Knallerbsen schenken Zeit
Kinder lernen Theaterspielen
Eitorf - Spontan und hemmungslos ging es zu auf der Bühne des Theaters am
Park, wo Akteure der Theatergruppe „Knallerbsen“ im Rahmen der
„Geschenkten Zeit“ Jugendliche in die Grundlagen des
Improvisationstheaters einführten. „Scheiter heiter!“, laute das
Leitmotiv beim Improvisationstheater, brachte Sabine Schützeichel auf
den Punkt, dass es nicht um Perfektion gehe sondern um spontanes
agieren, nicht kopfgesteuert sondern aus dem Bauch heraus. Gerade wenn
etwas anders laufe als eigentlich gewollt, ergebe sich häufig
unerwartete Komik, führten neue Impulse zu kreativen Entwicklungen.
Damit die jungen Teilnehmerinnen lernten sich vom Bauchgefühl statt
gewohnten Denkstrukturen lenken zu lassen, hatten Schützeichel und
ihre Schauspiel-Kolleginnen Anja Eubel-Wiegert und Tanja Klancic eine
Reihe von Übungen vorbereitet, die gleichzeitig lehrreich und
unterhaltsam waren.
Beginnend mit einfachen Spielen zur Förderung von Merkfähigkeit und
Assoziation folgten Übungen die Stichworte mit Aktionen und
Reaktionen verbanden. So wurden zeitgleich ein Ball und ein Kissen hin
und hergeworfen, Stichworte verlangten Werfen, Fangen oder
Platzwechsel. Scheinbar wahllos flogen Worte wie „Auflauf, Melone,
Japan, am Meer, Rouladen, Badezimmer oder Pizza“ hin und her, und
trotz scheinbarer Willkür bewegten sich die Teilnehmer wie in einer
einstudierten Choreographie über die Bühne. In einer anderen Übung
ließen die Knallerbsen die Teilnehmerinnen in schneller Folge von
einem Ort zum nächsten reisen, ließen sie auf Eisschollen treiben,
durch glühenden Wüstensand hüpfen, sich durch tückische Sümpfe
kämpfen oder über einen schwankenden Ast einen Bach überqueren. Nur
wenige der Mädchen hatten vorher jemals auf einer Bühne gestanden,
geschweige denn sich mit dem schwierigen Genre des
Improvisationstheaters beschäftigt, dennoch wurden sie von Übung zu
Übung sichtlich lockerer, agierten spontan und voller Spielfreude.
Auch die Knallerbsen beschäftigen sich selbst erst seit zwei Jahren
mit dieser Theaterform, berichtete Schützichel, Gründungsmitglied
der Knallerbsen und nach achtmonatiger Ausbildung inzwischen Trainerin
für angewandte Improvisationen. Bis dato war sie wie alle Mitglieder
des aktuell zwölfköpfigen Ensembles reine Autodidaktin. Entstanden
ist die Theatergruppe 2004 im Kindergarten Harmonie, als sich einige
Eltern und Erzieherinnen entschlossen ein Bühnenstück
einzustudieren. Was zur Unterhaltung der eigenen Kinder begonnen hatte
wurde schnell zu einer Institution mit sozialem,
gesellschaftspolitischem und pädagogischen Anspruch. Für kostenlose
Schulveranstaltungen für jeweils rund 1000 Kinder wurde jedes Jahr
ein neues Stück einstudiert, bei dem von Idee und Text bis zu
Kostümen und Bühnenbild alles selbst gemacht wurde. Die
öffentlichen Abschlussaufführungen wurden auch für Erwachsene zum
Kult und waren stets ausverkauft.
Vor zwei Jahren mussten die Knallerbsen ihr Engagement einstellen,
weil der Aufwand arbeitsmäßig wie finanziell nicht mehr zu leisten
war. Seitdem befindet sich das Ensemble in einer Findungsphase um neue
Wege einzuschlagen, so Schützeichel. Dabei stießen sie auf das
Improvisationstheater, dem sie sich derzeit intensiv widmen. Kontakte
zur Kölner Improschule Clamotta und eine lockere Kooperation mit dem
Bonner Improvisationstheater „Les-bon(n)mots“ machten sie fit für
einen ersten Auftritt vor größerem Publikum, weitere sollen folgen.
Bei den Teilnehmern der „Geschenkten Zeit“ hat sich das
Übungsprogramm ebenfalls bewährt. Sie hatten nicht nur großen Spaß
am Zeitgeschenk, sondern bewiesen in improvisierten Werbespots zum
Abschluss des Schnupperkurses eindrucksvoll Kreativität und
Spontanität.
- Renate Deitenbach
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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