Sprachen-Kompass
Völkerverständigung im Wortsinn

Eitorf -

Nach vielfältigen Aktivitäten, von der Pflanzung eines
Inklusionswalds über Fachtagungen, Musikfestival oder
Willkommensfeste bis zu gemeindeweiten Aktionen mit dem Ziel Menschen
einander näher zu bringen oder ganz Eitorf zum Lernort für Jedermann
zu machen, hat der „Arbeitskreis AlleInklusive“(AK) jetzt ein
neues Projekt umgesetzt. Mit dem „Sprachenkompass Eitorf-Windeck“
soll ein Jedermann zugängliches Verzeichnis von ehrenamtlichen
Übersetzern erstellt und die Kommunikation zwischen den Menschen
unterschiedlicher Nationen verbessert werden. Zur Abrundung enthält
der Sprachenkompass zusätzlich eine informative Abhandlung zur
historischen Entwicklung der enormen Sprachenvielfalt in Eitorf. Der
Sprachenkompass ist nicht nur ein ungemein praktisches Instrument für
Schulen, Behörden oder Vereine, der AK sieht darin vor allem einen
maßgeblichen Beitrag zur Inklusion.

Entstanden ist die Idee bei einer Tasse Kaffee, zu der sich die
AK-Mitglieder Walter Hövel, pensionierter Leiter der Europaschule
Harmonie, und Christos Zacharias, Psychotherapeut und Mitarbeiter der
AWO-Tagesstätte im Sozialpsychiatrischen Zentrum Eitorf, getroffen
hatten. Eine Bemerkung von Zacharias über die häufige Problematik
der Verständigung mit Klienten die nur wenig Deutsch sprechen und die
oft schwierige Suche nach offiziellen Übersetzern fiel bei Hövel auf
fruchtbaren Boden. Das Interesse des passionierten Lehrers, der seine
Berufswahl auf seine Begeisterung für Sprache zurückführt, sich
seit Jahrzehnten europäischem Austausch auf unterschiedlichsten
Ebenen widmet und die Förderung von Inklusion schon früh zum
Mittelpunkt seiner beruflichen und ehrenamtlichen Aktivitäten gemacht
hat, war geweckt. Noch beim Kaffee entwickelten Zacharias und Hövel
die Grundzüge eines Sprachen- und Übersetzerverzeichnisses und auch
der Name „Sprachenkompass“ wurde spontan aus der Taufe gehoben.

Beim AK stieß die Idee auf große Begeisterung und gemeinsam machten
sich die Mitglieder auf die Suche nach Menschen die mehrere Sprachen
beherrschen und zu ehrenamtlichen Übersetzungen bereit sind, ebenso
wie nach Multiplikatoren, die sich an der Suche beteiligten. Hierbei
zeigte sich die Vernetzung die der AK seit Jahren aufgebaut hat als
ideale Grundlage, deren Fäden und Wege genutzt und zusammengeführt
werden konnten. Insbesondere Hövel führte unzählige Gespräche und
recherchierte nebenher in unterschiedlichsten Quellen, vom Meldeamt
bis zu Chroniken und Sprachatlanten, aktuelle und historische
Sprachvorkommen in Eitorf.

Demnach werden hier derzeit 106 Sprachen gesprochen, Menschen aus 98
Nationen leben und arbeiten in Eitorf. Für den Sprachenkompass
konnten bisher 63 Übersetzer für bislang 50 Sprachen gefunden
werden, das Verzeichnis soll jedoch kontinuierlich ausgebaut werden.
Unter den Übersetzern finden sich Muttersprachler ebenso wie Menschen
die eine Sprache studiert oder durch Auslandsaufenthalte erlernt
haben.

Zu den Sprachen für die bereits Übersetzer zur Verfügung stehen
gehören nicht nur Farsi, Dari, Hindi oder Paschtu, auch Swahili,
Punjabi, Urdu oder Luganda stehen im Verzeichnis. Neben vielen
weiteren Sprachen haben nicht nur Gebärdensprache und Kreolsprachen
Eingang in den Sprachenkompass gefunden, auch regionale Dialekte wie
Kölsch und Eitorfer Platt werden angeboten. Gesucht werden vor allem
noch Menschen die baltische und skandinavische Sprachen sprechen und
auch Tamil, hebräisch, Katalan oder Jiddisch fehlen noch.

Der Sprachenkompass zeigt sich als Völkerverständigung im
grundlegendsten Sinn des Wortes. Hövel hat vor allem die Erfahrung
gemacht, dass es in Eitorf eine große Bereitschaft gibt fremde
Sprachen zu erlernen und zu sprechen, ebenso wie eine enorm hohe
Akzeptanz für Menschen die andere Sprachen sprechen, auch für
Menschen aus anderen Kulturkreisen, darunter auch für bei uns
Schutzsuchende. Sowohl die heutige Vielfalt wie auch die Akzeptanz
scheinen Folgen historischer Entwicklungen zu sein, wie der
umfangreiche und hochinteressante Exkurs von Walter Hövel im Anhang
des Sprachenkompass zeigt.

Im Internet steht der Sprachenkompass unter www.alleinklusive.de 
bereits zur Verfügung, eine Druckfassung ist in Vorbereitung.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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