Familiäre Bereitschaftsbetreuung
Frühe Hilfen greifen gut

Eitorf - Über die Entwicklung der Fallzahlen in der Jugendhilfe informierte
Ute Krämer-Bönisch, Leiterin des Jugendhilfezentrums (JHZ) für
Eitorf und Windeck, die Mitglieder des gemeindlichen Fachausschusses
für Jugend, Integration, Senioren und Soziales. Trotz leichtem
Anstieg der Anzahl der Jugendeinwohner bis 21 Jahre sind die
Fallzahlen für Hilfe zur Erziehung im Jahr 2017 im Vergleich zum
Vorjahr von 319 auf 263 gesunken, die Anzahl je 1.000 Jugendeinwohner
von 82,49 auf 67,73.

Allerdings waren die Zahlen in 2016 auch besonders hoch, vergleicht
man 2017 mit 2015, liegen die Werte sogar minimal über dem
Vorvorjahreswert. In den Fallzahlen für 2017 enthalten sind 20 Fälle
von Hilfen für unbegleitete jugendliche Asylbewerber, für die die
Kosten aber vom Land erstattet werden. Darüber hinaus bedurften sechs
Flüchtlingsfamilien sozialpädagogischer Familienhilfe, einige
weitere Beratung und Unterstützung.

Die Anzahl der Heimerziehungsfälle als teuerste Jugendhilfemaßnahme
ist weiter rückläufig. Sehr gut greifen laut Krämer-Bönisch die
Netzwerke der „Frühen Hilfen“, die zu frühzeitigem Erkennen von
Problemlagen beitragen und frühzeitige Hilfe ermöglichen.

Die im Kreisvergleich dennoch sehr hohen Fallzahlen in Eitorf werden
laut JHZ nach wie vor durch die Sozialstruktur an der oberen Sieg
verursacht. Einkommenssituation, Arbeitslosigkeit, Infrastruktur,
mangelnde Mobilität, Bildungsstand, Gesundheit, psychische
Belastungen, Suchterkrankungen und Einschränkungen in der
Erziehungsfähigkeit gelten als Ursachen. Nach wie vor gibt es viele
Familien in Eitorf, die über Generationen sowohl Sozial- wie auch
Jugendamt bekannt sind und immer wieder auf Hilfe angewiesen.

So lebten ausweislich der statistischen Daten vor einem Jahr in Eitorf
8,6 Prozent aller Einwohner in Bedarfsgemeinschaften, darunter 541
Kinder bis 18 Jahre, also gut 17 Prozent der Altersgruppe. Von 479
Haushalten Alleinstehender mit Kindern, sind mehr als ein Drittel auf
staatliche Unterstützung angewiesen.

Als große Bereicherung für ihre Dienststelle sieht Krämer-Bönisch
die seit rund eineinhalb Jahren eingerichtete Familiäre
Bereitschaftsbetreuung (FBB). Dabei handelt es sich um die
Unterbringung von Kindern in Familien als Schutzmaßnahme im Rahmen
der Inobhutnahme, berichtete Fachberaterin Simone Brede. Damit stellt
die FBB ein familiäres Angebot der Krisenintervention dar, als
Alternative zu einer institutionellen Unterbringung. Diese
Unterbringungsform ist bis zur Entscheidung über eine Rückführung
in die Herkunftsfamilie oder die Vermittlung in eine geeignete
anschließende Hilfe zeitlich begrenzt. Die kurze Unterbringungsdauer
vermeidet, dass es zu festen Bindungen zwischen dem Kind oder
Jugendlichen und den betreuenden Personen kommt, gewährleistet aber
dennoch die Kontinuität und Verlässlichkeit einer familiären
Einbindung.

An die FBB-Familien werden hohe Anforderungen gestellt, sie benötigen
ähnliche Voraussetzungen wie Pflegefamilien, darüber hinaus aber
weitere Qualifikationen. Insbesondere ist eine hohe Flexibilität
erforderlich, denn oft muss die Unterbringung ad hoc organisiert
werden. Entstanden ist das Konzept aus der Unterbringung unbegleiteter
minderjähriger Flüchtlinge in Familien, die auch oft spontan
erfolgen musste. Hierfür hatte das JHZ Eitorf ein eigenes,
erfolgreiches und überregional gelobtes Konzept entwickelt, das sich
so bewährt hat, dass es als Basis für die FBB diente. Auch bei der
FBB verzeichnet das Kreisjugendamt aufgrund der erfolgreichen
Konzeption des zentral gesteuerten Bereitschaftsservices Nachfragen
aus anderen Kreisen. Die Finanzierung erfolgt dabei durch das
belegende Jugendhilfezentrum. Koordination und Begleitung der Familien
übernimmt die Fachberatung Bereitschaftspflege.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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