Flüchtlingshilfe
Lange Verfahren zermürben Flüchtlinge und Helfer

Erfolgreich Fuß gefasst in Ausbildung und Beruf haben Hussein Ahmad (zweiter v. re) und Farhad Hossein (vierter v. re), Teilnehmer der ersten Sprachkurse der ehrenamtlichen Flüchtlingsinitiative.  | Foto: Deitenbach
  • Erfolgreich Fuß gefasst in Ausbildung und Beruf haben Hussein Ahmad (zweiter v. re) und Farhad Hossein (vierter v. re), Teilnehmer der ersten Sprachkurse der ehrenamtlichen Flüchtlingsinitiative.
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EITORF - Während Gemeinde und Jugendhilfezentrum vorrangig die
Unterbringung hier lebender Flüchtlinge organisieren, müssen diese
lernen sich im Alltag zurecht zu finden.

Unterstützung leisten hierbei neben Kindergärten und Schulen vor
allem Ehrenamtler durch Nachbarschaftshilfe, Patenschaften,
Sprachkurse, Rechtsberatung, Kleiderkammer, Fahrradinitiative oder
Willkommenstreff.

Die Zahl der Paten habe sich inzwischen auf mehr als 60 gesteigert,
berichtet Sieglinde Henschel, die als Vertreterin der evangelischen
Kirche gemeinsam mit Susanne Kampas aus dem Rathaus von Beginn an die
ehrenamtliche Arbeit begleitet. Auch Spenden für die
Flüchtlingsarbeit gingen weiter kontinuierlich ein. Regelmäßige
Treffen gäbe es derzeit zwar nicht, aber bei Bedarf würden die Paten
weiterhin beraten und unterstützt.

Während für einige Ehrenamtler die Flüchtlingshilfe inzwischen zur
alltäglichen Routine geworden ist, vermissen andere doch den
regelmäßigen Austausch. Ein Pate, der nicht namentlich genannt
werden möchte, hält fest, dass die Schützlinge inzwischen Arbeit
und Wohnungen suchen, zermürbt sind von den schleppenden
Asylverfahren und nicht aufgearbeiteten Traumata. Täglich
konfrontiert mit vielfältigen Problemen, gerate man als Ehrenamtler
an die Grenzen der Belastbarkeit.

Das bestätigt eine Patin, die erlebt hat, dass sich frühere
Mitstreiter irgendwann zurückgezogen haben. Auch sie selbst
distanziere sich inzwischen zum Selbstschutz, nicht zuletzt wegen
drohender Abschiebungen, die absehbar unvermeidlich seien, aber auch
für die Integrationshelfer belastend. Auch freiwillig seien bereits
Schutzsuchende in ihre Heimat zurückgekehrt. Hierdurch würden jedoch
auch Familien innerlich zerrissen, wenn Eltern zurückwollen, ihre
Kinder jedoch stärker Fuß gefasst hätten und bleiben möchten.

In den täglichen Abläufen erkenne sie bei vielen Flüchtlingen
inzwischen spürbare Verselbstständigung, die eine enge Begleitung
entbehrlich mache. In anderen Fällen mache sich mit der Zeit
zunehmend Lethargie breit. Kinder, so ihre Erfahrung, kämen meist
weit besser klar als Ältere, lernten leichter die Sprache, aber auch
die Orientierung im Alltag. Von ihren direkten Ansprechpartnern im
Rathaus fühlt sie sich gut unterstützt, vermisst jedoch insgesamt
eine echte Wertschätzung des breiten bürgerschaftlichen Engagements
durch Politik und Verwaltung. Ihr persönlicher Eindruck sei, dass
hier insgesamt noch viele Vorbehalte und Vorurteile herrschten.

Weitere Kritik aus dem Kreis der Ehrenamtler trifft noch immer die oft
als menschenunwürdig empfundene Unterbringung trotz nachlassendem
Druck des Wohnungsmarkts.

Doch auch Positives wissen die Ehrenamtler zu berichten. So sei es
gelungen einem jungen Flüchtling im Katholischen Sozialen Institut in
Bad Honnef eine Ausbildung im Hotelfach zu verschaffen, die er
erfolgreich absolviere. Einem Lehrer aus Damaskus sei sein Examen
anerkannt worden, er habe nun eine Stelle als Erzieher in einer
Eitorfer Kindertagesstätte in Aussicht.

Mehr im Internet unter www.extra-blatt.de

- Renate Deitenbach

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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