Notwendigkeit von Schulsozialarbeit diskutiert
Uneinig über Entfristung der Stellen

Die Schulsozialarbeiterinnen Conny Piatkowsky, Fabiola Gies, Kerstin Krämer und Sabine Schützeichel (von li) berichten aus ihrem schulischen Alltag. | Foto: Deitenbach
  • Die Schulsozialarbeiterinnen Conny Piatkowsky, Fabiola Gies, Kerstin Krämer und Sabine Schützeichel (von li) berichten aus ihrem schulischen Alltag.
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Eitorf - Auf Antrag der SPD-Fraktion beschäftigte sich die Eitorfer Politik
erneut mit dem Thema „Schulsozialarbeit“, dieses Mal im
Schulausschuss (SchuA). Bürgermeister Dr. Rüdiger Storch machte
dabei deutlich, dass der SchuA eigentlich nicht zuständig sei sondern
Personalausschuss und Rat, da es vorrangig um die Entfristung der nach
sieben Jahren noch immer befristeten Arbeitsverhältnisse ging.
Dennoch habe man auch dem SchuA Gelegenheit zur Stellungnahme geben
wollen.

Dafür waren Storch allerdings nicht alle Ausschussmitglieder dankbar,
insbesondere CDU- und FDP- Fraktion wollten auf ein Votum lieber
verzichten und legten der schulpolitischen SPD-Sprecherin Monika
Ziegenhohn erfolgreich nahe, darauf zu verzichten. GRÜNE und BFE, die
sich selbst bereits in ihren Haushaltsreden wie die SPD klar für
Erhalt und Entfristung der Stellen ausgesprochen hatten, plädierten
dafür, hier endlich klar politisch Position zu beziehen, doch CDU und
FDP wollten genau das vermeiden. Zwar sprachen sich die
Fraktionsvorsitzenden Toni Strausfeld (CDU) und Timo Utsch (FDP)
mehrfach für die Wertigkeit der von den Schulsozialarbeitern
geleisteten Arbeit aus, dennoch gibt es deutliche Vorbehalte diese
auch zu finanzieren. Während sich Strausfeld darum sorgte, dass ein
negatives Votum zum aktuellen SPD-Antrag als generelle Ablehnung der
Schulsozialarbeit verstanden werden könnte, beschäftigten seinen
FDP-Kollegen Utsch die Konsequenzen im Falle einer positiven
Beschlussempfehlung an den Rat durch den SchuA und einer negativen
durch den Personalausschuss.

Hinsichtlich der formalen Aspekte wies Storch zudem darauf hin, dass
eine positive Entscheidung des Rats zur Stellenentfristung ohnehin
einer Prüfung durch die Kommunalaufsicht bedürfe. Personalamtsleiter
Manfred Derscheid ergänzte, dass die Stellen nicht im Stellenplan
enthalten seien und außerdem die Frage offen, ob Schulsozialarbeit
Kommunal- oder Landessache sei. Als weiteres Hindernis für die
Entfristung führte Storch an, dass diese solange nicht möglich sei,
wie vom Land nicht langfristig die Übernahme von 60 Prozent der
Kosten garantiert werde. Zwar betonte auch Storch mehrfach seine
persönliche Einstellung zugunsten der Schulsozialarbeit, dennoch
ließ die Verwaltung eigene Lösungsvorschläge zur dauerhaften
Sicherung der Stellen vermissen.

Dem SPD-Antrag folgend, erhielten die Schulsozialarbeiterinnen
Gelegenheit, einen kleinen Einblick in ihre Arbeit zu geben. Der
Vortrag machte deutlich, wie unverzichtbar heute Schulsozialarbeit
ist, um Chancengleichheit zu verbessern, Lernklima zu schaffen,
Überforderung von Schülern und Eltern zu minimieren, Konflikte zu
lösen oder akute Krisen zu begleiten. Neben vielen Praxisbeispielen
sprachen auch die nackten Zahlen für sich. So sind allein an der
Sekundarschule fast ein Viertel der Schüler BuT (Bildungs- und
Teilhabepaket) berechtigt. Pro Jahr werden hier durch die
Schulsozialarbeiter rund 300 Stunden „soziales Lernen“ erteilt,
470 Elterngespräche geführt und in 170 Fällen Einzelfallhilfe
geleistet.

Für die Sekundarschule ließ Johannes Ahr, Ortsverbandsvorsitzender
und Sachkundiger Bürger der CDU, die Notwendigkeit von
Schulsozialarbeit auch gelten, für das Gymnasium sah er die Situation
anders, wie bereits der Fraktionsvorsitzende Roger Kolf, der schon in
der Haushaltsrede unstrittigen Bedarf nur an Sekundarschule und
Grundschule Brückenstraße ausmachte und zur Finanzierung die
Umwandlung von unbesetzten Lehrerstellen als Alternative ins Spiel
brachte. Auch Ahr glaubte am SGE mit „kompetenten Lehrern und
kompetenten Elternhäusern“ könne der Bedarf nicht wirklich hoch
sein. Die Begründungen für Schulsozialarbeit stellten seines
Erachtens die Kompetenz der Lehrkräfte in Frage, er halte
Schulsozialarbeit eher sinnvoll für sozial Schwächere. Utsch hielt
fest, früher sei es ja auch ohne Schulsozialarbeit gegangen und deren
Notwendigkeit müsse man ja auch denen erklären können, denen man
das Geld dafür „aus der Tasche ziehe“.

Dem widersprach nicht nur SGE-Leiterin Dagmar Philipps, die klar
machte, dass auch am Gymnasium der Anteil von Erziehung gegenüber der
Bildungsvermittlung ebenso gestiegen sei wie der Anteil von Kindern
mit psychischen Problemen oder der Anteil von überforderten Schülern
und Eltern. Nicht nur die Gesellschaft, auch Erziehung habe sich
grundlegend verändert. Tanja Radwan, Schulleiterin des
Grundschulverbunds Alzenbach/Mühleip ergänzte, dass ja Kinder mit
erhöhtem Förderbedarf aber hoher Intelligenz durchaus auch zum
Gymnasium wechselten. Die Problematik aus Schulsicht auf den Punkt
brachte Boris Kocea, Leiter des Grundschulverbunds Eitorf/Harmonie:
„Wir brauchen dringend Leute für die gesellschaftliche Aufgabe,
jedem Kind einen vernünftigen Lebensweg aufzuzeichnen. Das können
Lehrer allein nicht leisten“.

Nachdem die SPD auf eine Abstimmung ihres Antrags verzichtete, brachte
für die BFE deren Fraktionsvorsitzender Hans-Dieter Meeser den Antrag
ein, für die weiteren Beratungen eine gutachterliche Stellungnahme
zur haushaltsrechtlichen Situation einzuholen. Dem wurde einstimmig
stattgegeben

- Renate Deitenbach

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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