Vier Millionen teurer
Gesamtkosten für Hermann-Weber-Bad mittlerweile bei 11.720.000€

Bei schönstem Badewetter geschlossen. | Foto: Deitenbach
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Eitorf - Ein Eröffnungstermin für das Hermann-Weber-Bad (HWB) war bei der
Ratssitzung Ende Juni nach wie vor nicht in Sicht, klar war hingegen,
dass die Kosten der Sanierung erneut deutlich gestiegen sind. Daher
musste der Rat eine überplanmäßige Ausgabe von 1.020.000 Euro
beschließen. Laut Sitzungsvorlage handelt es sich bei der Summe um
eine Hochrechnung des „worst case“, die vorsorglich bereitgestellt
werden soll, aber nicht zwingend komplett benötigt wird. Allerdings
werden auch viele Mehrkosten aufgeführt, die bereits unstrittig
entstanden sind. Hierzu zählen zahlreiche zunächst nicht angesetzte
Gewerke ebenso wie entstandener Mehraufwand und Preissteigerungen als
Folge der extrem langen Bauzeit. Die geplante Sanierung von
Teilbereichen habe sich im Laufe der Jahre zu einer Vollsanierung
entwickelt, so der Tenor, sodass ein nun praktisch neuwertiges Bad
eine jahrzehntelange Nutzung sichern könne. Als 2014 der
Grundsatzbeschluss zur Sanierung gefasst worden war, standen zunächst
Kosten von sechs Millionen Euro im Raum. Vor Beginn der Maßnahme 2017
waren dann im Haushalt für HWB und Turnhalle 7.750.000 Euro
veranschlagt worden, erläuterte Peter Bohlscheid, zuständiger
Abteilungsleiter der Kämmerei, auf Nachfrage des Extra-Blattes.
Dieser Betrag war mehrfach durch Ratsbeschlüsse für
überplanmäßige Ausgaben oder weniger auffällige Nachfinanzierungen
in den Folgehaushalten (zuletzt mit 700.000 Euro im laufenden
Haushalt) aufgestockt worden. Mit der nun freigegebenen weiteren
Aufstockung hat sich das Gesamtvolumen somit um rund vier Millionen
auf 11.720.000 Euro erhöht. Nicht erhöht hat sich hingegen die
erwartete Bundesförderung von 3.200.000 Euro, die allerdings trotz
weit überschrittener Fertigstellungsfrist als sicher gilt. Die
Belastung der Gemeinde beträgt demnach 8.520.000 Euro statt
planmäßig 4.550.000 Euro.

Einsparungen erhofft sich die Gemeinde insbesondere noch aus
strittigen Punkten der Architekten- und Ingenieurrechnungen, mit denen
sich inzwischen eine Anwaltskanzlei beschäftigt. Allerdings müssen
davon auch bisher nicht absehbare Anwaltskosten beglichen werden. Eine
gerichtliche Auseinandersetzung werde nicht angestrebt, sei aber auch
nicht ausgeschlossen, so die Sitzungsvorlage.

Bereits eingeflossen in die neue Budgetierung sind drei Problemfelder,
die neben Kosten insbesondere auch die Zeitschiene für die
Wiedereröffnung beeinflussen. So steht zunächst noch die Beseitigung
des Lochfraßes im Edelstahlbecken an. Das Gutachten bescheinigte der
Fachfirma die vertragsgerechte Lieferung in der vorgegebenen
Qualität, so der Beigeordnete Karl-Heinz Sterzenbach auf Nachfrage.
Ursache für die Beschädigungen sei demnach ein unglückliches
Zusammenspiel von PH-Wert, Temperatur und Wasserdesinfektion. Einzeln
seien alle Parameter im Normbereich gewesen, aber Wechselwirkungen
hätten die Schäden hervorgerufen. Die Reparaturarbeiten sollen im
Juli erfolgen. Darüber hinaus gibt es Wassereintritte im
Kellergeschoss. Die Ausführung war wegen des hohen
Grundwasserspiegels wasserundurchlässig ausgeschrieben worden. Hier
ist noch offen, ob es sich um einen Planungs- oder Ausführungsfehler
handelt und auch, ob hierfür Regressansprüche gestellt werden
können. Weitere Mängel gibt es im Bistrobereich, wo vor allem die
Lüftungsanlage erweitert werden muss. Darüber hinaus sind kleinere
Brandschutzmängel und zwei Leckagen an den Rohrleitungen des
Kinderbeckens zu beseitigen.

Nach Abarbeitung der Mängel aus der Bauendabnahme von Mitte Juni
sollen die Becken gefüllt und die Bautechnik voll in Betrieb genommen
werden, teilte die Verwaltung mit. Bis alle Einstellungen optimal
aufeinander abgestimmt sind, können weitere ein bis zwei Wochen
vergehen. Danach muss noch eine Testphase im Betrieb mit Badegästen
erfolgen, bevor die Wiedereröffnung stattfinden kann.

Alle Beteiligten arbeiteten auf Hochtouren, bittet Bürgermeister
Rainer Viehof um Geduld, auch wenn dies verständlicherweise schwer
falle. Für die jahrelange Schließung des Bades trägt er keine
Verantwortung, hatte in der Schlussphase aber auch kaum
Möglichkeiten, die Restarbeiten zu beschleunigen. Die Eitorfer, die
auf eine Wiederöffnung spätestens zu den Sommerferien gehofft
hatten, sind frustriert. In den sozialen Netzwerken wird die
Dauerbaustelle längst hämisch mit dem Berliner Flughafen verglichen.
Besonders enttäuscht sind die Jugendlichen, weiß Thomas Nolden,
Leiter des gemeindlichen Jugendcafés, das direkt neben dem HWB liegt.
Seit Wochen werde er täglich mehrfach nach dem Eröffnungstermin
gefragt. Besonders hart treffe der weitere Verzug die Jugendlichen,
die in den Ferien zu Hause bleiben und keine Möglichkeit haben,
Schwimmbäder in Nachbarkommunen zu besuchen.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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