Kremer plaudert aus dem Nähkästchen
Kindheit mit kaum vorstellbaren Problemen
Eitorf - „Ich habe gestohlen“, bekannte der kleine Willi Kremer dem Kaplan.
Schon in frühester Kindheit hatten ihm die Eltern eingetrichtert,
dass alles, was nicht ordnungsgemäß erworben wurde, gebeichtet
werden muss, damit die Seele wieder rein ist. Geklaut hatte er den
Gummiring eines Einmachglases, um eine Flitsche zu bauen. Der Kaplan
ließ Gnade walten und zeigte Verständnis, verordnete aber
vorsorglich einige „Vater unser“.
Auf gut einhundert bebilderten Seiten erzählt der heute 80-Jährige
aus Bohlscheid kleine Begebenheiten aus seiner Kindheit in
„Neuerscheinung – Kindheit eines Bäuerleins“. Beschrieben wird
eine heute nahezu archaisch anmutende Welt, in der einerseits strenge
Regeln herrschten, es anderseits Freiräume gab, von der Kinder heute
nur träumen können. Schwere Arbeit, die Gemeinschaft, Zusammenhalt,
tiefer Glaube und Sparsamkeit prägten das Landleben. Wie eng die
Verbundenheit von Mensch und Tier war, spiegelt sich in zahlreichen
Anekdoten wieder. Kuh „Sternchen“ etwa war eine enge Vertraute.
„Sie erlaubte mir morgens auf ihr reitend, sie zur Weide zu
bringen.“ Die übrigen Milchkühe zog der Junge hinter sich her.
Gleich im Vorspann beugt Kremer einem verklärten Blick auf diese Zeit
vor und schreibt: “ Heute bin ich froh, in einer Zeit und in einem
Land zu leben, in dem den Kindern und Jugendlichen der blinde Gehorsam
und die sklavische Ergebenheit vor der Obrigkeit nicht mehr
eingeprügelt werden dürfen.“
Willi Kremers Buch „Kindheit eines Bäuerleins“ ist erhältlich in
der Buchhandlung Windrose in Eitorf und in der Buchhandlung Schloesser
in Rosbach.
- Sylvia Schmidt
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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