Eitorfer Heimatblätter
Spannend und unterhaltend
Eitorf - Kürzlich wurden die druckfrischen „Eitorfer Heimatblätter“ von
beteiligten Autoren und dem Redaktionsausschuss des Heimatvereins
vorgestellt. Beim Start der Schriftenreihe vor fast 40 Jahren habe man
prophezeit, dass irgendwann die Themen ausgehen würden, erinnert sich
der Vereinsvorsitzende Engelbert Krips. Stattdessen gehört die
aktuelle Ausgabe zu den dicksten Bänden und hat viel Spannendes,
Unterhaltsames und auch Nachdenkliches zu bieten, freuen sich die
Mitglieder des Redaktionsteams. Neben Krips gehören dazu seit Jahren
Paul Bellinghausen, Franz Josef Schmitz und Manfred Zaude, erst seit
kurzer Zeit dabei sind Walter Hövel und Dr. h.c. Hans-Burckhard Kuhn.
Einst die „Keimzelle“ der Heimatblätter, ist der
Geschäftsbericht des Vorsitzenden mit Rückschau auf die
Vereinsarbeit im ablaufenden Kalenderjahr noch immer wichtiger
Bestandteil der Broschüre. Von der Renovierung des Alzenbacher
Heiligenhäuschens über die Arbeit auf dem alten Friedhof bis zur
Beteiligung am Fest der Internationalen Begegnung hatte Krips
beeindruckendes zu berichten. Dem für das Gemeinwesen unverzichtbaren
Ehrenamt widmet Krips mit Blick auf den überall fehlenden
Vereinsnachwuchs, unter der Überschrift „Wie geht es weiter?“,
das Editorial. Breiten Raum nimmt auf mehr als 30 Seiten ein
ausführlicher Bericht von Heimatforscher Hans Deutsch über die
frühe Geschichte von Eitorf ein. Im Vergleich dazu geradezu jung ist
mit 100 Jahren der MGV Merten, auf dessen Historie Rüdiger Gräf
zurückblickt. Nicht nur musikalische Ereignisse, auch soziales
Engagement und eine enge Verzahnung mit allen Dorfbewohnern prägen
das Vereinsleben.
Einen Scheidungsprozess aus dem 19. Jahrhundert beschreibt Markus
Klein, das Schicksal der jüdischen Familie Menkel beleuchtet Dr. G.
Möhlenbruch und Dr. h.c. Kuhn schließt seine Chronik über Eitorfer
Nachkriegserlebnisse in der Siegstraße ab mit einer detaillierten
Milieustudie. Einen Extrablick wirft er auf die Fußballszene der
Kinder- und Jugendlichen in der Siegstraße, parallel zu den von Kajo
Schumacher beschriebenen Fußballschlachten auf dem Eitorfer
Marktplatz zu Beginn der 1950er Jahre. Am Straßenfußball als
„Mannschaftskapitän“ beteiligt war in jungen Jahren auch Eitorfs
Starkicker Johannes Löhr, dem Kuhn eine Nachbetrachtung mit
persönlichen Erinnerungen widmet.
Persönliche Erinnerungen und die Achtung vor Mensch und Lebenswerk
prägen auch den Nachruf von Dr. Wolfgang Piehl auf Karl-Heinz Löhr,
Gründungsmitglied des Heimatvereins, sowie von Dr. Uwe Kreusel auf
den leidenschaftlichen Musiker Hansgünther Schröder. Gemeinsame
Vorfahren verbinden Willi Kremer mit dem WDR-Intendanten Tom Buhrow,
dessen Großeltern 30 Jahre lang in der „Obereiper Mühle“ lebten
und deren Familiengeschichte Kremer einen Artikel widmet.
Eng mit der Gegenwart verknüpft ist ein Bericht der Autorin dieser
Zeilen über die Historie des Eitorfer Marktplatzes im Kontext der
aktuellen Umbaupläne. Der Bericht ist reich bebildert mit Aufnahmen
aus dem Archiv von Heimatforscher Hans Deutsch. Auch der Beitrag von
Walter Hövel über Sinti in Eitorf schlägt eine Brücke von der
Vergangenheit bis heute. Seit hunderten von Jahren siedelten Sinti in
der Region, aktuell leben weit über einhundert in Eitorf. Sie fühlen
sich hier wohl, berichtet Hövel, und sind dankbar dass sie hier nicht
ghettoisiert wurden. Hövel räumt mit vielen Vorurteilen auf, die den
seit Jahrhunderten verfolgten Sinti anhängen. Ihre eigene Sprache und
ausgeprägte Kultur stößt auf Unverständnis und führt oft zu
Ablehnung aus Mangel an Kenntnis.
Ein weiterer Artikel von Hövel befasst sich mit Herkunft und
Verteilung von Namen und Spitznamen aus Eitorf und nennt eine lange
Reihe von Eitorfer Originalen, die auch heute noch unter ihren
Spitznamen ortsbekannt sind. Hövels dritter Artikel widmet sich
„Kleinodien“, von Erzgruben über Geschäfte und Villen bis zu
Kino, Kreuzweg oder Marionettensammlung, die längst verschwunden
sind.
Noch weiter als bis in die Gegenwart erstreckt sich der Beitrag von
Marlies Schmitz unter dem Thema „Zukunftskirche St. Josef
Harmonie“. Schmitz ist Vorsitzende einer Konzeptgruppe, die sich
seit Jahren darum bemüht, die von Schließung bedrohte Filialkirche
nicht nur als sakralen Raum mit vielfältigen Gottesdienstangeboten zu
erhalten, sondern darüber hinaus auch als weltoffene, einladende
Kirche für alle Menschen zu installieren. Im Artikel beleuchtet
Schmitz die Historie der vor 50 Jahren nach Plänen des Siegburger
Architekten Hans Lob gebauten Kirche, erläutert ihre Symbolsprache
und erinnert an das neue Liturgieverständnis des Zweiten
Vatikanischen Konzils, das seinen Ausdruck in der Architektur des
Zentralbaus findet. Visionen für künftige Nutzungen der Kirche
reichen von meditativen und religionsübergreifenden Angeboten über
Kreuzwege und Liederabende bis zu Konzerten, Ausstellungen und
Bildungsangeboten.
Die 110 Seiten starke neue Ausgabe der Heimatblätter ist ab sofort im
örtlichen Buchhandel erhältlich, Mitgliedern des Heimatvereins wird
sie zeitnah kostenlos zugestellt.
- Renate Deitenbach
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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