Reichlich Ideen
Kulturmanager Thomas Feldkamp bekommt viel Vertrauen

Eitorfs Kulturmanager Thomas Feldkamp. | Foto: Deitenbach
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Eitorf -

Mitten in der Pandemie trat Thomas Feldkamp im August letzten Jahres
seinen neuen Job als Kulturmanager der Gemeinde Eitorf an. In den
ersten Wochen gehörte die Absage längst angekündigter
Veranstaltungen zum Arbeitsalltag. Öffentliche Veranstaltungen - ob
Kinoabende, Kabarett oder Konzerte - fielen dem Lockdown ebenso zum
Opfer wie ein Treffen mit Eitorfer Kulturschaffenden zum Kennenlernen
wie zur Abstimmung künftiger Kulturplanungen. Alleine hierfür hatte
Feldkamp rund 50 Einzelkünstler, Chöre, Bands und Initiativen
eingeladen und zeigt sich begeistert von der Vielzahl und Bandbreite
der lokalen Kulturschaffenden. Ein Rückgang von Veranstaltungen mit
Beteiligung der Gemeinde um rund ein Drittel spiegelt bei weitem nicht
das komplette Ausmaß der Ausfälle.

Feldkamp hat Kunstgeschichte und vergleichende Religionswissenschaften
studiert, aber auch 20 Jahre im Bereich Werbung und Marketing
gearbeitet. Der gebürtige Ostfriese ist verheiratet und lebt seit 30
Jahren im Rhein-Sieg-Kreis. Eigene Bühnenerfahrung gewann der
56-Jährige als Bassist in vielen Bands ebenso wie als Mitglied
verschiedener Chöre. Auch die wertvolle Kulturpflege durch
dörfliches Vereinsleben ist ihm nicht fremd.

Mit Mitte 50 hält er den Zeitpunkt für geeignet, nochmal etwas
völlig Neues zu beginnen, erklärt der Hennefer seine Bewerbung für
den Job im Eitorfer Kulturbüro. Bereut habe er die Entscheidung noch
keinen Augenblick, obwohl er noch immer mit den Abläufen einer
Verwaltung „fremdele“, verrät Feldkamp schmunzelnd. Er genieße
jedoch das ihm von Beginn an entgegengebrachte Vertrauen samt der
Chance, an langer Leine zu laufen.

Vorgefunden habe er ein gut bestelltes Feld mit beachtlicher
Angebotsvielfalt. Optimierungsbedarf sehe er hingegen im Bereich
Werbung und Marketing, damit die großartigen Angebote in der
allgemeinen Kulturlandschaft noch besser wahrgenommen würden, denn
die Eitorfer Kultur habe „eine große Bühne verdient“. Dabei will
er aber auch über den Tellerrand schauen und hat nicht nur zu vielen
Eitorfer Akteuren bereits Kontakt aufgenommen, sondern auch zu
Kulturschaffenden in den Nachbarkommunen. Auf lokaler Ebene strebt er
eine enge Kooperation mit Tourismusbüro und Gemeindebücherei an.
Unverzichtbar sei zudem eine gute Vernetzung mit den Akteuren. Hier
habe er trotz Pandemie auch bereits viele Kontakte knüpfen können.
Dabei habe er allerdings auch wahrgenommen, dass sich viele Akteure
von der Gemeinde zu wenig unterstützt fühlten und sich auch eine
finanzielle Förderung durch die Gemeinde wünschten. Der finanzielle
Spielraum sei bei einem Kulturetat von 7.000 Euro jedoch nicht üppig,
das Budget ohnehin durch Fixkosten wie Rahmenverträge, GEMA oder
Künstlersozialkasse belastet. Doch Vieles lasse sich auch durch
Kreativität ausgleichen.

So sei es ihm im aktuellen Lockdown beispielsweise gelungen, acht
vorweihnachtliche Fensterkonzerte zum Mitsingen für Senioren zu
organisieren, eine Fotoausstellung zum Thema „Klimawandel im
Siegtal“ und eine Ausstellung von Schülerplakaten zu Umweltthemen.
Begleitet habe er das inklusive Kunstprojekt „Jecke Hühner“ und
die Installation eines Beethoven-Mosaiks vor dem Theater am Park.
Feldkamps Planungen für die Zukunft sind vielfältig. So sollen
beliebte Konzertreihen fortgesetzt und auch Kunstwochenenden mit
Nachbarkommunen neu belebt werden. Angedacht sind auch schon eine
Fotoausstellung zum Thema Heimat, ein Kabarett-Nachwuchswettbewerb,
Marketingfilme für Eitorf, Chortreffen oder Architekturspaziergänge.
Die außer Dienst gestellte Filialkirche Sankt Josef würde Feldkamp
gerne als Veranstaltungsort nutzen und auch die Gründung eines
Kulturvereins könnte er sich vorstellen. Weitere Projektideen sind
ein Internetchor und nicht zuletzt eine Aktion „Solidarität zu
Corona-Zeiten“. Wie schwer es auch Eitorfer Kulturschaffende in
Corona-Zeiten haben, konnte Feldkamp bei vielen bereits erfolgten
Vorstellungstreffen erfahren. Finanzielle Unterstützung der
Kulturszene könne die Gemeinde aber nicht leisten. Was ihm vorschwebe
sei daher ein Projekt mit Kurzvideos, verbunden mit Spendenaufrufen
und Gewinnchancen.

Unter den Corona-Einschränkungen leiden nicht nur die in Eitorf
zahlreich vertretenen Profikünstler, auch Vereine mussten auf
gewohnte Einnahmequellen weitestgehend verzichten. Geplante Konzerte
fielen der Pandemie genauso zum Opfer wie die Kirmes, die für viele
Vereine sonst eine wichtige Einnahmequelle darstellt. Doch viele
Eitorfer Akteure entwickelten in der Krise auch alternative Konzepte.
Diese reichen von Wohnzimmer- und Straßenkonzerten über digitale
Chorproben bis zur Entwicklung eigener Online-Formate. So lädt
aktuell der MGV Eitorf für 19.00 Uhr an Weiberfastnacht online zu
einem Mitsingkonzert unter dem Motto „Komm loss mer
Karnevalsleedcher singe" ein. Die Chormitglieder proben hierfür seit
Wochen regelmäßig in Zoom-Konferenzen. Über solche und weitere
Angebote informiert der neue Kulturmanager auch auf seiner privaten
Facebook-Seite „Kunst-Kultur-Rhein-Sieg“.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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