Keine Schmierereien mehr an der Biostation
Graffiti-Projekt geplant
Eitorf - Mit der Anbringung eines Graffitos an der Fassade der Biologischen
Station befasste sich der Bauausschuss in seiner jüngsten Sitzung.
Nur aus Gründen der Transparenz hatte die Verwaltung den Wunsch der
Geschäftsführung dem Ausschuss als „Mitteilungsvorlage“ zur
Kenntnis gegeben, denn ein Ermessensspielraum bestehe ohnehin nicht.
Nach dem Gesetz müsse die gewünschte Erlaubnis erteilt werden, wenn
insbesondere Gründe des Denkmalschutzes nicht entgegenstehen, so die
Information der Verwaltung.
Im vorliegenden Fall sei weder die Erhaltung des unter Denkmalschutz
stehenden ehemaligen Güterschuppens gefährdet, noch würde die
Nutzung des Denkmals beeinträchtigt. Das Gebäude gehöre der
Gemeinde, bauliche Veränderungen seien nicht vorgesehen und die
Konditionen für die Gestaltung sollten vertraglich geregelt werden,
so die Vorlage.
Ein Entwurf des profilierten Graffiti-Künstlers Kai „Semor“
Niederhausen mit dem Schriftzug „Biostation“ und flankierenden
Naturmotiven war ebenso beigefügt wie die Information, dass die
Finanzierung des Projekts über Sponsoren gesichert sei.
Gegen das Graffito an sich erhoben sich im Ausschuss auch keine
Einwände, wohl aber dagegen, dass die Umsetzung in Kooperation mit
dem Jugendhilfezentrum des Rhein-Sieg-Kreises (JHZ) durch einen
Workshop für Jugendliche mit Flüchtlingshintergrund erfolgen soll.
Seine Fraktion sei besorgt wegen der Qualität des Graffitos, so FDP-
Ratsmitglied Sascha Liene, wenn die Ausführung jugendlichen
Workshop-Teilnehmern überlassen werde. Außerdem scheine es der FDP
auch pädagogisch nicht sinnvoll, ausgerechnet Jugendliche mit
Migrationshintergrund an Graffiti heranzuführen und damit womöglich
integrationsschädliche Impulse zu geben.
Weder der Hinweis des Ersten Beigeordneten Karl Heinz Sterzenbach auf
die Steuerungsmöglichkeit der geplanten Verträge, noch die Bemerkung
von Jochen Scholz (GRÜNE), der die Initiative begrüßte und darauf
verwies, dass die Biologische Station sicherlich selbst Wert auf
ansprechende Umsetzung lege, hielten Liene davon ab, die Ablehnung
einer Ausführung in der geplanten Form zum Antrag zu erheben.
Dem Antrag folgten nicht nur die Mitglieder der FDP-Fraktion sondern
auch vier Mitglieder der CDU-Fraktion. Damit war bei Fehlen eines
Ausschussmitglieds und dem Patt-Ergebnis von sieben zu sieben, der
FDP-Antrag abgelehnt und die Umsetzung des Anliegens der Biostation,
wenn auch nur knapp, gesichert.
Gerade die Idee, dass Jugendliche unter Anleitung eines Künstlers
etwas Schönes schaffen, sei ein wichtiger Bestandteil der Maßnahme,
erläuterte auf Nachfrage Dr. Dieter Steinwarz, Leiter der Eitorfer
Biostation. Natürlich handele es sich bei der Station um eine
Naturschutzeinrichtung des Landes, dennoch sehe man sich selbst auch
als Eitorfer Institution, die „mit allen Füßen in der Gemeinde
verankert sei“. Deshalb trage man mit der Unterstützung von
kulturellen Veranstaltungen, ob Konzerte, Ausstellungen oder Lesungen,
auch gerne zum Kulturleben bei, sehe sich jedoch auch in der Pflicht
soziale Verantwortung zu übernehmen. Dies sei bei dem geplanten
Kooperationsprojekt in idealer Weise möglich.
Gute Kontakte zwischen Biostation und Jugendamt einerseits, positive
Erfahrungen mit einem vergleichbaren LVR-Projekt in Meckenheim und
eine daraus resultierende Verbindung zu Semor andererseits, hätten
die Idee reifen lassen. Im Ergebnis freue er sich auf ein
bereicherndes Erlebnis für die Jugendlichen und einen bunten
„Hingucker“ im Ortseingang.
Jutta Weber, in der Familienhilfe des JHZ auch für die in
Gastfamilien untergebrachten unbegleiteten minderjährigen
Schutzsuchenden zuständig, ist froh, dass es jetzt grünes Licht für
die eigentlich schon im Sommerferienprogramm vorgesehene Maßnahme
gibt. Sie hofft, dass sich nun zeitnah ein Termin mit dem Künstler
arrangieren lässt.
Weber betont, dass das Projekt nicht aus Mitteln der Jugendhilfe
finanziert wird, sondern mit Sponsorengeldern um die sich das JHZ
bemüht hat. Sie freut sich über die große Bereitschaft von
Spendern, die Arbeit des JHZ und die jungen Flüchtlinge zu
unterstützen.
- Renate Deitenbach
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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