Historische Querflöte
Instrument soll wieder zum Einsatz kommen

Quodbach und Breuer begutachten die historische Flöte, die lange in Vergessenheit geraten war. | Foto: Röhrig
  • Quodbach und Breuer begutachten die historische Flöte, die lange in Vergessenheit geraten war.
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Eitorf - Eine historische Querflöte, auf der nur noch wenige in Deutschland
spielen können, soll jetzt wieder in Dienst gestellt werden. Das
wertvolle Instrument soll Bürgermeister Dr. Rüdiger Storch beim
Neujahrsempfang des Eitorfer Männergesangvereins an die Musikerin
Cordula Breuer überreichen, die in den 1980er Jahren gemeinsam mit
anderen das Barockorchester Concerto Köln gründete und schon seit 19
Jahren in Eitorf lebt.

Die gefragte Flötistin spielt mit dem Orchester zeitgenössische
Musik aus Barock und Klassik auf zeitgenössischen Instrumenten. Sie
musizierte nicht nur im Bundesgebiet und in Europa, sondern auch schon
bei Konzerten in Japan, Afrika und Südamerika.

Das Instrument aus Ebenholz und Elfenbein wurde gegen 1860 von
Heinrich Friedrich Meyer aus Hannover geschaffen, der durch die
Weiterentwicklung der konischen Traversflöte (auch als
„Meyerflöte“ bekannt) berühmt wurde. Was im 19. Jahrhundert mit
der kostbaren Querflöte geschah, wird wohl kaum noch zu ermitteln
sein.

Erst als sie Anfang des 20. Jahrhunderts in die Hände des
Militärmusikers Carl Kuhl gelangte, ist ihr Schicksal wieder belegt.
Die Flöte war nämlich auch im Ersten Weltkrieg im Einsatz.
Berufssoldat Kuhl wurde 1914 in Lindau am Bodensee stationiert,
später südlich von Augsburg. Nach seinem Fronteinsatz mit Flöte
ließ sich Kuhl nach Kriegsende in Bad Godesberg nieder und erhielt
als Berufssoldat Beamtenstatus, wie das seinerzeit üblich war. Die
Flöte ging später in den Besitz seiner Tochter Gertrud über, an die
sich viele ältere Eitorfer noch gut erinnern. Sie war nämlich nach
dem Zweiten Weltkrieg als Volksschullehrerin in Eitorf tätig und
hatte dafür zuvor eine Prüfungsarbeit über „die Eitorfer
Bevölkerung und ihre Erwerbsquellen“ geschrieben, wie Franz-Josef
Schmitz herausfand.

In Eitorf lebte Kuhl bis zu ihrem Tod 2012. Vorher besuchte sie dort
aber noch Winfried Quodbach in der Alten Schulz’schen Apotheke, wo
sie als Stammkundin galt. Sie übergab ihm drei Querflöten, die sie
beim Aufräumen gefunden hatte, darunter auch die Meyerflöte mitsamt
dem mit Samt ausgelegten und mit Leder bezogenen Originalkistchen und
einem Fetttöpfchen. Viele Jahrzehnte lag das Instrument dann
unbenutzt in Quodbachs Schrank.

Der 70-jährige Apotheker Quodbach ist als Musik- und
Instrumentenliebhaber bekannt, dem einige Leute in hohem Alter ihre
Instrumente in treue Hände für eine sinnvolle Nutzung übergeben,
statt sie im Müll zu entsorgen. Der Eitorfer, der sich selbst als
„krankhaften Sammler“ bezeichnet, hortet unter anderem rheinisches
Steinzeug, Hammond-Orgeln und Mellotrone (elektronische
Tasteninstrumente). Jahrelang „schlummerte“ die Flöte in seiner
Schublade, bevor er sie nochmal genauer untersuchte.

Sie war in einem bedauernswerten Zustand: Im Kopf aus Elfenbein war
ein großer Riss, die ganze Flöte und ihre Klappen aus Silber
korrodierten, überall befand sich Grünspan und Öl. Deshalb brachte
Quodbach das alte Instrument zu einem Kölner Restaurator. Der machte
es in mühevoller Kleinarbeit wieder spielfähig.

Quodbach erinnerte sich dann an seine Nachbarin Breuer, die schon seit
dem fünften Lebensjahr Flöte spielt. Die Eitorferin ist auch
Kulturbotschafterin des Landes NRW und führt seit vielen Jahren einen
Lehrauftrag am Konservatorium der Stadt Köln für historische
Flöteninstrumente aus. Breuer erkannte auf den ersten Blick: „Diese
Flöte ist etwas ganz besonderes.“ Und als sie erfuhr, dass die Frau
des Militärmusikers Kuhl eine geborene Breuer war, vermochte sie das
zunächst gar nicht zu glauben: „Das ist der Hammer!“

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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