Neubau
Rathaus soll Handel und Wohnen weichen - Planer stellten ihr Konzept vor
Eitorf - Während die Umgestaltung von Theater, Marktplatz und Eipkarree in
immer weitere Ferne rücken und für das Schulgassenareal bereits der
dritte Investor seine Planungen in den Sand gesetzt hat, nehmen
Politik und Verwaltung für eine Attraktivierung des Ortskerns nun
verstärkt das Rathausareal in den Blick. Die Verwaltung führt hierzu
bereits seit gut zwei Jahren Gespräche mit Projektentwicklerin
Roswitha Bank von der BIC Immobilien Consulting aus Montabaur und
ihrem Kooperationspartner „Architekten Graf und Graf“. Ein für
einen Vorentwurf bereits weit gereiftes Entwicklungskonzept stellte
Bank zusammen mit Planer Pascal Hilb vom Büro Graf der Politik in der
jüngsten Sitzung des Fachausschusses vor.
Das Konzept nahm einen später in gleicher Sitzung gefassten Beschluss
zum Abriss des Rathauses vorweg und überplant das komplette Areal von
der Brückenstraße bis zum Erlenberg. Neben dem Rathaus soll auch das
Eckgebäude der Schoellerstraße, das ehemalige „Krupka“, der
Neuplanung weichen, erhalten bleiben die denkmalgeschützten Gebäude
der katholischen Kirche entlang der Schoellerstraße ebenso wie
Kindergarten und Pfarrheim.
An der Brückenstraße sieht das Konzept einen Riegel vor, der im
Erdgeschoss Einzelhandelsflächen, in drei Obergeschossen
barrierefreie Seniorenwohnungen für Betreutes Wohnen umfasst.
Insgesamt sind 60 Wohneinheiten von je rund 50 Quadratmetern
vorgesehen, ein Teil davon in zwei weiteren Gebäuden hinter dem
Riegel an der Straßenfront. Alle Wohnungen sollen über Balkone und
Loggien verfügen. Hinter den Wohngebäuden schließt sich an etwa
gleicher Stelle wie bisher ein neues Parkhaus an. Auf vier Ebenen
sollen hier 310 Stellplätze entstehen, davon 160 öffentliche.
Dahinter sind als Übergang zur Wohnbebauung auf dem Erlenberg drei
Stadtvillen mit je sechs bis sieben Wohnungen vorgesehen.
Die hinteren Wohnblöcke und das Parkhaus sollen begrünte
Flachdächer erhalten, der vordere Riegel sich mit aufgesetzten
Satteldächern der Umgebungsbebauung anpassen.
Zur Marktseite hin soll ein Arkadengang Außengastronomie, als
Beispiel genannt eine Bäckerei mit Café, ermöglichen. Die
Einzelhandelsflächen gliedern sich über zwei Ebenen in zwei
Fachmärkte von rund 500 und 250 Quadratmeter Verkaufsfläche sowie
einen Supermarkt mit etwa 2.000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Für die
Märkte gäbe es bereits zwei Interessenten aus der näheren Umgebung
und auch für das Betreute Wohnen habe man bereits einen Betreiber in
petto, verrieten die Planer. Ein Umstand, den Jochen Scholz,
Fraktionsvorsitzender der Grünen, am nächsten Tag im Bauausschuss
eher skeptisch betrachtete, bedeuten Marktbetreiber aus dem Umfeld
doch lediglich Verlagerung statt neuer Magnete zur Generierung von
Kaufkraft.
Für die Märkte soll die Anlieferung über den bisherigen Parkplatz
der Pfarrgemeinde von der Schoellerstraße aus erfolgen, das Parkhaus
mit Ein- und Ausfahrt von der Schmidtgasse aus erschlossen werden.
„Wir waren uns doch schon lange einig, dass die Erschließung des
Parkhauses von der Schmidtgasse aus bereits bei der bisherigen
Situation ungünstig ist“, äußerte Sascha Liene (FDP) hierzu
Bedenken und regte an, eine Erschließung von der Schoellerstraße aus
zu prüfen. Anna Haas (Grüne) meldete trotz großer Sympathien für
generationsintegriertes Wohnen Zweifel an, ob der Standort für
Betreutes Wohnen geeignet sei. Diese Bedenken teilte Frederic Jüdes
(SPD), insbesondere mit Blick auf Konfliktpotential bei der
traditionellen Herbstkirmes.
Ihre Erfahrung aus vielen vergleichbaren Projekten zeigten, dass
gerade Senioren häufig Wohnungen mitten im Leben zu schätzen
wüssten, traten die Planer diesen Bedenken entgegen. Unabhängig
davon sei ja auch noch nichts in Stein gemeißelt und Anregungen oder
Kritik sollten in die Weiterentwicklung des Konzepts einfließen,
versicherten sowohl die Entwickler als auch Bürgermeister Rainer
Viehof.
Freudig überrascht von der Konzeption zeigte sich spontan der
Fraktionsvorsitzende der BfE, Hans Dieter Meeser. Doch auch die
übrigen Ausschussmitglieder hatte die Präsentation offenbar
beeindruckt. Schon seit einigen Jahren steht die Frage nach der
Zukunft des Rathauses im Raum. Das 1959 in Betrieb genommene Gebäude
ist nicht nur zu klein sondern auch dringend sanierungsbedürftig. Um
Klarheit über den künftigen Kurs zu erlangen, hatte die Verwaltung
eine Grundsatzentscheidung vorgeschlagen und in einer Beschlussvorlage
ausführlich Vor- und Nachteile von Sanierung oder Neubau abgewogen.
Tat sich die Politik bisher mit einer klaren Entscheidung schwer, ging
es nach der Vorstellung des Vorentwurfs für das Rathausareal schnell.
Die Entscheidung für einen Neubau erfolgte einstimmig bei Enthaltung
der Grünen. Lediglich die Frage, ob am gleichen Standort oder auf dem
bisher glücklosen Schulgassenareal gebaut werden solle, wurde
kontrovers diskutiert. Insbesondere die FDP möchte das Rathaus oder
zumindest besucherstarke Ämter am zentralen Standort belassen, die
Grünen erst nach genauerer Kostenermittlung und Beratung des
Überplanungskonzepts entscheiden. Die Ausschussmehrheit votierte
jedoch gegen die Stimmen von FDP und Grünen bei einer Enthaltung der
SPD für die Verlagerung. Auch der Bauausschuss stimmte mehrheitlich
für die Lösung an der Brückenstraße, einer der wichtigsten
Städtebaulichen Beschlüsse der letzten Jahre, wie Markus Reisbitzen
(CDU) festhielt. Das letzte Wort hat am 28. Juni der Gemeinderat.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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