Innovation
Rentner will mit Pfandsystem Müll durch Einweg-Kaffeebecher vermeiden

Ferdinand Frier mit seinem patentierten Mehrwegbecher „CUP TO GO“. | Foto: Deitenbach
  • Ferdinand Frier mit seinem patentierten Mehrwegbecher „CUP TO GO“.
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Mühleip -

Schon seit fast fünf Jahren beschäftigt Rentner Ferdinand Frier die
wachsende Müllflut durch steigende Nachfrage nach „Coffee To Go“.
Jetzt, passend zum Höhepunkt von Klimadebatte und öffentlichen
Diskussionen über die plastikverseuchte Umwelt, hat der findige
Mühleiper einen Mehrwegbecher mit Pfandsystem zur Marktreife gebracht
und erste Verkaufsstellen in Eitorf damit beliefert.

Etablieren möchte er den umweltfreundlichen „CUP TO GO“ aus
Porzellan bundesweit. Erste Geschäftspartner für sein Pfandsystem
hat er jedoch gezielt in seiner Wahlheimat Eitorf gesucht. Ein halbes
Dutzend Cafés und Imbisse haben hier nach Friers Bekunden bereits
Zusagen gegeben, weitere seien an der Teilnahme interessiert. Auch in
der Region stieß Frier bereits auf großes Interesse, sodass
kreisweit jetzt rund drei Dutzend Betriebe mit dem Pfandbecher starten
sollen.

Zunächst hat Frier Bäckereien oder Cafés als Teilnehmer in den
Blick genommen, auf lange Sicht hofft er auch große Firmen,
Verwaltungen oder die Deutsche Bahn zur Teilnahme zu motivieren. Je
größer der Teilnehmerkreis, umso besser funktioniert das System,
erklärt Frier im Pressegespräch.

Denn auch wenn seine Porzellanbecher formschön und stapelbar sind und
dabei ohne einen sonst oft störenden Silikonrand auskommen, ist der
Clou nicht der Becher selbst, sondern das damit verbundene
Pfandsystem. Wer beispielsweise in Eitorf auf dem Weg zur Arbeit einen
Kaffee oder Tee im „CUP TO GO“ kauft, kann den Becher auch in
Hennef oder Siegburg bei teilnehmenden Geschäften wieder abgeben.

Möglich macht dies ein einheitliches Pfandsystem. Frier will den
Geschäften seine Becher zum späteren Pfandpreis von 1,50 Euro je
Stück überlassen. Gibt der Kunde den Becher bei einem anderen Café
zurück, erhält er entweder einen neuen Becher oder der gleiche
Pfandbetrag wird rückerstattet. Sollte sich durch große Schwankungen
zwischen Ausgabe und Rücknahme von Bechern der Bestand drastisch
verringern oder erhöhen, soll ein Austausch zwischen einzelnen
Teilnehmern ermöglicht werden.

Für die Kunden bedeutet Friers System, dass sie ihr Getränk in einem
aromaschonendem Gefäß genießen können, keine eigene Tasse ständig
rumschleppen müssen und trotzdem nicht zum derzeit deutschlandweit
mit rund 2,8 Milliarden Einwegbechern pro Jahr bezifferten
Müllaufkommen beitragen. Durch das Pfandsystem kostet sie ihr Kaffee
nicht mehr als zuvor, einzig den (Kunststoff-)deckel müssen sie für
50 Cent selbst erwerben und mitnehmen, da Deckel aus Hygienegründen
grundsätzlich nicht tauschbar sind. Zwar komme man durch die
Konstruktion des Bechers beim Trinken mit dem Deckel gar nicht in
Berührung, dennoch lasse sich diese Auflage nicht umgehen, so Frier.

Für die Anbieter entstehe durch Pfandrückgabe und Becherspülen ein
Mehraufwand der nicht vergütet werde, führt er weiter aus, aber das
würde von den Teilnehmern als Kundenservice und eigener Beitrag zum
Klimaschutz gerne in Kauf genommen. Auch ihm selbst gehe es beim
„CUP TO GO“ weniger um wirtschaftliche Vorteile als um eine
innovative Lösung des Müllproblems.

Der 71-jährige Wahleitorfer wurde in Köln geboren, hat beim FC
Fußball gespielt und sich lange Zeit im Jugendsport engagiert.
Beruflich war der gelernte Kaufmann jahrzehntelang im Porzellanhandel
tätig, was ihm Entwicklung und durch Branchenkontakte auch die
Produktion seines umweltfreundlichen Bechers, auf den er ein Patent
besitzt, erleichterte. Nun hofft Frier auf möglichst hohe Beteiligung
am Pfandsystem, denn die Vorteile für die Nutzer steigen mit der
Dichte des Netzes.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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