Flüchtlinge

Integration durch Nachbarschaftshilfe

MÜHLEIP - Nicht nur im Zentralort, auch in Mühleip sind ehrenamtliche Helfer
intensiv bemüht, den hier lebenden Asylbewerbern die Integration zu
erleichtern. Im Zuge der dezentralen Unterbringung wurden in Mühleip
mehrere Häuser mit Asylsuchenden belegt. In der Folge entwickelte
sich ein eigenständiges Hilfenetz, unabhängig vom Eitorfer
Patenkreis und ohne Organisationsstrukturen. Hier zeigt sich
beispielhaft, wie selbstverständlich Integration funktionieren kann,
wenn alle Beteiligten bereit sind offen aufeinander zuzugehen.

Von Anfang an suchten einzelne Familien den Kontakt zu den neuen
Nachbarn und kümmerten sich bei Bedarf auch um deren Belange. Konnte
man bei dem einen oder anderen Anliegen nicht gleich selbst helfen,
wusste man aber, wen im Dorf man fragen oder um Unterstützung bitten
konnte. So bildeten sich zügig neue Kontakte und ein völlig
unkompliziertes Prozedere. Auch über die Grundschule, an der zur Zeit
drei Flüchtlingskinder unterrichtet werden, oder die „Chille"
(mobile Jugendarbeit der Diakonie) wird Hilfestellung geboten. Von den
Sozialarbeitern im Rathaus fühlen sich auch die Mühleiper bei Bedarf
kompetent unterstützt.

Richtig in Fahrt kam die Mühleiper Flüchtlingshilfe durch eine
Einladung der neuen Dorfmitglieder ins Regenbogencafé im Januar.
Seitdem kommen viele regelmäßig, lernen neue Menschen kennen und
nebenbei im wörtlichen Sinn „spielend" Deutsch. Auf Anregung
einiger junger Afghanen wurde sogar ein eigener Deutschkurs
eingerichtet, der seit Mai von einer Ehrenamtlerin einmal pro Woche im
Pfarrheim durchgeführt wird. Auch ein Basar zugunsten der
Flüchtlinge wurde durch das Team des Regenbogencafés bereits
veranstaltet.

Im Vordergrund der Erfolgsbilanz stehen jedoch die persönlichen
Einzelfälle, die belegen, wie wirkungsvoll Integration durch
Nachbarschaftshilfe funktioniert. So ging eine Mühleiper Familie mit
dem zwölfjährigen Mohammed regelmäßig ins Schwimmbad und lehrte
ihn schwimmen. Sein zehnjähriger Bruder Ahmed ist längst
gerngesehener Dauergast in mehreren Familien. Bei einer davon fand er
im Garten reichlich Samen von Zierkürbissen und säte sie aus,
pflanzte dann Setzlinge in kleine Töpfe, die er den begeisterten
Besuchern des Regenbogencafés schenkte. An der Sternsingeraktion
„Planken-Malen" (wir berichteten) nahm er genauso interessiert teil
wie an der Mühleiper Fronleichnamsprozession.

Der 24-jährige Badran besuchte im Mai das traditionelle
Königsvogelschießen der Mühleiper Schützenbruderschaft. Obwohl
erst seit Oktober hier, verfügt der ebenso lern- wie hilfsbereite
Syrer bereits über hervorragende Deutschkenntnisse und fand schnell
Kontakte. Am nächsten Tag half er den Schützen beim Abbau des
Festzeltes, ein paar Tage später den Sternsingern beim Planken-Malen,
inzwischen hilft er regelmäßig dem Orga-Team des Regenbogencafés.
Seine guten Deutschkenntnisse machten ihn zu einem wertvollen Helfer
bei den Deutschkursen und auch bei der Tafel hat er sich
vorübergehend engagiert. Diese Tätigkeiten musste er jedoch jetzt
zugunsten eines Ausbildungsvorbereitungskurses beim Jobcenter
Troisdorf zurückstellen. Sein Interesse an deutschen
Alltagsgewohnheiten beginnt beim Kochen und Backen, doch auch ein
Freundschaftsdienst als Helfer bei der Forstarbeit hat ihm viel Spaß
gemacht. Schutzsuchende und Integrationshelfer in Mühleip sind sich
einig, dass alle Beteiligten vom unvoreingenommenen Miteinander
profitieren.

- Renate Deitenbach