Sitzung des Gemeinderates
Siegparkhalle wird nur noch für Sport genutzt
Eitorf - Nach dem Hauptausschuss (wir berichteten) hat nun auch der Rat
ausgiebig über die Zukunft der Siegparkhalle beraten. Bei zwei
Gegenstimmen aus der SPD und fünf aus der FDP-Fraktion haben sich die
Bürgervertreter schließlich mehrheitlich gegen die weitere Nutzung
als Veranstaltungsstätte entschieden.
Die BFE, die sich zu Beginn der Debatte noch klar für die
aufwändigere Sanierung zum Erhalt der Festhallenfunktion
ausgesprochen hatte, änderte nach einer von der FDP beantragten
Sitzungsunterbrechung kurz vor der Abstimmung ihre Meinung und schloss
sich den Argumenten der CDU an.CDU-Fraktionsvorsitzender Roger Kolf
hatte Zweifel an den im Hauptausschuss von der Verwaltung vorgelegten
Zahlen geäußert und eher 150.000 als die zunächst geschätzten
75.000 bis 100.000 Euro Zusatzkosten zur Ertüchtigung auch als
Spielstätte in den Raum gestellt. Dazu kämen noch die bereits vor
längerer Zeit mit mindestens 70.000 Euro bezifferten Kosten für eine
notwendige neue Bestuhlung. Selbst mit den so anfallenden Kosten von
über 200.000 Euro wäre noch keine Verbesserung des Ambientes
erreicht, sondern nur den Auflagen der Bauaufsicht genüge getan. Auch
Kolfs FDP-Kollege Timo Utsch schätzte das Vertrauen der Verwaltung in
ihre eigene Beschlussvorlage nicht sehr hoch ein. Ohnehin schwierig
und kontrovers sei die Beratung in seiner Fraktion gewesen, im
Ergebnis dennoch bisher mehrheitlich für den Erhalt der
Versammlungsstätte. Doch wenn sich nun höhere Kosten ergäben,
könne sich das noch ändern.
Beigeordneter Karl-Heinz Sterzenbach räumte ein, die Zahlen seien
zwangsläufig vage und vor Überraschungen sei man nicht sicher.
Selbst ohne die Bestuhlung seien Kosten von mehr als 200.000 Euro
nicht auszuschließen. Er habe sich bereits schwer getan, die Vorlage
zu unterschreiben, weil die Entwicklung schwer abschätzbar sei, und,
wie Bürgermeister Dr. Rüdiger Storch ergänzte, man sich auch nicht
dem Vorwurf habe aussetzen wollen, einen Erhalt der
Veranstaltungsfunktion „kaputt zu schreiben“.
Für Hans-Dieter Meeser, Fraktionsvorsitzender der BFE, war die
Kostenfrage zunächst weniger relevant, selbst wenn man mehr als
300.000 Euro investieren müsse. Es sei keine Lösung, die Menschen
nach Windeck zu schicken statt die eigene Halle zu nutzen. Hierzu
benötige man aber Ideen und Konzepte, stellte er kritisch fest.
Auch seine SPD-Kollegin Sara Zorlu sprach sich klar für die weitere
Veranstaltungsnutzung aus. Das „Leonardo“ sei keine
Veranstaltungshalle und Alternativen nicht in Sicht. Dem widersprach
Sterzenbach. Während die Halle durch Auflagen an Plätzen verliere,
sei das „Leonardo“ optimierbar, eventuell sogar bis auf fast 600
Plätze. Bauamtsleiter Hartmut Derscheid warf ein, für eine
wirtschaftliche Betreibung der Halle müsse der Veranstaltungsbetrieb
so ausgedehnt werden, dass dies zu Lasten der Sportnutzung gehe.
Verständnis für den Spagat der Verwaltung zeigte der Vorsitzende der
Grünen-Fraktion, Jochen Scholz. Die Entscheidung müsse jetzt
getroffen werden, viele Details seien aber nicht bekannt. Mit der
Bestuhlung und möglicherweise notwendigen Ertüchtigung der
Veranstaltungstechnik tue sich ein Fass ohne Boden auf. Die hohen
Kosten zögen zudem hohe Mieten und diese teure Tickets nach sich, so
dass er noch geringeres Interesse an der Nutzung als Spielstätte
fürchte. Ein weiteres Problem stelle zudem die Zeitschiene dar, denn
Schulen und Sportvereine warteten dringend auf Fertigstellung der
Halle.
Den Hallenbedarf für reine Sportzwecke hinterfragte im Kontext der
Diskussion Bernd Thienel (SPD). So sei einem Schreiben des
Bürgermeisters zu entnehmen, für eine bislang angedachte
zusätzliche Sporthalle gebe es aufgrund zurückgehender
Schülerzahlen keinen Bedarf. „Wie kommen Sie auf die Idee, die
Schülerzahlen seien rückläufig?“, wollte Thienel wissen,
schließlich plane man wegen der Geburtenzahlen gerade einen neuen
Kindergarten. Storch entgegnete, er habe lediglich aus einem Bericht
der Gemeindeprüfungsanstalt zitiert. Thienels Nachfrage wie er denn
selbst den Bedarf einschätze, wich Storch jedoch aus. Bei den
Kindergärten gehe die Verwaltung von steigendem Bedarf aus, die
weiteren Bedarfe könne er nicht einschätzen.
Den Einwurf Thienels griff Hans-Dieter Meeser, Fraktionsvorsitzender
der BFE, als interessante Alternative auf, besser in drei oder vier
Jahren über eine neue Sport- und Eventhalle nachzudenken. Argumente
dafür fanden auch Christoph Müller (CDU) und Nina Droppelmann
(Grüne). Für Zuhörer klang die Entwicklung der Debatte mehr und
mehr nach dem berühmten „Pfeifen im Wald“, mit dem man die
unpopuläre Entscheidung gegen die Veranstaltungsstätte nicht nur den
Bürgern schmackhaft, sondern auch sich selbst leichter machen wollte.
Zur sichtlichen Erleichterung Storchs folgte dann auch die große
Mehrheit des Rates dem Vorschlag der Verwaltung, die Siegparkhalle
künftig nur noch für Sportzwecke zu nutzen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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