Fahrradwerkstatt vor dem Aus?
Neue Heimat für das Erfolgsprojekt gesucht
Eitorf - Eine Erfolgsgeschichte mit Alleinstellungsmerkmal ist die
Fahrradwerkstatt der Eitorfer Tafel. Hier finden Menschen mit geringem
Einkommen nicht nur für eine minimale Schutzgebühr gut gewartete
gebrauchte Fahrräder, vor allem können sie hier bei Bedarf ihre
Räder mit fachmännischer Unterstützung selbst reparieren.
Hatten die Initiatoren bei der Eröffnung im Dezember (wir
berichteten) erst zum Frühjahr mit starkem Ansturm gerechnet, zeigte
sich schnell, wie groß Interesse und dringender Bedarf bereits im
Winter waren.
Werkzeug, Anleitung, eigene Arbeitskraft und Ersatzteile zum
Selbstkostenpreis ermöglichen es auch Flüchtlingen und
Sozialhilfebeziehern ihr Zweirad verkehrstüchtig zu halten.
Das Team der ehrenamtlichen Werkstattbetreuer, ursprünglich Günter
Lukas, Paul Hüsson und Norbert Herkenrath, hat sich mit Günter
Zschörner und Ralf Fuhrmann auf fünf versierte Kräfte vergrößert.
Sie stehen dienstags und donnerstags von 14 bis 16 Uhr im Wechsel zur
Hilfe bereit.
Wenn sie nicht gerade Hilfestellung leisten, setzen sie Fahrräder
instand, die weiterhin kontinuierlich gespendet werden. Auch die
Schulfahrräder der GGS werden „nebenbei“ von ihnen gewartet.
Außerdem beraten sie Tafelberechtigte bei der Auswahl des passenden
Fahrrads. Zu den Kunden zählen insbesondere Schutzsuchende aus den
Außenorten und nicht zuletzt viele Kinder, für die dringend weitere
Räder aller Größen gesucht werden.
Eine detaillierte Buchführung über ausgegebene Räder unterbindet
erfolgreich Missbrauch, so Initiator Günter Lukas.
Obwohl im Pavillon der GGS Eitorf mehrere Arbeitsplätze eingerichtet
worden sind, lassen sich durch den Andrang Wartezeiten nicht
vermeiden.
Für Tafelchef Paul Hüsson kein Problem, hat sich doch auch der
erhoffte Zusatzeffekt, die Förderung von Kommunikation und
Integration, schnell eingestellt. Die Werkstatt hat sich zum Ort der
Begegnung und des Austauschs entwickelt, von dem auch Windecker
Bürger profitieren.
Wartende kommen miteinander ins Gespräch und auch einfach am Projekt
interessierte schauen immer mal wieder rein. Kaffee und Süßigkeiten
für Kinder stehen bereit, finanziert durch eine Kaffeekasse, in die
nicht zum Kundenkreis gehörende Besucher auch schon mal größere
Scheine stecken.
Neben dem Obolus für Fahrräder, der insbesondere dazu dient die
Wertschätzung zu erhöhen, tragen auch diese Spenden dazu bei, dass
sich die Werkstatt nach Anschubfinanzierung durch Eitorf Stiftung und
Volksbank Bonn Rhein-Sieg inzwischen selbst trägt.
Einen weiteren Finanzierungsbeitrag stellen 1000 Euro Preisgeld der
Pax-Bank dar, die eine Auszeichnung für innovatives soziales
Engagement ausgelobt hatte. Der SKM Rhein-Sieg als Träger der
Eitorfer Tafel hatte das beispiellose Sozialprojekt gemeldet, das
Konzept überzeugte die Juroren.
Nicht nur dieser Erfolg belegt die positive Strahlkraft des Projekts
weit über Eitorf hinaus, Vertreter anderer Kommunen suchen Beratung
und Unterstützung bei den hiesigen Initiatoren und das Kommunale
Integrationszentrum Rhein-Sieg hat sie jüngst zum „Fachforum
Ehrenamt“ eingeladen.
Trotz dieser enormen Erfolge sehen die Verantwortlichen das Projekt
nun in Gefahr.
Bereits vor dem Projektstart war bekannt, dass der abgängige Pavillon
der GGS nur eine Interimslösung sein kann. Der im Zuge eines
Kindergartenneubaus vorgesehene Abriss wird jedoch schneller konkret
als die Ehrenamtler erhofft hatten.
Anfang Juni teilte ihnen die Gemeinde mit, dass sie mit der Räumung
zum Ende des Jahres rechnen müssen. Sie haben sich jetzt umgehend an
die Gemeinde gewandt mit einem Antrag auf Bereitstellung eines
alternativen Standorts im Größenbereich von 50 Quadratmetern und
hoffen auf eine zeitnahe zukunftssichere Lösung.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.