Grundschüler demonstrieren für's Klima
Nur noch kurz die Welt retten
Eitorf - Mehrere hundert Schüler demonstrierten in Siegburg beim dritten
lokalen „Friday for Future“ für eine konsequente Klimapolitik,
unter ihnen rund 50 Eitorfer Grundschüler. Im Gegensatz zu vielen
anderen Teilnehmern von Kundgebung und Demonstrationszug durch die
Innenstadt, riskierten die Schüler der Verbundschule
Brückenstraße/Harmonie dafür keine Fehlstunden auf dem Zeugnis. Im
Gegenteil, wurden sie von Eltern und Lehrern unterstützt und
begleitet, denn sie nahmen an der Klimademo im Rahmen des Unterrichts
teil.
Aus Harmonie kamen rund 20 Schüler des Unterrichtsfachs „Mensch und
Gemeinschaft“, das dort von Lehrerin Teresa Werthebach parallel zum
Fach „Religion“ unterrichtet wird. Aus der Brückenstraße waren
die knapp 30 Viertklässler aus der Sonnenklasse von Lehrerin Susanne
Hesse dabei. An beiden Standorten hatten sich die Schüler intensiv
auf die Demo vorbereitet, die Teilnahme erfolgte im Rahmen einer
Exkursion als „Unterricht in besonderer Form“ an einem
außerschulischen Lernort, bestätigte Schulleiter Boris Kocea die
Rechtmäßigkeit der Aktion.
Von allen Eltern sei das Einverständnis dazu schriftlich erteilt
worden, von vielen ausdrücklich die Förderung von
Bewusstseinsbildung für Umwelt- und Klimaschutz ebenso wie für
demokratische Willensbildung und politische Teilhabe gelobt worden.
In der Sonnenklasse, die sich schon seit dem ersten Schuljahr in und
neben dem Unterricht schwerpunktmäßig mit Umweltschutz beschäftigt,
reiht sich die Klimademo ein in eine lange Liste nachhaltiger
Aktivitäten. So haben die Schüler bereits mehr als 200 Bäume
gepflanzt, wurden von „Rettet den Regenwald“ mit Urkunden für
Spendenaktionen ausgezeichnet und haben im letzten Jahr an der
Internationalen Klimakonferenz in Bonn teilgenommen.
Die Initiative für die Beteiligung an der Klimademo entstand im
Sachkundeunterricht beim Lesen des Buches „Kinder, die die Welt
verändern“, das zur Dauerlektüre der Sonnenklasse zählt. Lehrerin
Hesse berichtete von Greta Thunberg als aktuelles weiteres Beispiel
solcher Vorreiterkinder und löste damit die weitere Entwicklung aus.
Die Sonnenkinder bereiteten sich in drei Gruppen auf das Thema vor.
Während eine Gruppe, darunter auch Ian, offizieller Klimabotschafter
für „Plant for The Planets“, Samen sammelte und Setzlinge von
Eichen und Buchen als Basis klimagerechter heimischer „Wälder der
Zukunft“ züchtete, plante eine weitere Gruppe eine „Stadt der
Zukunft“ mit Solardächern, Solarautos, Recyclingmöbeln und
artgerechter Tierhaltung.
Eine dritte Gruppe bereitete Plakate für die Demo vor mit Slogans von
„Stoppt die Klimaerwärmung“ und „Rettet die Welt“ über
„Wir haben genug von Eurem Betrug“ bis zu „Ihr haltet unsere
Zukunft in Euren Händen“.
Dass die Schüler nicht einfach nur aus Spaß an einer „coolen
Aktion“ mitmachen, sondern sich ernsthaft um die Zukunft der Erde
sorgen, belegten eindrucksvoll die Antworten auf die Frage des
Extra-Blatts nach ihren Motiven. Für Veränderungen im Großen
müssten Politiker überzeugt werden, hält Emily fest, diese müssten
aktiv werden und Gesetze zum besseren Klimaschutz erlassen. Ein Verbot
von Massentierhaltung und dem Abholzen des Regenwalds fordert Ian,
Friedrich möchte dass erneuerbare Energien stärker gefördert
werden. Auch die Wiedereinführung autofreier Sonntage und ein
rigoroses Verbot von Plastiktüten halten die Schüler für sinnvoll.
Im Kleinen könne man sehr viel auch selbst tun, weiß Yahya, und
nennt Beispiele wie die Reduzierung von Fleischkonsum und Autofahrten.
Mehr als 30 Tipps zum Klimaschutz im Alltag haben die Sonnenkinder
auch auf einem Infoblatt aufgelistet, das sie demnächst in Eitorf
verteilen wollen.
Dass die Kinder ihre Tipps auch selbst beherzigen, spürt Hesse in der
Schule. So trage sie inzwischen meist dicke Norwegerpullover, lacht
die engagierte Lehrerin, weil die Kinder ständig die Heizung nach
unten regulierten.
Zu Hause machen die Kinder unterschiedliche Erfahrungen. Während bei
den einen Fahrrad oder Bahn stets Vorrang vor dem Auto haben, Energie
gespart oder Wert auf regionale Produkte gelegt wird, arbeiten andere
intensiv daran, auch die eigene Familie mehr für Umwelt- und
Klimaschutz zu sensibilisieren. Die Teilnahme an der Klimademo hat den
Grundschülern gezeigt, dass sie Teil einer großen Bewegung sind und
sie darin bestärkt ihr Ziel weiter intensiv zu verfolgen. Dass sie
dabei nicht nur die eigene Zukunft im Blick haben, sondern an alle
Menschen denken, bringt Lucie (9) vom Standort Harmonie auf den Punkt:
„Ich möchte nicht sehen wie Menschen Hunger leiden, weil Böden
austrocknen, Wälder abgeholzt werden und Insekten sterben.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.