Bauarbeiten auf der Kreisstraße K 18
Schleichweg statt Umleitung
Linkenbach - Seit dem Frühjahr leiden die Anwohner der Linkenbacherstraße unter
den Auswirkungen der Bauarbeiten auf der Kreisstraße K 18
(Talstraße) zwischen Mühleip und Keuenhof. Die K 18 ist seit Ende
März gesperrt, die Bauarbeiten sollen noch bis Mai kommenden Jahres
dauern. Zwar wurde vom Rhein-Sieg-Kreis als Straßenbaulastträger und
Bauherr der Sanierungsmaßnahme eine Umleitung eingerichtet, doch
diese führt über Eitorf und ist vielen Nutzern zu lang. Daher nehmen
Ortskundige oft die Abkürzung durch Linkenbach. Hierdurch sind die
Anwohner der Linkenbacherstraße nach eigenem Bekunden erheblichen
Belastungen ausgesetzt. Das Verkehrsaufkommen habe sich deutlich
vervielfacht, das Tempolimit von 30 km/h werde selbst von Bussen
häufig missachtet. Fußgänger, nicht zuletzt Schüler der
Grundschule, seien in hohem Maße gefährdet. Auch sei die Straße
nicht für die aktuell hohe Gegenverkehrssituation ausgelegt, so dass
man selbst am Straßenrand nicht sicher sei.Geringe Straßenbreite und
verstärkter Begegnungsverkehr führten zudem im oberen, nicht
ausgebauten Trassenbereich zu erheblichen Schäden an unbefestigten
Banketten ebenso wie an den - meist durch die Anlieger auf eigene
Kosten hergestellten - Zufahrtsbefestigungen. Hierbei stelle sich
nicht nur die Frage der Wiederherstellung, sondern auch Haftungsfragen
wegen so entstandener Stolperfallen.
Bei Ehepaar Adler sind bereits Pflastersteine aus der Zufahrt
herausgebrochen, bei Ehepaar Ersfeld tiefe Löcher in das mit Kies
befestigte Bankett gefahren. Auf dem Grundstück parkende Autos
würden stark verschmutzt und von aufgeworfenem Kies auch zerkratzt.
Einige Bankette habe der Bauhof sogar ausgebessert, aber die dadurch
breitere Straße verleite nun zu noch schnellerem fahren und der
Begegnungsverkehr habe bereits seitlich der Verbreiterung neue Spuren
in die Bankette gepflügt. Weitere Klagen der genervten Bürger
betreffen die Lärmbelästigung, die selbst in die Gärten hinter den
Häusern dringe weil Lkw und Traktoren, oft mit Anhängern, und ganze
Motorradkolonnen mit zu hoher Geschwindigkeit vorbeirauschten. Selbst
die Baufahrzeuge von an der Baustelle in der Talstraße beteiligten
Firmen nutzten die Linkenbacherstraße statt der vorgesehenen
Umleitung, empört sich Anlieger Norbert Kaptein. Überhaupt schienen
alle anderen wichtiger genommen zu werden als die Anwohner, so der
allgemeine Tenor. Beschwerten sich Busfahrer bei der Gemeinde, weil
sie sich von am Straßenrand parkenden Autos behindert fühlten,
rücke das Ordnungsamt aus und verteile „Knöllchen“ an die
Halter, statt auf das Busunternehmen einzuwirken, das Tempolimit zu
beachten.Überhaupt fühlen sich die Anlieger von der Gemeinde im
Stich gelassen. Schon Anfang September hatte Hans-Dieter Adler den
Bürgermeister angeschrieben, auf die Probleme hingewiesen, um Abhilfe
gebeten und Verbesserungsvorschläge gemacht. Der Bürgermeister habe
zwar schnell geantwortet, berichtet Adler, aber wenig konstruktiv.
Außer den umfänglichen Begründungen, warum die eingereichten
Vorschläge abgelehnt würden, sei das Schreiben nur an andere Stellen
weiterverteilt und lediglich eine temporäre Geschwindigkeitsmessung
durch die Gemeinde durchgeführt worden.
Die Kreispolizei habe nur mitgeteilt, die Unfalllage in der
Linkenbacherstraße sei unauffällig, eine polizeiliche Überwachung
daher eher nicht angezeigt, allenfalls die anliegende Grundschule als
schutzbedürftiger Bereich könne eine solche rechtfertigen. Dies
lasse man durch den Verkehrsdienst prüfen. Vom Kreisstraßenbauamt
erhielt Adler lediglich die Auskunft, eine Beschleunigung der
Bauarbeiten sei nicht möglich.
Von der Gemeinde habe man seither nichts mehr gehört, weder etwas zu
Ergebnissen der Geschwindigkeitsmessungen noch zu Konsequenzen
erfahren. Insgesamt habe sich die Belastung in keiner Weise verringert
und die Gemeinde ließe die Bürger mit dem Problem alleine, äußern
sich die enttäuschten Anlieger empört. Dies wolle und könne man
nicht länger hinnehmen.
Eine Rückfrage bei der Gemeindeverwaltung durch das Extra-Blatt Ende
November ergab, dass die Geschwindigkeitsmessungen von
September/Oktober aufgrund eines technischen Defekts noch nicht
ausgewertet seien. Allerdings habe eine Übermittlung von Ergebnissen
an die Kreispolizei auch nur dann Sinn, wenn eklatante Tempoverstöße
zu verzeichnen seien, verwies der Erste Beigeordnete Karl-Heinz
Sterzenbach auf das gängige Procedere. Nach einer kurzfristig von ihm
durchgeführten persönlichen Inaugenscheinnahme der Situation vor Ort
rechne er eher nicht mit dafür ausreichenden Messwerten. Allerdings
sei dies auch nur eine Momentaufnahme.
Kritisch sehe allerdings auch er die Straßennutzung durch
Schwerlastverkehr, die vor kurzem beobachtet und bereits dem
Straßenverkehrsamt gemeldet worden sei. Dafür sei die Straße
tatsächlich nicht ausgelegt. Hinsichtlich der Schäden wolle er den
Bauhof um verstärkte Kontrollen bitten. Aber grundsätzlich liege die
Verantwortung für die Baustelle an der K18 beim Kreis, die Gemeinde
habe hier wenig Möglichkeiten, die Belastungen zu verringern.
Für den Kreis antwortete Pressesprecherin Rita Lorenz auf Nachfrage,
dass derzeit ein komplettes Lkw-Verbot für die Linkenbacherstraße
mit Ausnahme der Anlieger geprüft werde. Die Baufirmen seien bereits
bei Auftragserteilung auf die für Baufahrzeuge bestehende Pflicht zur
Nutzung der ausgeschilderten Umleitung hingewiesen worden, dennoch
werde man hierzu einen erneuten Hinweis geben.
Zusätzliche Tempo-30-Schilder wie von den Anrainern erhofft, dürften
tatsächlich nicht aufgestellt werden, wohl sei aber das Aufmalen
entsprechender Hinweise auf die Straße rechtlich möglich. Dafür sei
dann jedoch die Gemeinde als Straßenbaulastträger zuständig. Auch
Tempokontrollen durch die Kreispolizei wären möglich, müssten
jedoch von der Gemeinde angefordert werden.
Hierfür sah Sterzenbach auch nach der kurzfristig doch ermöglichten
Auswertung des Messgeräts zunächst wenig Grund. Gemessen worden war
über fünf Wochen gleich nach Beginn der Sperrung und aufgrund des
Anliegerprotests erneut über vier Wochen im September/Oktober. Die
Auswertung ergab durchschnittliche Verkehrsaufkommen von 669 bis 750
Fahrzeugen pro Tag, gemessen jeweils in eine Richtung.
Von 85 Prozent der Fahrer wurde dabei eine Geschwindigkeit zwischen 38
und 43 km/h nicht überschritten. Eher selten seien Werte von über 50
oder sogar über 60 km/h gemessen worden. Die ermittelten
Geschwindigkeiten lägen damit im erträglichen Bereich, so die erste
Einschätzung der Verwaltung. Auf die hohe Anzahl der
Fahrzeugbewegungen wurde nicht näher eingegangen.
Eine erneute Anwohnerbeschwerde hat Anfang Dezember dann doch noch zu
einer Übermittlung der Daten an den Kreis geführt. Ob sich daraus
Konsequenzen ergeben, ist derzeit ebenso offen wie weitere Schritte
der Anwohner.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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