Gedenk-Kubus für Friedhof
Hitzige Debatte bei Info-Veranstaltung

Antragsteller Alwin Müller und Bürgermeister Rainer Viehof hatten zu der Pressekonferenz eingeladen und standen gemeinsam mit dem Verkäufer des „Memorial Cube“ Wil Joosten (v.re.) für Fragen zur Verfügung. | Foto: Herkenrath
  • Antragsteller Alwin Müller und Bürgermeister Rainer Viehof hatten zu der Pressekonferenz eingeladen und standen gemeinsam mit dem Verkäufer des „Memorial Cube“ Wil Joosten (v.re.) für Fragen zur Verfügung.
  • Foto: Herkenrath

Eitorf. Eigentlich schien das Thema „Memorial Cube“ auf dem Alten Friedhof im Zentrum von Eitorf längst vom Tisch zu sein. Hatte sich doch der zuständige Ausschuss auf Antrag der FDP-Fraktion einstimmig gegen den Bürgerantrag ausgesprochen. Nun wollten Antragsteller Alwin Müller und Bürgermeister Rainer Viehof gemeinsam mit dem Errichter eines Grabstätten-Würfels die Öffentlichkeit noch einmal über die Vorzüge eines solchen modernen Kolumbariums informieren. Außerdem sollten die Bedenken des Denkmalschutzes gegen den vorgesehenen Standort zwischen Schoeller-, Kirch- und Müllerstraße ausgeräumt werden.

Das Interesse der Öffentlichkeit an diesem Termin schien allerdings eher gering zu sein. Keine 20 Personen hatten sich im Ratssaal eingefunden. Dazu Vertreter von CDU, SPD und Bündnis90/Die Grünen. In seinem Vortrag erläuterte Viehof, dass die Sargbestattungen seit Jahren rückläufig seien und sich die Gemeinde Eitorf zudem in einer Art Konkurrenzsituation befinde und jährlich etwa 33 Prozent Bestattungen verliere. Da sich die Gemeinde jedoch verpflichtet hat, alle Friedhöfe weiter zu betreiben, müssen die Kosten zwangsläufig auf die verbleibenden, nach Aussage immer weniger werdenden, Bestattungen umgelegt werden. Mit dieser innovativen Bestattungsform könnte dieser Trend möglicherweise sogar umgekehrt werden. Da die Gemeinde mit dem Friedhofsbetrieb jedoch keine Gewinne erzielen darf, könnten die Gebühren somit insgesamt sogar sinken. Die Wiedereröffnung des Alten Friedhofs, der derzeit nicht für neue Bestattungen freigegeben ist, würde zudem den Haushalt der Gemeinde insofern entlasten, als die bisherigen Unterhaltungsmaßnahmen nicht aus dem allgemeinen Haushalt, sondern aus der allgemeinen Friedhofsunterhaltung zu finanzieren wären.

Für Angehörige und Besucher wäre zudem die Barrierefreiheit und gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln ein positiver Aspekt. Der Eitorfer Zentralfriedhof am Lascheider Weg ist nicht an den ÖPNV angebunden. Darüber hinaus erwähnte Viehof die Nähe zu den beiden Eitorfer Kirchen sowie zu Cafés und Restaurants. Auch die Denkmalschutzbehörden haben keine grundsätzlichen Einwände gegen die Errichtung des Cubus, da er sich optisch, zum Beispiel durch eine vollständige Begrünung, in die parkähnliche Umgebung einfügt. Da der Trend zu Urnenbestattungen und pflegeleichten Grabstätten weiter zunimmt, ist absehbar, dass auch das zweite in Eitorf errichtete Kolumbarium bald voll belegt sein wird. Der angebotene „Memorial Cube“, den es so in Deutschland noch nicht gibt, bietet Platz für 4.550 Urnen. Und das bei vergleichsweise bescheidenen Abmessungen von etwa vier mal fünf Metern. Damit die Gemeinde einen solchen Kubus kostenneutral errichten kann, müssten bis Ende des Jahres rund 500 verbindliche Anmeldungen mit einer Reservierungszahlung von je 700 Euro vorliegen. Wie bei anderen Bestattungsformen entstehen den Angehörigen keine weiteren laufenden Kosten. Besondere Zusatzleistungen wie persönliche Erinnerungen, Bilder und Texte, die über eine App abgerufen werden können, stellt der Errichter kostenlos zur Verfügung.

Kritikpunkte der anwesenden Kommunalpolitiker waren neben der Öffnung eines weiteren Friedhofes und den damit verbundenen Kosten auch die Kalkulationsgrößen. Bei circa 250 Bestattungen im gesamten Ort würde eine gute Auslastung dieser neuen Beisetzungsform mehrere Jahre dauern. Die Kostenkalkulation wurde daher angezweifelt. Ein heftiger Streit entzündete sich jedoch an der Art und Weise der Bürgerinformation. Erneut fühlten sich Ratsmitglieder vom Bürgermeister übergangen. Die Bevölkerung habe ausreichend Gelegenheit, an den öffentlichen Sitzungen der Ausschüsse und des Rates teilzunehmen und sich dort zu informieren. Eine abschließende Beratung über den Bürgerantrag findet nun in der Ratssitzung am 28. Oktober statt.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Stefan Herkenrath aus Eitorf

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