Inklusionsaktionsplan
Experten in eigener Sache
Eitorf - Schon im September hatten Kunden des Sozialpsychiatrischen Zentrums
(SPZ) einen Bürgerantrag auf Erstellung eines Inklusionsaktionsplans
für Eitorf eingereicht. Es folgte eine Vorstellung der Ideen und
Ziele beim Bürgermeister und Mitarbeitern des Sozialamts sowie ein
Bericht der Verwaltung dazu in der letzten Sitzung des Fachausschusses
(wir berichteten).
Derzeit warten die Antragsteller auf die Möglichkeit, ihr Anliegen
selbst im Fachausschuss den politischen Entscheidungsträgern
erläutern zu dürfen. Denn nicht nur für die angestrebte Mitarbeit
an einem umfassenden Konzept pochen die „Experten in eigener
Sache“ auf die Maxime der UN-Behindertenkonvention: „Nicht ohne
uns über uns“.
Doch während sie warten, bleiben die Initiatoren des Antrags nicht
untätig. Bei einem ersten Infoabend haben sie damit begonnen, die
Öffentlichkeit über ihr Anliegen zu informieren und um
Unterstützung zu werben. Der Einladung in die AWO-Einrichtung am
Spinnerweg gefolgt waren vor allem selbst von erhöhtem Hilfebedarf
Betroffene sowie Vertreter von Institutionen, die sich in
unterschiedlichen Bereichen für benachteiligte Menschen, für
Chancengleichheit und uneingeschränkte gesellschaftliche Teilhabe
einsetzen. Zu den Teilnehmern zählten Klienten der KOKOBE
(Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit
Behinderung), Vertreter von Rotem Kreuz und Jugendrotkreuz, der Tafel,
der Initiativen „AlleInklusive“ und „IntAKIS“ (Interkommunaler
Arbeitskreis Inklusion Sieg), des Förderverein Jugend Eitorf sowie
Mitglieder der Seniorenvertretung. Die Gastgeber, vertreten durch
SPZ-Leiter Gerd Weisel, SPZ-Kundin und Vertreterin der Antragsteller
Ulli Cerkini, und die Leiterin der AWO-Tagesstätte, Manuela Heimann,
erläuterten zunächst auch den Gästen Hintergründe und Ziele des
Antrags. Sie machten deutlich, dass von übergeordneten Ebenen eine
intensivere Beschäftigung mit dem Sozialraum gefordert werde und es
beim angestrebten Inklusionsaktionsplan nicht nur um die Belange von
Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen, sondern
ebenso um die Bedarfe von Migranten, Flüchtlingen oder Menschen mit
geringem Einkommen gehe. Themen wie Armut, Mobilität oder Sozialer
Wohnungsbau gehörten genauso dazu wie Barrierefreiheit.
Wichtig sei dabei, nicht einfach etwas „für“ die Menschen zu tun,
sondern ihnen dabei zu helfen, es selbst zu tun.Aus den Reihen der
direkt Betroffenen wurden zahlreiche Beispiele aufgeführt, wo sie in
Eitorf täglich Defizite wahrnehmen. Ebenso verwiesen sie auf frühere
Projekte, wie die große Studie des LVR zu Barrierefreiheit und
Angsträumen vor einigen Jahren oder die Querungshilfen im Auel und am
Bahnübergang Siegstraße, bei dem sie sich bereits erfolgreich
eingebracht hatten. Vertreter der Hilfsorganisationen wiesen darauf
hin, dass es in Eitorf eine Reihe von Einrichtungen für Menschen mit
Hilfebedarf und von Beratungs- und Hilfsangeboten gebe, die in ein
umfassendes Konzept eingebunden werden könnten. Hilfebedarf konnten
die meisten aus ihren eigenen Erfahrungen bestätigen.
Eher skeptisch sahen viele Teilnehmer hingegen den Wunsch der
Antragsteller, die Koordination einer Inklusionsplanung in die Hände
der Gemeindeverwaltung zu legen. Die Kompetenzen für diese Aufgabe
seien eher in den Reihen der Institutionen als in der Verwaltung zu
finden, so der Tenor. Auch seien von der Thematik Bereiche betroffen,
die nicht in der Gestaltungshoheit der Gemeinde lägen.
Am Beispiel der Kommune Hennef hielt Weisel dem entgegen, dass die
angestrebte Verbindlichkeit nur durch die Gemeinde erzielt werden
könne und dies auch der ausdrückliche Wunsch der Initiatoren sei.
Den gelte es zu respektieren, denn es sei schon eine Besonderheit,
dass die Betroffenen selbst die Initiative für ein so weitreichendes
Anliegen ergriffen. Selbstverständlich werde man unabhängig von
Politik und Verwaltung auch selbst weiter am Thema arbeiten. Einigkeit
herrschte darüber, dass eine enge Vernetzung verschiedenster Akteure
unverzichtbar sei und diese in ein „Eitorfer Bündnis für
Inklusion“ münden sollte.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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