Pilotanlage Unkelmühle geht in Regelbetrieb
Fischschutz steht im Vordergrund

Innogy-Vorstand Hans Bünting und Ministerin Ursula Heinen-Esser mit Referent Dr. Detlev Ingendahl bei der Besichtigung der Anlage: | Foto: Deitenbach
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Eitorf/Windeck - Wenige Meter außerhalb der Eitorfer Gemeindegrenze liegt die
Unkelmühle auf Windecker Gebiet. Wie sehr sich jedoch die Eitorfer
stets mit der historischen Wassermühle, deren Betrieb schon für das
Jahr 1601 dokumentiert ist, identifiziert haben, belegt der Name
„Eitorf AG“, für den Betreiber des ersten Kraftwerks Unkelmühle,
das vor 95 Jahren seinen Betrieb aufnahm.

Von der „Eitorf AG“ übernahm RWE 1965 das Kraftwerk, hat es nach
und nach modernisiert und sich schon früh um Belange des
Fischschutzes gekümmert. Erste Fischaufstiegshilfen wurden bereits in
den 1990er Jahren installiert, 2009 haben RWE und das Land NRW einen
Vertrag zum Umbau des Kraftwerks in eine Fischschutz-Pilotanlage als
Teil des Wanderfischprogramms NRW geschlossen. Ab 2011 liefen die
Bauarbeiten, 2014 ging die Pilotanlage in Betrieb (wir berichteten),
drei Jahre lang wurde in einem ökologischen, fünf Jahre lang in
einem betrieblichen Monitoringprozess die Wirksamkeit von Maßnahmen
getestet, die Anlage stetig dementsprechend optimiert und nach einer
Projektlaufzeit von zehn Jahren jetzt in den Regelbetrieb überführt.
Die offizielle Übergabe erfolgte durch NRW-Umweltministerin Ursula
Heinen-Esser und Innogy-Vorstand für Erneuerbare Energien, Hans
Bünting.

Die Ziele der gemeinsamen Anstrengungen, die Sicherstellung des
wirtschaftlichen Betriebs von Wasserkraftwerken bei gleichzeitiger
Optimierung der Umweltverträglichkeit, die Erprobung von
Schutzmaßnahmen für Fische und die Förderung der Wiederansiedlung
von Wanderfischen, wurden erreicht, freuten sich die beiden Vertreter
der Kooperationspartner. Die Schutzraten wurden deutlich verbessert
und die Energieerzeugungsverluste minimiert. Die Schutzraten am
Kraftwerk für den Lachs betragen jetzt 90 bis 97 Prozent, für den
Aal 92 bis 100 Prozent. Insgesamt wurden Fische aus 32 Arten gezählt,
das Hauptaugenmerk der Verantwortlichen lag jedoch auf Lachsen und
Aalen. Deren Population war bereits im Vorfeld gut dokumentiert und
bot eine gute Basis für das Projekt.

Das Kraftwerk selbst zeichnet sich als Teststandort aus, weil es in
Größe und Leistung einem typischen Wasserkraftwerk in NRW
entspricht. Mit einer Leistung von 420 Kilowatt versorgt die von
außen recht alt wirkende, innen jedoch mit modernster Technik
ausgestattete Unkelmühle jährlich rund 500 Haushalte. Die Ergebnisse
des Projekts sollen wertvolle Empfehlungen für die Weiterentwicklung
der Techniken bei vergleichbaren Anlagen in anderen
Wanderfischgewässern ermöglichen. Effiziente Fischschutzmaßnahmen
führen zu Energieerzeugungsverlusten, die in der Unkelmühle jedoch
durch Anpassung von Technik und Betrieb, von zunächst dreizehn auf
jetzt acht Prozent reduziert werden konnten.

Die Pilotanlage verfügt über eine Fischaufstiegsanlage aus 27
stufenförmigen Becken, die auch schwimmschwachen Fischarten den
Aufstieg unter Umgehung der Turbinen ermöglichen soll, die
Fischabstiegsanlage lässt die Fische das Kraftwerk durch eine
Fließrinne passieren. Zusätzlichen Schutz gewähren neuartige Rechen
mit engem Stababstand, die verhindern das Fische in die Turbinen
gelangen.

Das von Biologen der Uni Köln durchgeführte ökologische Monitoring
erfolgte nicht nur durch Beobachtungs- und Messeinrichtungen, die
Zählung und Untersuchung der Fische ermöglichen, zusätzlich wurden
in Kooperation mit speziell ausgebildeten Wissenschaftlern aus
Norwegen, Lachse und Aale mit Miniatursendern ausgestattet und
telemetrisch erfasst, um die Wanderwege detailliert verfolgen zu
können. Während sonst pro Anlage 50 bis 60 Prozent der Aale und bis
zu 20 Prozent der Lachse Schäden durch die Turbinen erlangten, sei in
der Unkelmühle kein einziger markierter Aal durch die Turbine
gewandert, freut sich Dr. Detlev Ingendahl, Referent im
Umweltministerium, über den Erfolg.

Eine weitere wichtige Erkenntnis war, dass speziell für die Aale
eingebaute Abstiegswege im unteren Wasserbereich, entgegen der
Annahme, kaum genutzt wurden. Stattdessen nutzten sie meist die
gleichen Wege wie die Lachse, so dass künftig auf die Aalrohre
verzichtet werden kann.Das Pilotprojekt, das Fischschutz, Naturschutz,
Umweltschutz und Klimaschutz gleichermaßen dient, hat gut fünf
Millionen Euro gekostet, von denen das Land gut vier, Innogy rund eine
Millionen Euro investiert hat. Im Ergebnis ist heute die Sieg das
Gewässer mit den meisten Lachsrückkehrern in ganz Deutschland. Die
Verantwortlichen hoffen nicht nur auf deutschlandweite Resonanz des
Projekts, sondern erwarten europaweite Öffentlichkeitswirksamkeit
für die an der oberen Sieg gewonnenen Erkenntnisse.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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