Das neue skills4Life-Programm vorgestellt
Kinder lernen eigene Stärken kennen

Eitorf - Deeskalierende Strategien und Erkennen der eigenen Stärke: Nur zwei
von vielen Fähigkeiten, die Grundschüler in den
Gewaltpräventionsprojekten erlernen.

Bereits seit mehr als zehn Jahren organisiert und finanziert das
Jugendamt des Rhein-Sieg-Kreises regelmäßige externe
Unterrichtsreihen zur Gewaltprävention für alle Eitorfer und
Windecker Grundschulen. Das Angebot gehört zu dem Maßnahmenpaket,
das vom Jugendhilfezentrum für Eitorf und Windeck (JHZ) entwickelt
wurde, als der damalige Leiter des JHZ, Frank Römer, besonderen
Handlungsbedarf im Sozialraum der oberen Sieg diagnostizierte.

Kooperationspartner des JHZ bei den Präventivmaßnahmen sind der
Kinderschutzbund Sankt Augustin, der kreisweit für Unterstützung und
Beratung hilfesuchender Eltern oder Kinder zuständig ist, und die
Kölner Agentur für pädagogische Programme zur Gewaltprävention,
Skills4Life, die auch die praktische Umsetzung der Angebote in den
Schulen übernimmt.

Die Kosten von rund 23.000 Euro pro Jahr wurden bisher in erheblichem
Umfang vom Landschaftsverband Rheinland bezuschusst, aktuell hat
dieser seine Förderung jedoch eingestellt.

Gemeinsam mit Skills4Life-Geschäftsführer Ulrich Koj stellte jetzt
Stefan Rosemann, beim JHZ als Jugendpfleger Koordinator der
Maßnahmen, diese bei einem Informationsabend für die Eltern der
Dritt- und Viertklässler im Jugendcafé Eitorf vor.

Im Mittelpunkt der Kurse stehen Konfliktvermeidung und
Selbstbehauptung im Klassenverband. Dabei geht es nicht um
körperliche Verteidigung, betont Koj, sondern um Deeskalation im
Vorfeld von Auseinandersetzungen. In einem zweitägigen Kompaktseminar
lernen die Drittklässler spielerisch den Umgang mit
Grenzüberschreitungen und Gewalt, lernen eigene Gefühle und
Konflikte frühzeitig zu erkennen. Vom „Weggehen“ über ein
„klares und lautes Nein“ bis zum „Hilfeholen“, das deutlich
vom Petzen unterschieden wird, erlernen die Kinder
Handlungsstrategien, die in alltagsnahen Rollenspielen ausprobiert und
eingeübt werden. Eine Auffrischung erfolgt jeweils als Kurzseminar in
den vierten Klassen.

Die Sozialpädagogen arbeiten mit den Schülern in
geschlechtsspezifisch getrennten Kleingruppen, die Jungen werden stets
von einem Mann, die Mädchen von einer Frau betreut.

Ein besonderer Schwerpunkt wird dem eigenen „Bauchgefühl“
eingeräumt, dem Gespür dafür, wenn man sich in einer Situation
bedrängt oder unwohl fühlt. Das Vertrauen ins eigene Bauchgefühl
wird geweckt und gestärkt.

Gefördert werden auch Selbstbehauptung und Selbstwertgefühl.

So sei manchen Kindern gar nicht bewusst, weiß der Experte, dass auch
Erwachsene nicht allmächtig sind, sie weder schlagen noch sonst mit
ihnen machen dürfen was sie wollen. Ebenso komme es vor, dass Kinder
sich trotz Fehlverhalten anderer selbst schuldig fühlten.

In den Kursen erlernen die Kinder Schlüsselqualifikationen zur
Erkennung und Strategien zur Vermeidung von Konflikten,
Sozialkompetenzen werden gefördert und das Miteinander im
Klassenverband gestärkt.

Für die Fachkräfte im Jugendamt haben sich die Präventionsangebote
bestens bewährt, so Jugendpfleger Rosemann auf Nachfrage. Die Schulen
begrüßten die Unterstützung sehr, die Auswirkungen seien deutlich
spürbar.

Darüber hinaus gebe es auch nachweislich Fälle in denen sich das
erlernte Vertrauen ins „Bauchgefühl“ bewährt und zu
frühzeitigen Hilfen geführt habe.

- Renate Deitenbach

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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