Krätzjer und Verzällcher
Traditioneller Pfarrkarneval
Eitorf - „Wo Glauben ist, da ist auch Lachen", soll Martin Luther einst
gesagt haben. Doch viel zu lachen gibt es auch in der katholischen
Pfarrgemeinde St. Patricius. Hier wird seit Jahren kräftig Karneval
gefeiert und für die Session 2019/2020 strebt die „KG Patricius"
sogar die Narrenherrschaft an. Dafür muss nicht einmal eine
Karnevalsgesellschaft gegründet werden, schmunzelt Mitinitiator Willi
Schiefen, schließlich gibt es die Kirchen-Gemeinde St. Patricius seit
Jahrhunderten. Und verglichen mit den anderen Eitorfer KGs habe man
mit mehr als 8.000 deutlich die meisten Mitglieder.
Seit mehr als 50 Jahren gibt es die Traditionssitzung des Pfarrchors
St. Cäcilia, eine originelle Veranstaltung, bei der noch heute
ausschließlich eigene Kräfte mit Büttenreden, Gesangsvorträgen und
Tänzen den Saal zum Toben bringen. Vor etwa 15 Jahren wurde aus dem
Karneval des Kirchenchors der Pfarrkarneval, vor 2 Jahren musste die
Sitzung ihr angestammtes Domizil in der „Schäl Sick" in Kelters
verlassen. Doch auch im Alzenbacher Schützenhof sei die Sitzung
genauso urig und hausgemacht wie eh und je, beste Stimmung garantiert,
freut sich Schiefen. Am Bühnenprogramm sei auch traditionell die
Geistlichkeit beteiligt, erinnert Schiefen an die gelungenen Auftritte
von Diakon Horst Geuß, der in der letzten Session nach 30 Jahren
seine letzte Büttenrede gehalten hat. Doch stünden ihm die in Eitorf
seit 2009 für die Seelsorge verantwortlichen Patres der Kongregation
vom Hl. Erzengel Michael in Punkto Unterhaltungswert in nichts nach,
ihre Auftritte gehörten stets zu den Höhepunkten des Programms.
Unvergessen sei beispielsweise der Auftritt von Pfarrer Johannes
Mikrut als Tanzoffizier mit Kaplan Zbigniew Kopiniak als Mariechen.
Doch zum Karnevalsgeschehen in St. Patricius gehört mehr. Seit 2000,
im 2x 11ten Jubiläumsjahr der KG Turm Garde die der Kirchengemeinde
eng verbunden ist, gibt es vor der Rathausstürmung am
Karnevalssonntag die Heilige Messe in Mundart, besucht von den
Prinzenpaaren mit Gefolge, Fahnenabordnungen der Traditionsvereine und
vielen buntkostümierten Gläubigen. Auch im Rosenmontagszug mischt
die KG Patricius inzwischen kräftig mit und bereicherte diesen in der
vergangenen Session mit einer rund 80köpfigen Fußgruppe.
Auch die Idee 2019/2020 die Prinzenpaare aus den Reihen der
Kirchengemeinde zu stellen wurde an einem Rosenmontag geboren, als das
Orgateam des Pfarrkarnevals bei einem Kölsch zusammensaß, darunter
Pater Johannes, auch Regimentspfarrer der Turmgarde und die
KV-Mitglieder Georg Ahr, Präsident der Turmgarde und Willi Schiefen,
Sitzungspräsident des Pfarrkarnevals. Ein jeckes Jubiläum, in Eitorf
Voraussetzung für die närrische Regentschaft, sahen die Initiatoren
durch 11 Jahre Dienst der Michaeliten in Eitorf erfüllt. Die Patres
stehen Karneval sehr positiv gegenüber, weiß Schiefen, schließlich
gehört er als fröhliches Fest vor Beginn der österlichen Fastenzeit
zum uralten christlichen Brauchtum. Nicht von ungefähr gehören im
Rheinland die vier Ks, Kölsch, Karneval, Kamelle und Kirche zusammen,
erklärt Schiefen weiter. Den Polen werde zudem Freude am Feiern und
Singen nachgesagt, darin bildeten die Patres keine Ausnahme und Freude
am Leben gehöre ohnehin zum christlichen Glauben. Überdies sollten
auch kirchliche Aspekte nicht zu kurz kommen, schließlich verbinde
Frohsinn und Lachen Menschen und trage hier auch zum Zusammenwachsen
der früher eigenständigen Pfarreien bei, die seit 2009 die
Kirchen-Gemeinde St. Patricius bilden. Die Idee wurde dann weiter
entwickelt, schließlich ein Antrag an den Festausschuss Eitorfer
Karneval gestellt und positiv beschieden.
Für die Kosten der närrischen Regentschaft können keine
Kirchenmittel eingesetzt werden, da diese ausschließlich pastoralen
Zwecken vorbehalten sind. Daher will das Orgateam durch
Veranstaltungen Gelder erwirtschaften und gleichzeitig Geselligkeit
und Frohsinn fördern. Nach einem „Kölsche Ovend" im September
steht am 12. November mit „Kölsche Krätzjer und Verzällcher" ein
weiteres Beispiel rheinischen Brauchtums auf dem Plan. Erwin
Rußkowski präsentiert heitere Sketche in rheinischer Mundart und
Philipp Oebel, Krätzjesänger alter Schule, lädt ein zu kölschen
Klassikern von Ostermann bis zu den Bläck Fööss. Die Veranstaltung
beginnt um 18.00 Uhr im Pfarrheim an der Schöllerstraße, Einlass ist
ab 17.00 Uhr, Karten gibt es im Pfarrbüro.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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