gebe es wenigstens die Stele als Eselsbrücke zur
Erinnerung.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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