Interkultureller Rundgang
Kultur und Genuss
Eitorf - In Zeiten einer angespannten politischen Lage sei es sehr wichtig,
dass die Menschen vor Ort im Gespräch bleiben, betonte der Leiter des
Jugendcafés, Thomas Nolden. Und Jürgen Weißberg, Kontaktbeamter
für muslimische Institutionen bei der Kreispolizeibehörde Siegburg,
unterstrich das beim ersten Interkulturellen Rundgang durch Eitorf.
Es dürfe nicht sein, dass gewachsene Strukturen durch die große
Politik zerstört würden, sagte der Beamte. Weißberg hatte zusammen
mit dem Jugendcafé, Vertretern der Moschee in der Siegstraße, des
Siegtalhauses vom Heimatverein und des Türkischen Elternvereins zum
Rundgang mit Gesprächen eingeladen.
Und der kam an:
Mehr als ein halbes Hundert Eitorfer nahm teil, Muslime und
Nichtmuslime. Weißberg will noch öfter zur nachhaltigen
Kommunikation anstoßen auch in anderen Städten und Gemeinden wie
Troisdorf ähnliches starten.
Die Teilnehmer informierten sich über Besonderheiten und Unterschiede
der Kulturen. Mit dabei waren auch Vertreter der Eitorfer Parteien mit
Bürgermeister Dr. Rüdiger Storch an der Spitze.
Zu Beginn betonte Nolden, das Jugendcafé stehe für alle offen,
unabhängig von religiöser oder sozialer Zugehörigkeit.
Durchschnittlich kommen täglich 60 bis 80 Jugendliche ins Café,
berichtete er. Neben der Bedeutung für Freizeitbeschäftigung und als
Treffpunkt könne vielen Besuchern auch bei ihren Problemen geholfen
werden, sagte Nolden. Das gehe bis hin zu Bewerbungsschreiben auch
für die Eltern.
Vor dem Weitermarsch zur Moschee konnten sich die Teilnehmer an einem
Kuchenbuffet stärken.
Unterwegs gab der Vorsitzende des Eitorfer Heimatvereins, Engelbert
Krips, einen Überblick über historische Gebäuden im Ortskern.
Von der früheren Zigarrenfabrik neben der Tennishalle über das
Theater am Park, das früher als Schule für die Hitlerjugend diente,
und das inzwischen abgerissene Pförtnerhäuschen zur früheren Villa
Gauhe bis hin zum Standort einer weiteren Gauhe-Villa (heute Rewe) und
die frühere Irrenanstalt (heute Post) erläuterte er auf einer
Zeitreise die Entwicklung im Zentrum.
Wer die Moschee des Islamischen Kulturvereins in der Siegstraße noch
nicht von innen kannte, geriet in den zwei Gebetsräumen ins Staunen.
Täglich treffen sich hier viele Muslime und beten mehrmals.
Gemeindevorsitzender Irfan Saral erklärte die Regeln: Alkohol ist
verboten, und mit Schuhen dürfen die prächtig gekachelten Räume
nicht betreten werden. Die Gebete und Predigten finden in arabischer
Sprache statt, nur freitags werden sie ins deutsche und türkische
übersetzt. Auch Imam Ahmet Kadioglu erläuterte mit einem
Informationsfilm die Pflichten eines Moslem und den Fastenmonat
Ramadan.
Vor der Moschee wurden Börek (mit Schafskäse gefülltes
Teiggebäck), süßes Baklava und der traditionelle Cay (schwarzer
Tee) gereicht.
Auch im Siegtalhaus des Heimatvereins am Bouchainer Platz brauchte
niemand zu hungern. Dort servierten Helfer „Zimmetat“
(Streuselkuchen) und Vollkornbrot mit Quark und Apfelkraut, wie es
früher bei der Feldarbeit gegessen wurde.
Im Haus des Türkischen Elternvereins an der Cäcilienstraße wurden
ebenfalls landestypische Snacks angeboten.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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