Gefahrenkarte
Nirgends sicher vor Starkregenereignissen
Eitorf - Sieg und Eipbach bilden von jeher eine große Gefahrenquelle für
Überschwemmungen durch Hochwasser, in den letzten Jahren sind
darüber hinaus die Überschwemmungsrisiken durch Starkregenereignisse
deutlich gestiegen. Um eine frühzeitige Einschätzung von Gefahren zu
ermöglichen, hat die Gemeinde für rund 11.000 Euro ein Fachbüro mit
der Ermittlung von Fließwegen und abflusslosen Senken im gesamten
Gemeindegebiet beauftragt. Anhand von Katasterdaten wurde als erste
Einschätzung einer möglichen Gefahrensituation eine automatisierte
Risikobewertung für jedes einzelne der 12.300 Gebäude durchgeführt
und kartiert. Für öffentliche Einrichtungen wie Krankenhaus,
Kindergärten oder Seniorenheime wurde eine weitergehende Analyse
durchgeführt, die jeweils die maximal am Gebäude zu erwartende
Wassertiefe ausweist.
Nach Vorstellung der Ergebnisse im Fachausschuss wurde jüngst im
Rahmen einer Bürgerinformation auch die interessierte Öffentlichkeit
über die Gefahrenlage unterrichtet. Die detaillierten Karten können
vorerst im Bauamt und im für den Bevölkerungsschutz zuständigen
Ordnungsamt eingesehen werden, sollen aber zeitnah auch so aufbereitet
werden, dass ein unkomplizierter Zugriff auf der Internetseite der
Gemeinde möglich wird.
Der Einladung zur Infoveranstaltung waren nur etwa 30 Bürger gefolgt,
die interessiert den Ausführungen von Martin Dörr vom Ingenieurbüro
folgten.
Basis der Untersuchungen war ein digitales Geländemodell, nach dem
die Fließwege auf der Geländeoberfläche ermittelt werden konnten.
Das Wasser fließt zum Teil über Grundstücke, folgt aber auch
häufig dem Verlauf von Straßen. Im Kernbereich wurden zusätzlich
die abflusslosen Senken erfasst in denen sich solange Wasser staut bis
es überläuft. Es zeichnen sich im Wesentlichen drei größere
zusammenhängende Risikogebiete ab. Diese umfassen den direkten
Kernbereich um die Kreuzung „Kurscheids Eck“, das sich im Westen
anschließende Gewerbegebiet entlang des Spinnerwegs und östlich das
Gewerbegebiet „Im Auel“, wo weniger die Fließwege als
ausgeprägte Senkenbereiche erhöhte Risiken bergen. Doch auch in den
Höhenlagen ist man nicht vor Starkregenereignissen sicher.Beherrschen
lassen sich die Risiken nicht wirklich, betont Dörr, aber mit
vorausschauenden Maßnahmen die Folgen verringern. Seit Jahren ist die
Gemeinde bemüht, die Hochwasserrisiken zu senken, berichtete Hermann
Neulen, Leiter des Amtes für Ordnung und Bürgerdienste. Hierfür
wurden Pegelstationen zur Verkürzung der Vorwarnzeiten gebaut, ein
mobiles Hochwasserschutzsystem angeschafft, Brückendurchlässe
optimiert und Ufermauern saniert. Diese Arbeiten werden weiter
fortgesetzt. Künftig soll aber auch der Schutz vor Starkregen
verbessert werden, insbesondere durch Berücksichtigung der neuen
Informationen bei Bauleitplanung und Straßenausbau. Auch
Hilfsorganisationen wie Feuerwehr oder THW sollen die neuen Daten
Unterstützung bei Präventions- oder Rettungsmaßnahmen bieten. Die
Vielschichtigkeit der Probleme erlaube kaum schnelle oder einfache
Lösungen, so Bauamtsleiter Hartmut Derscheid, daher habe man im
Rathaus bereits eine Arbeitsgruppe gegründet, die klären soll, wo
besonderer Handlungsbedarf bestehe. Hier gebe es auch Ansprechpartner
für die Bürger. Beratung biete auch die Feuerwehr, ergänzte
Wehrleiter Jürgen Bensberg.
Gefragt ist aber auch die Eigenverantwortung der Bürger. Diese seien
sogar per Gesetz verpflichtet, selbst Vorsorge zu treffen, betont
Dörr. Er rät dringend sich gegen Elementarschäden zu versichern und
sich intensiv mit möglichen Risiken an Haus oder Wohnung zu befassen.
Schutzmaßnahmen können dabei reichen von der Reinigung verstopfter
Dachrinnen und Fallrohre über Ableitungsrinnen oder das Vorhalten von
Tauchpumpen bis zur Einfriedungen von Grundstücken mit einer Mauer.
Bewusst sein müsse man sich dabei allerdings, dass Schutz an einer
Stelle zu erhöhten Risiken an anderer führen könne.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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